• ENTSPANNT UND LUSTIG WAR`S. Gastgeber Walter Witzany lud Klaus Luger ins altehrwürdige Cafe Traxlmayr an der Linzer Promenade zum Kaffeeplausch ein.

Stahlstadt-Bürgermeister Klaus Luger über seinen Job, die SPÖ und Linz-Schulden.

Zehn Jahre ist Klaus Luger nun Linzer Bürgermeister. In dieser Zeit hat die Landeshauptstadt etliche große Projekte gestemmt und auch viele neue Bewohner dazugewonnen. Das fördert das Schuldenwachstum und fordert die Stadtregierung. Die wiederum lobt der Bürgermeister im Gespräch mit mir ausdrücklich – und das über alle Parteigrenzen hinweg.

Nachdem wir beide jetzt a Kaffeetscherl trinken, gleich zur ersten Frage. Wie würden Sie die Sozialdemokratie jemandem beschreiben? 
Für mich liegt der Sozialdemokratie das Konzept einer gerechten Gesellschaft zugrunde, die Verantwortung einmahnt, Leistung  in den Mittelpunkt stellt und für die Menschen, die das nicht erfüllen können, ein soziales Netz spannt. Von der Geisteshaltung her liberal und gegenüber Andersdenkenden respektvoll.
Da gibt es jetzt aber in der SPÖ schon noch Luft nach oben? 
Ja, natürlich (zwinkert). Ich versuche jedenfalls stets einen  Verbesserungsbeitrag zu leisten.
Hat sich die Sozialdemokratie, was den Humanismus in der Gesellschaft anbelangt, so positioniert, wie Sie sich das vorstellen?
Grundsätzlich ja. In manchen Bereichen werden wir etwas verengt wahrgenommen. An dieser Wahrnehmung haben aber nicht die Bürger Schuld, sondern hier liegt es natürlich schon in der Verantwortung der SPÖ, künftig noch einiges besser zu machen.
Als Bürgermeister einer Landeshauptstadt hat man ja viele Aufgaben – nicht nur im Rathaus. Etwa auch im Aufsichtsrat der Linz AG, LIVA, dem Flughafen oder der Tabakfabrik. Wie schafft man das alles nach 10 Jahren und noch dazu in so fordernden Zeiten? 
Ich übe meinen Job als Bürgermeister nach wie vor mit großer Begeisterung aus – das hilft (lacht). Aber man darf das als Außenstehender auch insgesamt nicht so dramatisch sehen. Es gehört zu meinen Aufgaben einfach dazu, dass ich auch in einigen Aufsichtsräten Mitverantwortung übernehme. Und in all diesen von Ihnen zuvor angesprochenen Unternehmen gibt es ja auch stets ein gutes Management. Und dank dieser Mitarbeiter und auch dank der Unterstützung meines Teams, bei dem ich mich an dieser Stelle bedanken möchte, schafft man das besagte Aufgabenfeld auch in Krisenzeiten. Aber Sie haben schon recht: Ich bin politisch in der Stadtregierung eben nicht nur für das Ressort Innovation und Wirtschaft verantwortlich. Es geht weit darüber hinaus. Beim Bürgermeister landen letztlich ja irgendwann einmal auch alle nicht gelösten Aufgaben oder ungelösten Problemfälle am Schreibtisch.
Auch auf dem Nachtkastl?
Nein, soweit ist es noch nicht. Aber eben im Büro auf dem Schreibtisch. Da kommt man nicht aus, selbst wenn man persönlich für so manche Entwicklung wenig bis gar nichts kann.
Apropos Nachtkastl. Wann beginnt Ihr Tag und wie entspannt der Linzer Bürgermeister einmal richtig?
Wenn ich laufen geh, dann steh ich schon um 5 Uhr auf. Ansonsten geht es um 6:30 Uhr los. Abends wird es aufgrund so mancher Veranstaltungen nicht selten später. Die Sonntage aber habe ich zumindest weitgehend frei. Und im Sommer – aber das ist ja mittlerweile eh schon stadtbekannt – entspanne ich dafür lange und richtig mit meiner Familie auf meiner kroatischen Trauminsel Korcula.
Welches politische Motto verfolgt Klaus Luger?
Kein spezielles Motto, aber eine Haltung: Dass ich Menschen so behandle, wie ich selbst auch gerne behandelt werden möchte.
Wie definieren Sie den Begriff „Lebensstadt Linz“?
Linz ist als Industriestadt in der modernen Wissensgesellschaft angekommen, hat eine hohe Lebensqualität und bietet den Menschen die Chance, sich zu entfalten und hier auch sicher zu leben. Das alles und noch mehr macht Linz zu einer lebenswerten Stadt.
Wie geht der Bürgermeister mit Motschkeranten um?
Grundsätzlich nehme ich mir immer Zeit um zuzuhören. Denn sachliche Kritik bringt uns alle weiter und ist ja auch mehr als berechtigt. Aber es gibt auch weniger sachliche Kritik, mit der ein Bürgermeister konfrontiert wird. Da höre ich zwar auch zu, erlaube mir dann aber schon meine Sicht der Dinge ebenso darzulegen.
Linz wächst. Stand Jänner 2023: 211.000 Einwohner. Freude oder Bürde?
Natürlich freut das einen Bürgermeister. Denn es beweist ja auch, dass Linz attraktiv ist. Übrigens nicht nur für Bewohner, auch als Arbeitsplatzstandort. Aufgrund der wirtschaftlichen Stärke und einer ebenso guten sozialen Infrastruktur sehen viele Menschen eben hier eine Perspektive. Die Stadt muss deshalb natürlich auch laufend viel Steuergeld investieren. Etwa in die Infrastruktur, den Kindergarten- oder Schulplätze-Ausbau.
Die Stadt hat aber auch fast 1 Milliarde Euro Schulden. Wie geht es Ihnen damit?
Alles hat zwei Seiten. Wachstum ohne Investitionen wird es wohl kaum geben. Wir haben mit den Verbindlichkeiten Zukunftsinvestitionen getätigt. Übrigens: Auch Land und Bund müssen in herausfordernden Zeiten mit einem Budgetdefizit leben. Weil sie eben auch investieren. Ich rechne aber damit, dass wir in etwa sechs Jahren wieder Schulden abbauen können. So wie wir das in Linz schon zwischen 2014 und 2019 gemacht haben.
Wie ist die Zusammenarbeit in der Stadtregierung?
Wir haben in Linz keine Probleme damit.  In der Stadtregierung sitzen mit SPÖ, ÖVP, den Grünen und der FPÖ vier Parteien. Und dennoch werden Konflikte in der Sache stets korrekt und respektvoll ausgetragen.
Wie geht es dem Linzer SPÖ-Chef Luger mit seinem Bundesparteichef  Babler?
Herr Witzany, ich bin Demokrat und nehme Wahlergebnisse zur Kenntnis. Das ändert aber nichts daran, dass ich persönlich eben mitunter auch andere Positionen vertrete. So halte ich derzeit jedenfalls Diskussionen über neue Tempolimits auf Autobahnen für entbehrlich. Ebenso halte ich nichts von einer Diskussion über eine Arbeitszeitverkürzung. Denn mir ist wirklich nicht klar, warum man noch dazu jetzt, wo doch so viele Firmen gerade händeringend Arbeitskräfte suchen, so eine Forderung aufstellt.
Sie wollen bei der Wahl 2027 definitiv nicht mehr antreten. Was sollen die Leute einmal über Klaus Luger sagen?
Er war Okay und hat sich stets bestmöglich um Stadt und Leute bemüht.
 

Luger Klaus

im WordRap

Geboren: 8.11.1960
Sternzeichen: Skorpion
Geburtsort: Linz
Arbeitsort: Altes Rathaus Linz

Ein guter Tag beginnt… mit Laufen und einem Kaffee
Als Kind wollte ich… Sportreporter werden
Politiker sind… Menschen, die für das Allgemeinwohl tatsächlich etwas leisten
Linz ist für mich… die beste Stadt zum Leben
Meine Lieblingsfarbe ist… Dunkelblau
Meine Leidenschaft… kochen, Fußball schauen und ein Glas Wein
Mein Lieblingsgericht… Gänsebraten mit Knödel und Krautsalat
Echte Freunde… habe ich Gott sei Dank und werde ich auch noch nach dem Ausscheiden aus der Politik haben
SMS, Whatsapp oder Telefon… alle drei
An der Bar bestelle ich… eine Flasche Weißwein
Beim Check-in im Hotel schreibe ich ins Feld Beruf… Politiker
Das mag ich… Respekt und Aufrichtigkeit
Das mag ich gar nicht… Illoyalität und Verlogenheit
Wenn ich morgen eine Million im Lotto gewinnen würde… würde ich sofort meinen Wohnbaukredit tilgenMeine Frau sagt oft zu mir… ich liebe Dich
Meine wertvollste Berufserfahrung… eine Einvernahme beim SWAP-Verfahren mit der Dauer von 6 Stunden
Mein bestes ungenutztes Talent… wäre Skilaufen (lacht)
Manchmal wundere ich mich… wie am Ende schwierige und komplexe Aufgaben ganz einfach gelöst werden können
Diesen Traum möchte ich mir noch erfüllen… möglichst lange und gesund Zeit auf meiner Trauminsel Korcula verbringen

Fotos: © T.Duschlbauer

2024-02-25T22:51:27+01:00