• Sängerbund Frohsinn

Frohsinn trifft auf Tradition

Linzer Pfarrplatz Nr. 2 der Treffpunkt für Chormusik.

Der Sängerbund „Frohsinn“ blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Seit einem halben Jahr beleben zudem gleich vier Chöre mit rund 150 Sängerinnen und Sängern das Chor-Haus. Auch der Nachwuchsarbeit wird großes Augenmerk geschenkt.

Denn wer frühzeitig einen Zugang zur Chormusik findet, der wird dem Genre eher treu bleiben.

Das historisch wertvolle Gebäude am Linzer Pfarrplatz ist seit jeher Stammsitz der traditionellen „Linzer Singakademie“. Denn als im Jahre 1845 das strenge Vereinsverbot gemildert wurde, gründete der „Advocatur-Concipient“ und spätere Linzer Bürgermeister Dr. Ignaz Figuly von Szep mit sechzehn Gleichgesinnten einen „Männergesangverein“, der rasch Zulauf hatte und sich im Jahre 1849 in „Liedertafel Frohsinn“ umbenannte. Aus Gründen der Geselligkeit und zur Erweiterung der Chorliteratur fügte man einen Frauenchor hinzu. So begann die lange Tradition der großen Oratorienaufführungen, die noch heute eine der Hauptaufgaben des Chores sind. Anno 1909 schloss man sich mit dem „Sängerbund“ zum „Sängerbund Frohsinn“ zusammen, der vielen Linzern noch heute ein Begriff ist, obwohl aus Zeitgeistgründen im Jahre 1960 die noch heute gültige Umbenennung in „Linzer Singakademie“ erfolgte. Bei der letzten Überarbeitung der Vereinsstatuten wurde als Zweitname wieder der alte „Sängerbund Frohsinn“ aufgenommen. Zu den wohl prominentesten Mitgliedern dieses Vereins zählen sicherlich Richard Wagner und Anton Bruckner. Letzterer trat dem Verein im Jahr 1856 als ordentliches Mitglied bei und wurde dem zweiten Tenor zugeteilt. Im gleichen Jahr wählte ihn die Vollversammlung zum zweiten Archivar, so dass er Einblick in das vorhandene, vielfältige Notenmaterial nehmen konnte. Im Jahr 1868 sah sich Bruckner allerdings gezwungen, den Vorstand zu ersuchen, ihn wegen chronischer Heiserkeit und zunehmendem Hustenreiz bloß unter die Zahl der unterstützenden Mitglieder aufzunehmen.

Verstimmter Bruckner. Im November 1860 wurde das Musikgenie von der Vollversammlung zum ersten Chormeister gewählt. Im Frühherbst 1861 legte er das Amt allerdings „wegen zu arger Beleidigungen“ nieder, wobei nicht bekannt ist, wer zu dieser Form der Verstimmung beigetragen hat. Bruckner kam allerdings nicht los von der „Linzer Singakademie“, denn zu Beginn des Jahres 1868 wurde er neuerlich zum Chormeister gewählt, und zwar einstimmig in einer Vollversammlung, die zudem Richard Wagner zum Ehrenmitglied ernannte. Aus Dank und in Anerkennung des künstlerischen Wirkens Bruckners überließ Wagner dem „Frohsinn“ den Schlusschor aus den „Meistersingern von Nürnberg“ zur Uraufführung, die zum glänzendsten Konzert unter der Leitung Bruckners am 4.4.1868 im Linzer Redoutensaal führte, immerhin elf Wochen vor der Uraufführung des ganzen Musikdramas in München. Im Herbst 1868 musste sich der Meister allerdings endgültig vom Verein trennen, um in Wien seine neuen Stellungen als Professor am Konservatorium sowie als Organist der k.k. Hofkapelle antreten zu können. Der „Frohsinn“ ernannte ihn schließlich zum Ehrenmitglied. Ein letztes Mal leitete Bruckner die Männerchöre des „Frohsinns“ und des „Sängerbundes“ bei einem Gedenkkonzert am 28.10.1877 in St. Florian. Zur Beisetzung Bruckners in St. Florian sangen am 15.10.1896 alle „Frohsinn“- Mitglieder den Chor „Wie selig sind die Toten“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Vier unter einem Dach. Heute ist die Erhaltung des denkmalgeschützten Juwels am Pfarrplatz das Hauptanliegen des Vereins. Mit großzügiger Förderung durch die öffentliche Hand ist es von 2006 bis 2008 gelungen, das alte Haus gänzlich zu renovieren und die Probenräume mit einem zeitgemäßen Standard auszustatten. Drei weitere Chöre sind eingezogen, darunter der renommierte „Hard-Chor“. Alexander Koller ist Gründer des weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Vokalensembles. Seit einem Jahr leitet er auch die Linzer Singakademie. Neu sind der Kinderchor „bee-laut“ mit Stefanie Spanlang und der gleichlautende Jugendchor mit Magdalena Prötsch an der Spitze. Alexander Koller: „Eine derart konzentrierte und breit aufgestellte Chorgemeinschaft im Chor-Haus Frohsinn ist für Linz einzigartig. Wir wollen hier viele Sängerinnen und Sänger unter einem Dach bündeln und trotzdem die Identität der einzelnen Chöre bewahren“. Dass Chorsingen attraktiv ist, zeigen erfolgreiche Projekte im In- und Ausland, internationale Wettbewerbe, Konzerte und letztlich die moderne Chorliteratur, der sich der Hard-Chor vorwiegend widmet.

Auftakt. In der Linzer Singakademie ruht man sich ebenfalls nicht auf der langen Tradition aus. Vielmehr ist sie Ansporn, die Liebe zur Chormusik weiter zu pflegen. Alexander Koller: „Auch in der Chorwelt gilt es immer Weitblick zu beweisen, Bewährtes und Neues miteinander zu verbinden. Wir wollen im Chor-Haus Frohsinn musikalische Vielfalt leben, und unsere Begeisterung und Leidenschaft für den Chorgesang auf unser Publikum übertragen.“ Eröffnet wird das Chor-Haus offiziell am 12. Oktober 2016 um 19.30 Uhr mit einem Konzert im Brucknerhaus. Am Programm steht Carmina Burana von Carl Orff. Alle vier Chöre werden dabei mitwirken.

Weitere Infos unter: www.linzersingakademie.at

2017-02-03T10:23:55+01:00