• BEDENKLICH. Oft unbemerkt ninmt das Smartphone uns in Beschlag.

Alles andere als SMART

Das ständige Starren auf das Smartphone-Display gefährdet unsere Gesundheit.

Jeder hat eins, keiner will mehr darauf verzichten. Das Smartphone dominiert unser Leben. Viele laufen damit sogar im nicht gerade ungefährlichem städtischen Straßenverkehr wie robotergesteuert durch die Gegend. Doch was macht der Tag- und Nacht-Gebrauch von Handys eigentlich mit uns, und welche sozialen und körperlichen Gesundheitsrisiken und Nebenwirkungen sind bei Dauergebrauch vorprogrammiert?

Zugegeben: ein Leben ohne Handy würde so manche Alltagssituation deutlich erschweren, unser berufliches Tun in die „graue Steinzeit“ zurückbefördern und wohl auch das eine oder andere Menschenleben mehr kosten. Denn unbestritten ist natürlich schon, dass das Handy per se nichts Schlechtes ist und in Notsituationen sogar mehr als hilfreich sein kann. Ein Spruch gilt aber eben auch hier: Die Dosis macht das Gift. Der zu häufige Gebrauch von Smartphones kann zu Suchterscheinungen und mitunter schweren Krankheiten führen.
Virtualität schlägt Realität. Laut dem „State of Mobile Report 2022“ verbringen wir im Schnitt bereits täglich satte fünf (!) Stunden am Handy. Das ist – zieht man die rund acht Stunden Schlaf ab – mehr als ein Viertel des Tages. Das kann nicht nur nicht gesund sein, sondern uns nach und nach auch völlig unbemerkt psychisch und körperlich krank machen. So ist belegt, dass dieser Dauergebrauch etwa Kurzsichtigkeit begünstigt, den Bewegungsapparat schädigt, Essstörungen befeuert und die Entwicklung von Kindern verzögert. Auch private wie berufliche Beziehungen können darunter extrem leiden. Und das bemerkt man – sofern man nicht immer nur aufs Handy starrt ;-)- überall: Im Restaurant, in den Öffis oder sogar am Familien- Esstisch. Überall Handyschauer, die ihre Mitmenschen – meist sicherlich nicht bösartig, aber eben süchtig, ignorieren. Trügerisches Glück. Dass wir uns von den Geräten nicht mehr lösen können, kommt übrigens nicht von ungefähr – das ist quasi von den Herstellern und auch unseren „Hunderten Freunden im Netz“ so gewollt. Social-Media-Apps etwa sind gar so programmiert, dass der Glücklichmacher Dopamin ausgeschüttet wird. Likes empfinden wir nämlich wie Belohnungen, Signalfarben und Benachrichtigungstöne tun dann ihr Übriges, um uns nur möglichst lange „glücklich süchtig“ online zu halten. So können viele Betreiber auch ganz viele Daten über uns sammeln. Die werden nicht selten reich – und wir mit deren „Scheinwelt, die uns an sie bindet“ manipuliert. Darüber sollten wir auch als Gesellschaft einmal nachdenken: Jeder von uns hat es in der Hand – nicht nur das Handy, auch sein echtes Leben.

MIT DIESEN ANALOGEN TIPPS BLEIBEN SIE AUCH DIGITAL GESUND

Raus aus der Smartphone-Falle. Das permanente Checken unseres Smartphones und unserer Social Media-Kanäle erzeugt Stress und kann im schlimmsten Fall tatsächlich zur Abhängigkeit führen. Starke Unruhe und Panikgefühle, sobald man seine Benachrichtigung nicht checken kann, sowie der Rückzug von Freunden können Anzeichen für eine „Social Media-Obsession“ sein. Exzessiver Smartphone-Konsum kann sogar Depressionen auslösen, und Schüler mit übermäßigen Digital- und Smartphone-Konsum entwickeln mit der Zeit ein Verhalten, dass den Kriterien von ADHS entspricht. Schon kleine Anpassungen im Alltag können dem aber entgegenwirken.
1. Machen Sie sich Ihre Bildschirmzeit bewusst. Es geht darum, achtsam wahrzunehmen, wie viel Zeit man wirklich mit dem Smartphone und sozialen Medien verbringt. Die Ergebnisse werden wohl auch Sie (negativ) überraschen. Letztlich geht es dabei darum, die eigene Struktur im Alltag zurückzuerobern, und sich nicht mehr „fremdsteuern“ zu lassen.
2. Suchtverhalten prüfen. Man kann das Handy auch wegpacken und sich einen Wecker stellen – etwa 60 Minuten – und dann schauen: Werde ich schon nervös, bevor er klingelt? Denke ich ans Smartphone, obwohl ich gerade ein Buch lese und eigentlich beschäftigt bin?
3. Nutzen Sie analoge Zeitmesser. Manchmal will man wissen, wie spät es ist – also folgt der automatische Griff zum Smartphone. Das muss aber gar nicht sein. Eine Armbanduhr oder ein Wecker machen den Handyblick-Automatismus überflüssig.
4. Keine Smartphone-Aktivitäten mehr bei der Arbeit. Selbst im Job kommen viele laut Studien auf knapp 100 Bildschirmaktivierungen pro Tag – die längste Zeit, in der man dann quasi mal am Stück etwas wirklich vertieft wegarbeiten kann, wären dann nach einer vereinfachten Rechnung circa 10 Minuten. Das wird weder die Arbeitgeber freuen noch Ihre Arbeit schneller erledigt sein lassen.
5. Schalten Sie Ihr Smartphone einfach mal ganz aus. Ja, es ist schwierig, aber möglich. Sie werden staunen, wie das Ihre Lebensqualität heben wird. Wer beruflich viel vor dem Bildschirm sitzt, sollte vor allem abends „ganz klar einen Cut machen“. Es sollte also eine Uhrzeit geben, zu der die technischen Geräte ausgeschaltet werden. Das sollte nicht nur für einen selbst, sondern für den ganzen Haushalt gelten. Auch Ihr Umfeld (Freunde, Verwandte) kann man danach „erziehen“.
6. Reduzieren Sie Ihre Kommunikationskanäle. Verschiedene Messenger, Social-Media-Plattformen, und überall bimmelt es: Es kann helfen, die Anzahl an genutzten Apps zu reduzieren. Wer nicht überall vertreten ist, hat auch weniger zu gucken.
7. Schenken und fordern Sie Aufmerksamkeit. Man sollte sich auch daran erinnern, wie man sich selbst fühlt, wenn das Gegenüber ständig nur aufs Handy starrt. Ist man etwa nicht wertvoll genug, um die gesamte Aufmerksamkeit eines Menschen zu bekommen, mit dem man Zeit verbringt? Lassen Sie das nicht zu. 

Fotos: © pixabay, AdobeStock, Williams

2023-10-01T17:18:56+02:00