• IN DER PIANINO-BIBLIOTHEK. VP-Staatssekretärin Claudia Plakolm (28) plauderte mit Walter Witzany über ihre Karriere, Wünsche und Ziele. Die Oberösterreicherin geizte dabei auch nicht mit dem Dialekt: „So bin i, so red i.“ 37

Die Oberösterreicherin Claudia Plakolm arbeitet als Staatssekretärin mit Karl Nehammer.

Claudia Plakolm (ÖVP) stammt aus Walding (Bezirk Urfahr-Umgebung) und ist seit Dezember 2021 Staatssekretärin für Jugend und Zivildienst. Mit Radiolegende Walter Witzany plaudert die 28-jährige Polit-Aufsteigerin bei einem gemütlichem Mittagessen im Linzer Restaurant „Pianino“ über ihren Werdegang, den Hitze-Sommer, die Inflation, Klimakleber und ihren Glauben daran, dass die Koalition mit den Grünen in Wien hält.

Wieso sind Sie Politikerin geworden bzw. warum tut man sich das überhaupt an?
Gute Einstiegsfrage (lacht). Für mich war das ja fast schon irgendwie vorgegeben. Denn Politik war bei uns Zuhause immer ein Thema, mir deshalb auch nicht fremd. Meiner Mutter und meinem Vater, der seit 2015 Bürgermeister in Walding ist, war es von jeher wichtig, dass man sich für Menschen mit Herzblut engagiert. Ich selbst habe damit mit 18 Jahren in der Schülervertretung begonnen, war auch Landesschulsprecherin. Dann wurde ich Obfrau der Jungen ÖVP Oberösterreich, heute bin ich das immer noch, aber halt bundesweit. 2017 zog ich schließlich als jüngste Abgeordnete in den  Nationalrat ein. Aber egal wann und wo, mir war und ist der Kontakt zu den Menschen nach wie vor am wichtigsten. So verliert man nämlich auch das Gspür für die Leut ned, kann ihre Anliegen besser verstehen. Und gerade etwa bei der Jugend, für die ich politisch ja zuständig bin, geht es naturgemäß um Entscheidungen, die Auswirkungen auf einen längeren Zeitraum haben. Deshalb muss man gerade den Jungen gut zuhören. Und das versuche ich bestmöglich. 
Die Imagewerte von Regierenden sind ja nicht die besten. Warum ist das so bzw. kommt man so überhaupt noch leicht ins Gespräch mit den Menschen?
Ja, doch, man muss nur wollen. Aber es stimmt natürlich: Die Imagewerte von Politikern sind ganz allgemein betrachtet ned die besten. Das liegt wohl auch daran, dass Politiker nicht immer die populärsten, aber eben die notwendigen Entscheidungen treffen müssen. Und in Krisenzeiten gewinnt man als Politiker sowieso keine Beliebtheitspreise. Wenn man aber trotzdem täglich sein Bestes gibt und versucht, das Richtige auch populär zu machen, etwa eben auch durch ganz viele persönliche Gespräche, dann kommt man plötzlich doch auch mit so manchen Kritikern schnell wieder zusammen. Zumindest meistens (lacht). Aber man muss halt mit die Leut reden und ned andauernd nur mit anderen Kollegen öffentlichkeitswirksam streiten. Das macht kein gutes Bild. Diskutieren ist natürlich OK, aber das sollte man sachlich und mit Stil machen. Denn alles andere führt eben zum schlechten Image und widert die Bevölkerung an. Das sagen mir die Menschen auch genau so.
Wir sitzen hier im Pianino, mitten in Linz. Wie fühlt sich das Heimkommen an? Oder anders gefragt: Wie sehr fehlt Ihnen OÖ am glatten Wiener Parkett?
Ach, das geht schon, wenn man eben  auch wirklich regelmäßig heimkommt. Egal, ob bei der Familie, mit Freunden oder hier beim Interview mit Ihnen, Herr Witzany. Sie haben übrigens einst sogar bei meinem Maturaball moderiert. Das werden Sie bei ihren vielen Einsätzen wahrscheinlich gar nicht mehr wissen, aber mich hat das damals schon sehr beeindruckt, wie spontan sie waren und Ihr Publikum begeistert haben. Schön, dass wir uns jetzt wieder treffen. 
Danke für das Kompliment. Das hört man auch im Alter noch gerne. Sie haben ja mit Ihren erst 28 Jahren schon eine beachtliche Karriere gemacht, sind von Karl Nehammer vor zwei Jahren zur Staatssekretärin auserkoren worden und arbeiten jetzt quasi Tür an Tür mit dem Bundeskanzler am Ballhausplatz. Wie ist Ihr Job?
Sehr abwechslungsreich. Man hat mit vielen interessanten Persönlichkeiten zu tun und spannende Aufgaben zu erledigen. Außerdem bin ich ja auch die parlamentarische Vertretung des Bundeskanzlers und nehme somit auch viele Sitzungen im Nationalrat wahr. Ich freue mich jedenfalls sehr, dass ich als relativ junger Mensch auch Jugendpolitik machen darf. Ein Privileg. Und auch für den gesellschaftlich so wichtigen Zivildienst bin ich verantwortlich. Das taugt mir voll. 
Machen Kameras Sie noch nervös? 
Das kommt darauf an, ob sie mir auffallen (lacht). Nein, Sie wissen ja selbst auch: Man gewöhnt sich daran.
Man sagt, dass einen die Bundespolitik schwer altern lässt. Wie fühlt sich das für eine 28-Jährige an? 
Ja, der Job ist intensiv und man ist als Mitglied der Bundesregierung eigentlich ständig gefordert und auch nie nur Privatperson. Aber wenn man was gerne macht, ja, dann macht man es bekanntlich auch gut. Und ich mache diese Arbeit echt gern, freu mich über Erfolge, die ich etwa für junge Leut erreichen kann. Und es ist wie gesagt auch ein sehr spannender Job mit immer neuen Herausforderungen. Das hält jung (zwinkert). 
Als Regierungsmitglied verantwortet man ja auch große Budgetposten, muss fürs eigene Ressort aber zunächst auch einiges herausholen. Zufrieden damit? 
Ich bin letztes Jahr erstmals in die Budgetverhandlungen gegangen. Und ich konnte dabei auch tatsächlich einiges für die Jungen herausverhandeln. Ein gutes Gefühl. Insbesondere nach den schwierigen Pandemie-Jahren oder jetzt in Zeiten dieses grauenhaften Kriegs in Europa. Umso wichtiger ist es, eben gerade der Jugend wieder etwas mehr Mut und Zuversicht zu vermitteln. Dafür müssen wir Politiker aber natürlich auch mit gutem Beispiel vorangehen. Ich will konstruktiv sein, Lösungen schaffen. Und deshalb engagiere ich mich auch mit ganz viel Initiativen, um jungen Menschen eben auch wieder Perspektiven zu geben. Sie sollen wissen, dass man sich trotz eines schwierigem Umfeldes mit Fleiß auch heutzutage noch etwas aufbauen kann. Deshalb hole ich solche Beispiele auch immer wieder gerne vor den Vorhang: Menschen, die etwas tun, Ziele und Erfolge haben. Etwa ausgezeichnete Lehrlinge, kreative Jungunternehmer oder auch junge Leut im Ehrenamt, die Verantwortung übernehmen,  anpacken und die allgemein so wahnsinnig wichtig für unsere Gesellschaft sind. Im Herbst werden wir auch einige dieser Landsleute präsentieren. Was wieder einmal beweist: Es gibt sie, die Jungen, die können und die auch wollen. Aber wir Politiker müssen sie halt auch mit den bestmöglichen Rahmenbedingungen unterstützen. 
Was Sie, liebe Claudia Plakolm, sehr sympathisch macht: Ihr Dialekt. Nie abgelegt? Ned amoi in ZIB-Interviews?
Na. I bin wie i bin – jetzt erst recht (lacht). Und i glaub, dass der oberösterreichische Dialekt ana is, den man überall guat verstehen kann. Außerdem bin i a stolze Oberösterreicherin. Übrigens: Mir hams in da Ortsmusik Walding, wo ich ja auch jetzt immer noch a bissl mitspü, gesagt: „Du, Claudia, verstell dich ja ned, wenn du nach Wien kumst.“ Dieses Versprechen konnte ich leicht geben (lacht), ich verstelle mich nicht. Auch in der ZiB nicht. Mein Motto: Frisch heraus, so wie es grad vom Herzen kommt.
Was spielen Sie in der Musikkappelle? 
Die Posaune. 
Was war denn der unvergesslichste Auftritt mit der Musikkapelle?
Ich bin ja bekanntlich mehr eine marschierende Musikerin, und da gefallen mir – eh ganz klar – die Bezirksmusikfeste eigentlich noch immer am besten. Gänsehautmomente hab ich zuletzt aber auch mit Freunden beim „Woodstock der Blasmusik“ erlebt, da warn insgesamt rund 19.000 Musiker, sehr beeindruckend.
Geschwister sind auch im Musikverein?
Ja, mein kleiner Bruder. 
Die Ferien sind vorbei, wo und wie haben Sie sich denn entspannt?
Ich war vor ein paar Wochen erst auf dem Gipfel des Großglockners und habe auch in Südtirol einige Tage ausgespannt. Aber echt beeindruckend und – ich gebs zu – auch Respekt einflößend war das Gefühl, beim Gipfelkreuz des Großglockners zu stehen. Einfach nur WOW!
Vielerorts auf der Welt gab es in diesem Sommer leider auch schwere Brände – und selbst dort, wo es nicht gebrannt hat, gab es aufgrund extrem hoher Temperaturen jenseits der 40 Grad auch viele Hitzetote. Was denken Sie als junger Mensch über diese Katastrophen? Ist das noch normal oder schon Klimakrise?
Klar ist, dass es nicht mehr notwendig sein sollte, jemandem zu erklären, dass es den Klimawandel gibt. Dieser lässt sich jedenfalls aus meiner Sicht nicht mehr leugnen. Mein Ansatz ist es aber, dem Klimawandel mit Innovationen zu begegnen und weniger mit Verboten. Denn nur so kann man die Welt nachhaltig grüner machen, Jobs erhalten und den Wohlstand sichern. In Linz wird z.B. der erste grüne Stahl mit Wasserstoff hergestellt werden. Wir sind überhaupt EU-Spitzenreiter, wenn es um die Entwicklung neuer Umwelttechnologien geht. Das ist auch gut, wichtig und richtig so. Und deshalb sollten wir unsere Wirtschaft, die alles unternimmt, damit diese Transformation auch gelingt, bestmöglich unterstützen und sie nicht mit weiteren Fleißaufgaben überfordern oder gar zum Abwandern in weniger umweltbewusste Länder zwingen.   
Bekanntlich können Sie ja mit Klimaklebern persönlich weniger anfangen? 
Stimmt. Weil ich denke, dass sie nichts bewirken. Klimaschutz ist wie gesagt ein wichtiges Anliegen, das wir aber sicher nur gemeinsam, durch Forschung und daraus resultierenden Fortschritt wirklich voranbringen können. Man gewinnt doch bitte nichts, wenn man sich auf die Straße pickt und andere behindert oder unter Umständen sogar gefährdet. Nein, davon halte ich nichts. Und mittlerweile wenden sich ja sogar schon ganz viele junge Menschen kopfschüttelnd von dieser Art des Protestes ab. Übrigens: Wir sind nicht die letzte Generation. Nein, wir sind die nächste und können mit Zusammenhalt und Innovationsgeist  alles noch verändern. Ich halte zudem von apokalyptischen Vorhersagen, die nur Angst schüren, nichts. Ziehen wir lieber gemeinsam an einem Strang. Begeistern wir alle, auch die Skeptiker, mit vernünftigen und innovativen Lösungen. Damit jeder mit kann und niemand zurück bleibt.
Die Pensionen sollen ja um rund 10 Prozent erhöht werden. So manch Junger mokiert sich darüber. Wie, liebe Claudia Plakolm, denken Sie darüber?
Klare Ansage: Der Generationenvertrag ist einzuhalten. Wir haben zudem doch erst vor einigen Jahren einen Automatismus zur Anpassung an die Inflation geschaffen. Das ist ein Gesetz. Außerdem: Wer sind denn diese Pensionisten? Unsere Eltern und Großeltern! Sie verdienen Wertschätzung und sollen einfach nicht draufzahlen müssen. Aber natürlich müssen wir darauf achten, dass der Generationenvertrag auf ein gesundes Fundament gestellt wird, damit er auch künftig hält.
Bekommen wir die Inflation in den Griff?
Ja, wir werden alles dafür tun. Übrigens: Laut Rechnungshof kommen 94 Prozent unserer Antiteuerungsmaßnahmen zielgenau bei Menschen mit niedrigeren Einkommen an. Außerdem helfen wir jetzt gerade auch beim Schulstart, bei den Energie- und den Mietkosten.
Die hohen Zinsen samt straffer Kreditrichtlinien machen aber beispielsweise den Traum vom Eigenheim für viele junge Menschen unerfüllbar. Was kann, muss man dagegen tun? 
Ja, das ist definitiv eine Herausforderung. Hier muss die Politik gegensteuern. Es kann doch nicht sein, dass sich viele Junge, die fleißig Vollzeit arbeiten, nicht einmal ihren Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen können. Wer sich heute z.B. 400.000 Euro als Kredit für eine Wohnung aufnehmen will, braucht vorab schon einmal rund 80.000 Euro Eigenmittel! Das haben viele aber verständlicherweise nicht. Deshalb: Da muss was passieren. Egal ob es um die Abschaffung der Grunderwerbssteuer geht – darüber werden wir weiter mit dem Koalitionspartner verhandeln – oder um andere Kreditrichtlinien. Es braucht Erleichterungen. Unbedingt.
Nächster regulärer Wahltermin wäre im Herbst 2024. Hält die Koalition mit den Grünen bis dahin? 
Ja, denn wir haben zwar viele, aber eben noch nicht alle Vorhaben umgesetzt. Es gibt noch genug zu tun – packen wir`s an! 
Was wünschen Sie sich für diese Welt?
Frieden auf der Welt, und – zum Wohl für Land und Leute – ein gutes Miteinander über die Parteigrenzen hinweg.

 

Claudia Plakolm

im WordRap

Geboren: 10.12.1994
Sternzeichen: Schütze
Geburtsort: Linz
Arbeitsort: Wien, Kanzleramt

Meine Mutter nennt mich… Claudia, auch wenn sie nicht mit mir schimpft 😉
Für meinen Vater bin ich… auch eine gute Jagdbegleiterin
In der Schule war ich… nicht gut in Physik
Hausarbeit ist… ein Teil meines Alltags
Die Jugend von heute… möchte sich wieder etwas schaffen können
Zivildienst bedeutet… dass man Einblicke in Lebensbereiche bekommt, die man sonst nicht bekommen würde
Ich chatte… genauso wie andere Menschen auch
Einer Cannabis-Freigabe kann ich… wenig abgewinnen
Autofreie Tag können das Klima… auch nicht retten
Klimaschutz heißt für mich privat … dass ich etwa bei Kaufentscheidungen darauf achte, woher die Dinge kommen
Tierschutz ist mir…sehr wichtig
Mein Haustier heißt… Garfield, tatsächlich ein Kater 😉
Das mag ich… ein Seidel nach einer Bergtour
Das mag ich nicht… wenn sich die Musi-Probe am Freitagabend nicht ausgeht
Wenn ich eine Million im Lotto gewinnen würde… dann müsste ich erst mal gut über alles nachdenken – das wäre eine große Verantwortung

Fotos: © Manfred Binder

2023-11-06T17:47:31+01:00