Das Ohrwurm-Geschäft.

Tontechniker Robert Draxler über coole Klänge, die im Kopf bleiben.

Sie sind laut oder leise, sanft oder schrill, mit oder ohne Musik hinterlegt: Werbespots. Wie Regen prasseln sie – gerade jetzt in der Weihnachtszeit – auf uns hinab: beim Einkaufen, Autofahren, Radio-hören zuhause oder in Form bewegter Bilder durch den Fernseher.

Was einem dabei kaum bewusst ist, ist eine der bedeutendsten Marketingstrategien erfolgreicher Unternehmen: das sogenannte „Audio-Branding“. Was übersetzt „Akustische Markenführung“ bedeutet – Prozesse, bei denen hörbare Bestandteile von Marken oder Firmen für Werbezwecke entwickelt und genutzt werden. Für den Linzer Tontechniker Robert Draxler ist all das so selbstverständlich wie Atmen: seit 2003 ist er Inhaber und Chef des Tonstudios „Drex Records“, produziert Hörfunkspots und Telefonwarteschleifen, komponiert und textet Lieder oder „schneidert einem Unternehmen einen Song auf den Leib“, wie er es nennt. „Audio-Logos zu kreieren ist abwechslungsreich und herausfordernd“, schwärmt der 46-jährige, der sein Hobby zum Beruf machte, „neben E-Mails checken, Termine vereinbaren oder Produktionen abzuarbeiten liebe ich das am allermeisten an meinem Job.“ Auch die Zusammenarbeit mit Schauspielern und Sprechern macht dem gelernten Koch Spaß. Neben lokalen Sprechern wie etwa CITY!-Chefredakteur Christian Horvath oder Schauspielerin Sandra E. Mae, hat Draxler aber auch internationale Größen im Programm, darunter die deutsche Synchronstimme von Action-Star Bruce Willis (Manfred Lehmann) oder Wolfgang Pampel, der Promis wie Harrison Ford seine Stimme leiht.
Ohrwürmer züchten. „Immer mehr Unternehmen investieren in eine akustische Identität“, erklärt uns Draxler in seinem modern eingerichteten Untergrund-Studio in der Linzer Hamerlingstraße, „dabei spielen auch markante, gute Stimmen eine Rolle.“ Es bestehe allerdings noch Handlungsbedarf: „Manche Firmen oder Unternehmer scheuen sich noch davor, ihre Marke hörbar zu machen.“ Dabei ist wissenschaftlich erwiesen: was wir hören, bleibt im Gedächtnis – und zwar deutlich länger als bewegte Bilder im TV. So ist es zum Beispiel gar gruselig, dass jeder von uns bei der guten-Laune-Melodie „Pfeif drauf, lass die Sonne rein, und schenk dir ein….“ unweigerlich an ein Molke-Erfrischungsgetränk denken muss. Sehen, Schmecken, Fühlen, Riechen und Hören – diese Sinne benötigen wir, um Werbung wahrzunehmen. Von diesem Effekt will auch das CITY! profitieren, das auf Life Radio jedenfalls mit seinem Radio-Spot vertreten ist.
Kreativer Küchenchef. Robert Draxler weiß um die Macht des Hörens – und genießt es, mit ihr zu spielen. „Telefonwarteschleifen zu produzieren ist für mich die Brot – und – Butter – Tätigkeit“, sagt der Tonmeister, „so richtig kreativ austoben kann ich mich dann aber im Bereich Corporate Music – also einer Firma eine akustische Identität zu verpassen. Das hat viel mit Marketing zu tun. Und Marketing ist eine sehr facettenreiche Thematik.“ Er selbst war vor seiner Zeit als Tonstudioleiter als Küchenchef tätig – nebenbei komponierte er, experimentierte mit allem, was die Tontechnik damals zu bieten hatte, bildete sich auf dem Gebiet fort und baute sich einen kleinen Kundenstock auf. Bis finanzielle Sicherheit gewährleistet war – und er schließlich Nägel mit Köpfen machen konnte. Aber was macht einen guten Radiospot eigentlich aus? „Heutzutage muss im Sinne einer akustischen Markenführung sehr genau darauf geachtet werden, welche Emotionen mit dem Sound transportiert werden sollen“, so Draxler, „dabei spielen die passenden Sprecherstimmen ebenso eine Rolle wie Klänge und Text.“
Besondere Momente. Ein unvergessliches Erlebnis in seinem Tonstudio ist für Draxler die Aufnahme eines Hörfunkspots mit seiner Tochter Lara, die damals erst vier Jahre alt war. „Es war ein toller Vater-Tochter Moment“, erinnert sich der Linzer mit strahlendem Lächeln im Gesicht. Auf die Frage hin, ob er in seinem dunklen, Bunker-ähnlichenStudio (schalldichte Wände unumgänglich!) nicht manchmal depressiv würde, lacht er: „Ich liebe, was ich tue. Da wird man nicht depressiv. Außerdem gibt es zum Glück auch eine Terrasse im Obergeschoss – da sitze ich im Sommer gerne mit meinem Laptop und arbeite. Zum Ausgleich.“ Eintauschen würde er seinen Beruf nicht mehr: „Hätte es mit der Tontechnik nicht geklappt, wäre ich wahrscheinlich Küchenchef geblieben. Aber im Tonstudio steh ich dann doch lieber als in der Küche!“ 
Emotionen wecken. Musik und Töne berühren uns, weiß Draxler – und schaffen es, dass Aussagen einer Werbebotschaft länger im Gedächtnis bleiben. Individuelle Klänge und Stimmen, die mit einer Marke verknüpft werden, machen diese Botschaft schließlich einzigartig – durch ein Tonstudio wie jenes von Robert Draxler, das den passenden Sound für ein Unternehmen oder ein Produkt kreiert. Auch Musiker, Sänger oder Privatpersonen arbeiten mit Tontechnikern zusammen.
Infos zu Draxler und seinem Studio: www.drex-records.com

Fotos: © Manfred Binder

2020-03-02T23:07:49+01:00