Kluge Gedanken.

Kabarettist KLAUS ECKEL über Emotionen, Auszeichnungen und Glück.

Als Meister des Wortwitzes begeistert Kabarettist Klaus Eckel sein Publikum, jedes seiner Programme ist ein Feuerwerk an Pointen. CITY!-Redakteurin Hilde Weber traf den sympathischen Künstler zu einem unerwartet tiefgründigen Gespräch.

Am 23. Jänner gastieren Sie mit dem Programm „Ich werde das Gefühl nicht los“ im Kulturpark Traun. Worauf darf man sich freuen?
Eckel: Auf einen sehr vielfältigen Abend. Menschliche Gefühle haben ja ein sehr breites Spektrum und ich spreche über viele Emotionen, die für uns heute gesellschaftlich relevant sind, von Hoffnung bis zu Neid, von Pessimismus bis zum Gefühl, sehr oft manipuliert zu werden. Ich rede aber auch über die Gefühle, die wir gegenüber unseren Kindern haben ebenso wie über diejenigen, die Kinder uns Erwachsenen entgegenbringen.
Welches Gefühl werden Sie nicht los?
Wenn ich ganz ehrlich bin: ich bin ein hoffnungsvoller Pessimist. Ich glaube fast immer, dass etwas schief gehen könnte, aber ganz im Inneren stemme ich mich dagegen und hoffe, dass es doch noch gut wird. Das ist auch so was wie meine Strategie, Glück zu gewinnen. Ein Optimist geht ja immer davon aus, dass alles gut wird und kann sich dann vielleicht gar nicht so sehr darüber freuen. Der Pessimist ist bei einem guten Ende freudig überrascht, so nach dem Motto „Hearst, damit hätt i jetzt aber net g´rechnet!“ Insofern glaube ich ein bisschen an die Kraft des negativen Denkens.
Gefühle zu zeigen ist ja nicht unbedingt Männersache. 
Also, das bestreite ich stark. Jedes Fußballstadion widerspricht ja schon der Theorie, dass Männer keine Gefühle zeigen können. Da liegen gestandene Männer vor Freude aufeinander nach einem Tor oder sie weinen, wenn sie verlieren. Die meisten Burn-Out-Kliniken sind voll mit Männern, die mit dem Gefühl der Überforderung nicht fertig werden. Dass Männer Gefühle nicht zeigen können, ist ein Klischee, über das ich auch in meinen Programmen oft wettere.
Wie schaut´s da bei Ihnen aus?
Ich hab keine Hemmungen, Gefühle zu zeigen. Aber das ist auch etwas, das man lernen muss. Wenn ich meinen Kindern zeige, dass ich sie liebe, dann sind sie vielleicht manchmal überrascht, aber sie genießen es und ich auch. Schließlich sind tiefe emotionale Momente die schönsten Augenblicke im Leben – sie sind das, was am Ende des Lebens im Speicher bleibt. Alles andere ist nicht wirklich wichtig.
Sie wurden vor kurzem mit den Österreichischen Kabarettpreis 2019 ausgezeichnet. Was bedeuten solche Auszeichnungen für Sie?
Ich gebe ihnen nicht allzu viel Bedeutung. Der schönste Preis für mich ist nach wie vor meine erste Auszeichnung, der Kärntner Kleinkunstdrache – da waren 9 Zuschauer im Publikum und 5 davon haben mir ihre Stimme gegeben. Kabarett ist ja so etwas wie gewinnen auf der Langstrecke, ein Marathon und kein Sprint. Ich muss das Publikum für mich gewinnen – und zwar immer und immer wieder – ich muss die Menschen überzeugen, dass ich ihnen unterhaltsame Stunden schenke und sie nicht besser daheim den „Tatort“ hätten anschauen sollen. Das ist mir wichtiger als Preise.
Sie waren früher Logistiker. Von der Spedition auf die Bühne…
Ich habe mir schon als Kind gerne Kabarett angesehen und erinnere mich an viele Farkas-Waldbrunn-Dialoge; ich habe sie damals zwar nicht wirklich verstanden, aber es hat mir gefallen, dass die Leute gelacht haben. Später hat mich Josef Hader fasziniert und ich hab mir gedacht: „Das wär ein schöner Beruf, Menschen eine gute Zeit zu schenken, nach der sie positiver aus dem Abend rausgehen als sie reingegangen sind.“ 2001 hab ich dann selber den Sprung auf die Bühne gewagt.
Hat das nicht auch eine Portion Mut verlangt?
Ich sag´s mal so: Jeder, der auf der Bühne steht, hat irgendwie einen Klescher. Das ist aber grundsätzlich nichts Schlimmes – er ist ein bisserl verrückt, aber das waren auch alle großen Erfinder der Weltgeschichte. Und mit einem Klescher kann man entweder in Psychotherapie gehen oder sich auf eine Bühne stellen und Eintritt verlangen. Ich habe mich für Letzteres entschieden.
Das ist nun Ihr zehntes Soloprogramm. Schon Pläne für ein elftes?
Noch nicht. Ich möchte eher einmal eine Auszeit nehmen und meinen beiden Kindern mehr Zeit schenken, aber auch neue Sachen machen. So schreibe ich zum Beispiel an einem Drehbuch für einen Film. Auch wenn es mir viel Freude macht, die Leute zu unterhalten, so möchte ich mich in Zukunft doch ein bisserl breiter aufstellen.
Was raten Sie einem heute 18-jährigen?
Ich glaube, je weniger ich ihm raten würde, umso besser wäre es für seine Biografie. Ich kenne viele Leute, denen man mit 18 Jahren geraten hat, zu einer Bank oder Versicherung zu gehen, die diesem Rat gefolgt sind und nach 15 Jahren im Job todunglücklich waren. Kinder wollen von ihren Eltern geliebt werden und erfüllen gern die elterlichen Erwartungshaltungen, aber irgendwann bekommen sie dann die Rechnung präsentiert, weil es nicht ihr Weg war, sondern jener des Vaters oder der Mutter. Man kann junge Menschen nur darin stärken, ihren Weg zu finden und selbst das Scheitern sympathisch machen. Je mehr man als Eltern interveniert, umso schwerer wird’s für die Jungen auf der Langstrecke.
Mit wem würden Sie gerne einmal einen Abend verbringen?
Mit Menschen, die aus einem bestimmten Antrieb heraus Dinge tun, die nicht wirklich erklärbar sind. Thomas Edison hätte ich zum Beispiel gerne kennengelernt. Ich habe gelesen, dass er mehr als 9.700 Versuche gemacht hat, um die Glühbirne zu erfinden. Warum hat er nie mit einem „Sch… drauf, ich zünde mir halt eine Kerze an“ aufgegeben, sondern es immer wieder versucht? Niki Lauda hätte ich gerne gefragt, was einen Menschen, der in einem Auto fast verbrannt ist, bewegt, sich wieder hinter das Steuer eines Rennwagens zu setzen. Oder Hermann Maier, wie er es nach seiner Brez´n in Nagano geschafft hat, wenige Tage danach Olympiasieger zu werden. Derart unbegreifliche Aktionen würden mich interessieren. Was hat diese Menschen angetrieben hat, ihren Plan so konsequent weiter zu verfolgen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Wir leben in Österreich in einem fantastischen Land mit unglaublichen Möglichkeiten, wir jammern auf allerhöchstem Niveau und sind oft undankbar gegenüber dem, was wir haben. All jenen, die meinen, dass früher alles besser war, entgegne ich, sie mögen sich einen Zahnarztbesuch im 16. Jahrhundert vorstellen. Den hätten sie wahrscheinlich nicht überlebt. Wir leben in einem fast kitschig schönen Land, haben eine geringe Arbeitslosigkeit und beste Bildungsperspektiven. Ich finde, wenn wir diesen Zustand so lang wie möglich aufrechterhalten können, ist schon alles gewonnen. Mehr brauchen wir nicht.
Was macht Sie glücklich?
Glück hat etwas Unfassbares und auch Unbeschreibliches. Man kann sich Rahmenbedingungen schaffen, die einen glücklich machen. Meine sind, dass ich beruflich das umsetzen kann, was ich machen will. Weiters, dass ich Zeit mit Menschen verbringe, die mir gut tun und denen ich gut tue. Was mich über die Jahre auch glücklich macht, ist mein Versuch ein freundlicher Mensch zu sein. Das ist ein Wert, der uns schon fast verloren gegangen ist und auch mir gelingt es nicht immer. Ich versuche, Menschen so zu nehmen, wie sie nun einmal da sind und ihnen freundlich zu begegnen, egal woher sie kommen und welchen Bildungsstand sie haben. Und ehrlich, das tut auch mir selbst gut.

PERSONALAKTE

Klaus Eckel
Geboren: 1.5.1974
Sternzeichen: Stier
Liebesstatus: glücklich verheiratet und Vater von zwei Kindern

Weitere Informationen auf: www.klauseckel.at

Fotos: © Redaktion, Johannes Zinner, Ernesto Gelles

2020-01-27T23:15:02+01:00