Einer, der sich mehr Stil und weniger Streit wünscht
Landeshauptmann Thomas Stelzer über Untergriffe in der Bundespolitik, seine Bemühungen zur Fastenzeit, was er sich von der neuen
Bundesregierung erwartet und welche Emojis er häufig nutzt.
Bundesregierung erwartet und welche Emojis er häufig nutzt.
Es muss nicht immer knallhart sein – denn auch Politiker sind bekanntlich „nur“ Menschen. Das CITY! lädt sie regelmäßig zum Interview, plaudert mit ihnen über Gott und die Welt, und fördert dabei auch die eine oder andere ganz private Anekdote oder persönliche Vorliebe ans Tageslicht.
Dieses Mal trafen wir Landeshauptmann Thomas Stelzer zum smarten Smalltalk. Das Gespräch mit dem Ober-Oberösterreicher führte CITY! Chefredakteur Christian Horvath, die Fotos steuerte Peter Mayr in hervorragender Qualität bei.
Herr Landeshauptmann, der Höhepunkt der Narrenzeit steht bevor. Darf ein LH am Faschingsdienstag auch einmal lustig sein, mit Mitarbeitern Krapfen essen und die Probleme bzw. den „Rest der Welt und der Republik“ zumindest für eine kurze Zeit vergessen?
Vergessen tu ich Land und Leute nie, aber klar, man darf auch lustig sein – vor allem am Faschingsdienstag. Aber nicht nur an diesem Tag. Denn selbst beim vollsten Terminkalender und all der Arbeit im Büro muss immer auch Platz für Humor und ein Augenzwinkern sein. Und bekanntlich geht mit Spaß bei der Arbeit auch alles leichter von der Hand. Es soll ja niemand behaupten, dass meine Mitarbeiter bei mir nix zu lachen haben (lacht).
Welche Verkleidung würden Sie für eine Faschingsparty wählen?
Verkleidungen hab ich ehrlich gesagt nicht ganz so gern. Deshalb geh ich zu solchen Veranstaltungen im Fasching auch meistens als Landeshauptmann (zwinkert).
Dann versuchen wir es mit einer Fastenzeit-Frage. Wie legen Sie die an?
Ich versuche möglichst standhaft süßen Versuchungen aus dem Weg zu gehen. Klappt nicht immer, aber der Vorsatz ist jedenfalls auch heuer da.
Apropos Fasten. Wir alle müssen in den nächsten Jahren wohl den Gürtel etwas enger schnallen. OÖ steht im Bundesländervergleich zwar noch relativ gut da, dennoch die Frage: Wie sehr werden die notwendigen Sparmaßnahmen der neuen Bundesregierung auch wir zu spüren bekommen?
Wir haben, und das wurde von Ihnen ja schon angesprochen, unsere Hausaufgaben in OÖ gemacht. Wir waren mit Schulden zurückhaltend, haben aber dennoch weiter investiert. So konnten wir den Wirtschaftsstandort und die Jobs Großteils absichern helfen. Aber es sind herausfordernde Zeiten, alles muss jetzt auf den Prüfstand – vor allem das Förderwesen, das in dieser Dimension sicher zu überdenken ist. Das schafft bestimmt Spielräume und wird uns helfen.
Sparen also nicht nach dem Motto „Koste es was es wolle“?
Mit Maß und Ziel! Denn wir wollen und dürfen den Wirtschaftsmotor ja nicht abwürgen. Wir leben doch alle davon, dass es auch weiterhin ein gesundes Wachstum gibt. Außerdem: Sparen um jeden Preis kostet das Land unterm Strich meist mehr als es bringt.
Fokussiert auf OÖ – was können Sie tun, damit der Wirtschaftsmotor brummt, gibt es Schwerpunkte?
Ja, die gibt es. OÖ ist ein großer Industrie- und Produktionsstandort. Deshalb ist auch der Umbau bzw. die Transformation in Richtung erneuerbarer Energie so wichtig für uns, auch die digitale Transformation. Da müssen wir am Ball bleiben, da wollen wir auch vieles ermöglichen. Natürlich auch in den Bereichen Forschung und Entwicklung – damit wir weiterhin weltweit mit Innovationen glänzen können. Und natürlich werden wir im Bereich der Bildung ebenfalls Schwerpunkte setzen, vom Kindergarten bis zu Unis und den anderen Hochschulen.
Bürokratieabbau ist Dauerthema. Wie kann das Land Erleichterungen schaffen?
Ja, da haben Sie recht – das ist ein Dauerthema. Denn durch EU-, Bundes- und Landesebene kommt es zu dementsprechend vielen Vorschriften. Das alles geschieht ohne jede böse Absicht, macht die Sache aber dennoch nicht besser. Wir in OÖ haben deswegen ein sogenanntes Schlankmacherprogramm ins Leben gerufen, hinterfragen damit laufend welche Verordnungen oder Paragraphen es nicht mehr braucht, damit etwa Genehmigungsverfahren beschleunigt werden können.
Viele fürchten, dass jetzt zugunsten einer prosperierenden Wirtschaft der Klima- und Umweltschutz geopfert wird…
Wirtschaftswachstum ist ja kein Selbstzweck. Eine florierende Wirtschaft ermöglicht uns Spielräume, wir können so etwa auch den Gesundheits- und Sozialbereich weiterentwickeln. Die großen Klimaziele stellt zudem auch gar niemand in Frage. Aber es darf eben nicht immer nur den einen Weg oder gar Denkverbote geben. Es können ja mehrere Wege – auch solche, die wir heute noch gar nicht kennen – zum Ziel führen. Mit guten Ideen und Innovationsgeist ist so vieles machbar. Das haben wir Menschen doch schon immer bewiesen, gerade auch unsere Landsleute. Wie überhaupt Europa früher doch stets mit großen Gedanken und Erfindungen vorausgegangen ist. Doch irgendwann in den letzten Jahren ist das nicht mehr passiert und wir Europäer sind falsch abgebogen. Jetzt braucht es Mut, das auch anzusprechen und eine Kurskorrektur vorzunehmen.
Seit 2020 hat eine Krise die nächste gejagt. Wie kann man da noch mutig oder zumindest zuversichtlich bleiben?
Abgesehen davon, dass Jammern ja nichts hilft, sollten wir uns gerade in schwierigen Zeiten unsere Stärken in Erinnerung rufen. Wir sollten gerade jetzt im Jubiläumsjahr „80 Jahre Frieden“ auch daran denken, dass es ein Geschenk ist, in so einem schönen Land mit all seinen Vorteilen leben zu dürfen. Das jedenfalls gibt mir Kraft und motiviert mich, wenn es wieder ganz besonders schwierig wird.
Tragen nicht auch die Politiker Mitschuld an dieser Verunsicherung und der schlechten Stimmung? Es wird ja gerade auf Bundesebene alles immerzu schlecht geredet, man geht zudem respektlos miteinander um, muss am Ende aber ja doch wieder zusammenarbeiten. Keine gute Vorbildwirkung, oder?
Nein, absolut nicht. Das ist auch etwas, das ich nicht gutheiße. Ich würde mir– so wie in OÖ –auch auf Bundesebene einen anderen Stil im Parlament wünschen. Weniger Streit und Hader, dafür mehr Unaufgeregtheit und gegenseitigen Respekt. Politiker haben eben nicht nur Entscheidungen zu treffen, Politiker sollten auch, was die Diskussionskultur und den Umgang miteinander betrifft, Vorbilder sein. Aber leider ist es im Wiener Parlament in den letzten Jahren tatsächlich zu einer teils extremen Verrohung der Sprache gekommen. Das schadet dem Ansehen aller Parteien. Und dieser Umgang ist auch deshalb alles andere als g‘scheit, weil man am Tag nach einer Wahl schon wieder miteinander reden muss. Demokratie lebt davon, dass man gesittet, respektvoll und auf Augenhöhe miteinander diskutiert.
Sie sind seit rund 8 Jahren LH von OÖ. Im April 2027 feiern Sie Ihr 10 Jähriges Jubiläum, wenige Monate danach wählt OÖ. Was möchten Sie in 2 Jahren über unser Bundesland sagen können?
Ich habe keine Glaskugel (lacht), aber ich würde 2027 gerne sagen, dass wir immer noch einer der erfolgreichsten und wohlhabendsten Standorte Europas sind, dass wir Arbeit und Jobs im Land abgesichert haben und in puncto Lebensqualität, Kultur- Bildungs- und Gesundheitsangebote eine Vorzeigeregion in Europa sind. Ja, ich weiß, das ist in Zeiten wie diesen ein großes Ziel. Niemand sagt, dass das einfach wird. Aber es kann uns gelingen. Gemeinsam.
Was wünschen Sie sich denn von einer neuen Bundesregierung?
Das Wichtigste: Wir brauchen eine stabile Regierung, gute und vor allem auch rasche Entscheidungen. Die Zeit drängt und nur gemeinsam können Bund und Länder im Schulterschluss den Standort Österreich und damit auch Arbeitsplätze sichern und den Wohlstand erhalten.
Der neue Linzer Bürgermeister heißt Dietmar Prammer von der SPÖ. Sein Bekanntheitsgrad ist noch ausbaufähig – wie gut kennen Sie ihn und was wünschen Sie sich von ihm als Stadtchef, damit die Achse zwischen Land und seiner Landeshauptstadt gut funktioniert?
Wir kennen uns. Denn er hat ja schon bisher als geschäftsführender Vizebürgermeister der Stadt mit mir Gespräche geführt. Ich will nun auch mit ihm – so wie zuvor all die Jahre mit Klaus Luger – die guten Gesprächskanäle offen halten, damit wir im Sinne der Bürger gut zusammenarbeiten und große Projekte im Geiste eines guten Miteinanders zusammen leichter stemmen können. Das Land und seine Landeshauptstadt – wir alle sind Oberösterreich – und sollten deshalb auch an einem Strang ziehen.
Haben Sie mit ihm schon über einen Standort für die Digitaluniversität gesprochen? Oder ist Linz – nachdem er die Ansiedlung bei der Kepleruni nicht mehr zu sagen wollte – raus aus dem Spiel? Bewerber gibt es in OÖ ja genug…
Sowohl im Zuge der Angelobung – die ja stets ich beim Linzer Bürgermeister vornehmen darf – als auch bei weiteren Terminen in der nächsten Zeit werden wir uns über dieses und einige andere Themen austauschen. Hauptzuständig für die Standortfrage war, ist und bleibt aber der Bund. Selbstverständlich werde ich mich aber gerne nach Kräften einbringen.
Fahren Sie eigentlich Ski?
Ja, sehr gerne sogar.
Aktuell läuft ja gerade die Ski-WM in Saalbach. Fiebern Sie am Bildschirm mit?
Selbstverständlich, wann immer es geht, drücke ich mir – wie die meisten unserer Landsleute – für unsere Athleten die Daumen wund. Für mich sind übrigens alle Teilnehmer auf der Piste auch Medaillenanwärter. Denn jede WM hat bekanntlich ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten. Übrigens: Wir haben in Salzburg bei der WM nicht nur Sportlerinnen und Sportler im Einsatz, sondern auch zahlreiche Firmen, die kräftig mithelfen. Ich wünsche jedenfalls allen Beteiligten viel Erfolg und hoffe, dass jeder Athlet gut und gesund ins Ziel kommt.
Thomas Stelzer
im WordRap
Geboren: 21.2.1967
Sternzeichen: Fische
Arbeitsort: Landhaus Linz
Wir Politiker… tragen viel Verantwortung, haben zum Ausgleich aber auch viele tolle Begegnungen mit Menschen in unserem Heimatland
Ich lese gerade… ein Buch von Benedict Wells, ein Geschenk meiner Tochter
Meine Frau nennt mich…das kommt auf die Situation an 😉
Zum Valentinstag… schenke ich ihr natürlich Blumen
Probleme sind da… um sie zu lösen
Den privaten Haushaltsplan… bestimmen und gestalten wir Zuhause gemeinsam
SMS, WhatsApp oder Telefon… Alles
Diese drei Emojis verwende ich oft… 👍💪😉
Mein letzter Strafzettel… an den kann ich mich Gott sei Dank nicht mehr erinnern
Wenn ich heute zwei Millionen im Lotto gewinnen würde, dann… würde ich mich mit meiner Frau beraten, wie wir das anlegen oder ausgeben – je nachdem
Wenn ich mich ärgere, sag ich meistens zu mir selbst… des host wieda not g’habt
Ich kann nicht verstehen, dass… manche immer nur das Negative suchen
Das möchte ich noch sehen… OÖ im Spitzenfeld bei einem Europa-Regionenvergleich
Meine letzten Worte sollen sein… Danke für alles
Fotos: © Peter Mayr