Einfach nicht BÖSE sein.

AARON KARL. Der Schauspieler über Glaube, Liebe und Theater in St. Florian

Als Meteorologe Lukas in der ORF-Serie „Walking on Sunshine“ spielte sich Schauspieler Aaron Karl in die Herzen des TV-Publikums. Nun macht er einen Ausflug auf die Theaterbühne. Was für ihn dabei reizvoll ist, verriet uns der sympathische Künstler im unerwartet ernsten, exklusiven City!-Talk.

CITY!: Wie schon im Vorjahr dürfen wir Sie auch heuer wieder bei den Festspielen Schloss Tillysburg in einer Theaterrolle erleben.

Karl: Voriges Jahr kam dieses Engagement eher unverhofft zustande. Ich wollte einmal Theater machen, und genau zum richtigen Zeitpunkt kam der Anruf von Intendant Nikolaus Büchel, ob ich denn nicht in Tillysburg mit dabei sein möchte. Nach dem ersten Kennenlernen war die Sache für mich klar. Das Team in Tillysburg ist zwar klein, aber jeder hat alles gemacht, die Bühne gefegt, beim Aufbau des Bühnenbildes geholfen, sich um Requisiten gekümmert. Der Zusammenhalt im Team war einzigartig und für mich ein guter Grund, heuer wieder zu kommen. Das Ensemble ist toll, das Ambiente ist prächtig, das Programm ist interessant – ich lade hiermit alle Menschen ein, zu den Festspielen Schloss Tillysburg zu kommen.

Es steht eine Uraufführung auf dem Programm: die Bühnenfassung von „Da Jesus und seine Hawara“, im Wesentlichen eine Übersetzung des Neuen Testaments ins Wienerische. Ein reizvolles Projekt?

Ich finde das Thema faszinierend. Religion und Glaube werden heutzutage von manchen Gruppen beschlagnahmt und mit Dogmen behaftet und den Menschen wird gar nicht mehr die Möglichkeit gegeben, selbst zum Glauben zu finden. Viele Menschen, auch meiner Generation, sind Suchende, wollen Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Insofern finde ich es nicht nur unglaublich interessant, sondern vor allem wichtig, sich mit dem Neuen Testament, mit Jesus Christus, zu befassen.

Warum ist Ihnen das wichtig?

Jeder Mensch stellt sich wohl hier und da die Frage, was denn wirklich wichtig ist im Leben. Jesus Christus hat darauf eine ganz tolle Antwort gefunden: die Liebe. Natürlich ist es nicht leicht, anderen Menschen – ganz egal, wem und wo – mit Liebe zu begegnen. Aber wenn wir das alle gemeinsam schaffen würden, dann wären wir im Paradies. Wäre das nicht ein erstrebenswertes Ziel?

Sind Sie gläubig?                                

Durchaus. Ich versuche in meinem Glauben aber auch offen zu sein, Dinge oder Ereignisse von verschiedenen Perspektiven zu betrachten, nicht auf einer festgefahrenen Einstellung zu beharren und auch über den Tellerrand zu schauen. Für mich ist es wichtig, einen Konsens zu erzielen, alles andere ist destruktiv und unsinnig. Ich habe vor Jahren einmal meinen kleinen Bruder, damals 5 Jahre alt, gefragt, was denn für ihn das Wichtigste auf der Welt ist. Er antwortete mir nach kurzem Überlegen: „Das Wichtigste ist, nicht böse zu sein.“ Und das lehrt uns doch auch der christliche Glaube: gut miteinander umzugehen. Daran versuche ich mich in jeder Situation meines Lebens zu halten, auch wenn es schwierig ist und mir manchmal misslingt.

Man kennt Sie aus dem TV. Nun der Ausflug auf die Bühne an. Was machen Sie lieber?

Es kommt weniger darauf an, was man macht, sondern mit wem. Mir geht es in erster Linie darum, Sachen zu machen mit Menschen, die ich „leiwand“ finde, und das ist in Tillysburg optimal. Und natürlich hat der direkte Kontakt mit dem Publikum einen besonderen Reiz. Es freut mich sehr, wenn mir Leute ihre Aufmerksamkeit schenken; das ist ein Zeichen von Anerkennung und die Bestätigung, dass ich es auch auf der Theaterbühne geschafft habe.

Wie geht’s mit „Walking on Sunshine“ weiter?

Die erste Staffel ist sehr gut gelaufen und wir haben unser Publikum gefunden. Es wird eine zweite Staffel folgen und ich bin gespannt, was sich die Autoren ausdenken und wie sich meine Rolle entwickelt.Die Serie hat Potenzial und ich freue mich auf die Fortsetzung. Es sind ja auch tolle Kollegen dabei wie Proschat Madani und Robert Palfrader.

In die Schauspielerei sind Sie ja früh eingestiegen, haben offensichtlich auch die Gene Ihres Vaters Fritz Karl geerbt. Ist er für Sie ein Vorbild?

Ja und nein. Er ist zweifellos einer der besten österreichischen Schauspieler und natürlich schau ich mir an, was er macht und wie er es macht. Er hat aber ein ganz anderes Verständnis, wie man diesen Beruf angehen muss, ebenso wie man sein Leben zu leben hat. Diesbezüglich haben wir oft heiße Diskussionen. Vorbild ist er mir insofern, als er als Schauspieler einfach sehr gut ist, und das seit vielen Jahren.

Gibt es etwas, das Sie in Ihrem Leben unbedingt noch machen möchten?
Ich habe ein Projekt im Kopf, das ich definitiv noch umsetzen möchte: einen Film über den Bürgerkrieg im Februar 1934, der ja von Linz ausgegangen ist. Ich bin noch mitten in der Recherche, aber das will ich wirklich machen. Sportlich gesehen möchte ich mich im Paragleiten versuchen.

Gab es für Sie jemals Intentionen, einen anderen Beruf zu ergreifen?

Meine eigene Schauspielerkarriere ist ja in vielem ein Resultat glücklicher Umstände, vieles ist mir einfach passiert. Persönlich wichtig war mir das Studium. Denn eine fundierte Ausbildung ist die Basis eines erfolgreichen und damit auch glücklichen Berufslebens – egal, in welcher Branche. In Zeiten, wo ich gerade nicht drehe, kommen aber immer Überlegungen, umzusatteln und einen Plan B zu haben, was ich statt der Schauspielerei machen könnte. Es müsste in jedem Fall etwas sein, wo ich mit Menschen zu tun habe und eine Tätigkeit, die mich abseits des reinen Geldverdienens erfüllt.

Welche Pläne haben Sie für die Zeit nach Tillyburg?

Mit der Vorbereitung auf meine Rolle in „Da Jesus und seine Hawara“, das Gastspiel in Tillysburg und die zweite Staffel von „Walking on Sunshine“ wird die nächste Zeit sehr arbeitsintensiv und ich konzentriere mich voll darauf. Was danach kommt, weiß ich noch nicht; ich lasse es auf mich zukommen im Vertrauen darauf, dass bisher „danach“ immer etwas Neues auf mich gewartet hat und der Aufwärtstrend anhält. Ich bin aber auch darauf vorbereitet, dass es anders kommen und es z.B. nächstes Jahr mit der Schauspielerei vorbei sein könnte. Dann habe ich zwei Möglichkeiten: entweder ich bin unendlich traurig und klammere mich an eine Sache, die vergangen ist, oder ich akzeptiere es und bin offen für Neues.

Haben Sie für den „Fall der Fälle“ vorgesorgt?

Ja, denn finanzielle Vorsorge ist wichtig. Ich wäre dafür, dass schon in der Schule gelehrt wird, wie man sein Geld richtig verwendet – so, dass es nicht an Wert verliert und man etwas auf der Seite hat, wenn es im Leben einmal nicht so gut läuft. Wobei ich anmerken muss, dass heute viele Menschen gar nicht mehr die Möglichkeit haben, viel zu sparen, wie etwa eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern.

Sind soziale Netzwerke wichtig?

Immens wichtig – aber damit meine ich nicht Facebook oder Instagram, sondern ein Netzwerk an Menschen, auf die man sich wirklich verlassen kann, wo man sich aufgehoben weiß und geborgen fühlt. Freunde und Familie eben. Ich habe ja eine sehr große und enge Familie, 6 Geschwister und 19 Cou-sins und Cousinen, dazu die Eltern, Onkel und Tanten – und wir stehen alle sehr zueinander und gehen sehr liebevoll miteinander um. Auf meine Familie kann ich mich 100%ig verlassen, auch für den Fall, dass es mit der Schauspielerei einmal nicht mehr klappen sollte.

Mit wem würden Sie gerne einen Abend verbringen?

Mit Jesus – ganz ehrlich, das wär´s! Mich würde brennend interessieren, wie dieser Mensch ist, der alle Menschen lieben kann. Ich hätte aber wahrscheinlich gar keine Fragen an ihn, sondern würde einfach das Zusammensein genießen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Für mich persönlich: gute Gesundheit und gute Geschäfte. Für die Welt: dass wir als Menschheit einen humanistischen Fortschritt machen. Dass wir begreifen, dass es nicht darum geht, sich persönlich zu bereichern, sondern dass es die größte Bereicherung ist, gut und konfliktfrei zusammen zu leben.

Stimmt es, dass Sie selber nicht fernsehen?

Wie auch, ich habe keinen Fernseher! Das mag für einen Schauspieler, der primär über das Fernsehen bekannt geworden ist, vielleicht befremdlich sein, aber ich habe einfach nicht das Bedürfnis, Fernsehen zu konsumieren. Schauen Sie, ein Juwelier behängt sich ja auch nicht zwangsläufig mit dem Schmuck, mit dem er den ganzen Tag über zu tun hat. Fernsehen gehört halt nicht zu meinen Freizeitaktivitäten.

Was dann?

Ich mach Musik, und zwar gern und viel. Ich habe eine Band namens „IYI“, der ich mich nun – nach einer durch mein Studium in Potsdam bedingten Schaffenspause – wieder mehr widme und wir werden es wohl heuer noch schaffen, ein Album raus zu bringen.

PERSONALAKTE

AARON KARL
Geboren: 7.5.1990
Sternzeichen: Stier
Er stand bereits im Alter von 6 Jahren erstmals vor der Kamera;
im Laufe seiner Schauspielerkarriere spielte er u.a. in TV-Serien
wie Tatort, SOKO Donau, SOKO Kitzbühel oder Schnell ermittelt.
Er ist glücklich vergeben und teilt sich eine Wohnung in
Wien/Josefstadt mit seiner Schwester und deren Hund.

Fotos: © ORF, Redaktion, ORF / Thomas Ramstorfer

2020-06-01T22:07:42+02:00