Der Frühberufene
Biogärtner Karl Ploberger ist mit seinem grünen Daumen zur Top-Marke geworden.
Journalist, ORF-Aushängeschild, Autor und natürlich der „Biogärtner Österreichs“ – das alles und noch viel mehr ist Karl „Plo“ Ploberger (65). So legendär wie er selbst, sind auch seine Gartenreisen und sein Rückzugsort, seine Villa „Karulli“ in Seewalchen am Attersee.
Der Name des Hauses steht übrigens für die Eigentümer „Karl und Ulli“, seine Frau, die dem Publikumsliebling auch im idyllischem Privatgarten zur Hand geht.
Karl, der Frühling steht vor der Tür. Hobby-Gärtner sagen ja oft, dass das die schönste Jahreszeit ist. Auch für Dich?
Früher war das eindeutig der Frühling. Heute liebe ich als älterer Mensch eher den Herbst. Der ist so beschaulich ruhig. Aber ohne Zweifel, gerade die letzten Tage gibt’s mindestens ein Mal am Tag einen Gartenrundgang, um zu schauen, was schon alles so sprießt.
Was sollte jetzt im März jeder Gärtner schon unbedingt machen?
Geduld und Gelassenheit üben. Nichts übereilen. Meist ist man mit vielen Arbeiten zu früh dran. Gerade in Zeiten eines sich veränderten Klimas müssen wir mit vielen Spätfrosttagen rechnen. Und das bremst das Wachstum von frisch gesetzten Pflanzen enorm.
Hast Du eine Frühjahrsregel parat, die Du mit uns teilen würdest?
Diese ersten Frühlingstage wirklich genießen, nur wenig eingreifen und der Natur ein wenig Chance geben. Das letzte Herbstlaub, das noch herumliegt, liegen lassen. Es ist nicht „Mist” sondern es ist Unterschlupf für viele Nützlinge. Bitte immer bedenken: Der Garten soll nicht ein aufgeräumtes Wohnzimmer sein.
Wie wurdest Du zum Biogärtner der Nation, der Bücher schreibt, TV-Sendungen und Gartenreisen macht?
Begonnen hat alles als 6-jähriger Bub, da habe ich mit meinem Vater zu Gärtnern begonnen. Mit 14 Jahren hatte ich schon mein erstes Gewächshaus gebaut und das Garteln – so hab ich es immer genannt –hat mich nicht mehr losgelassen. Beruflich habe ich zunächst 7 Jahre beim Kurier als Chronik-Journalist gearbeitet, ehe ich ins ORF-Landesstudio OÖ kam. Dort schlug ich dann eine Naturgartenserie vor, und das war der Beginn. Radio, TV, dann mein erstes Buch „Der Garten für intelligente Faule“ und die Gartenreisen. Mittlerweile sind fast 40 Jahre vergangen und das Garteln macht mir noch immer Spaß. (lacht)
Was macht mehr Spaß – in Deinem wunderschönen Garten am Attersee garteln, Bücher schreiben oder Reisen machen?
Die Mischung machts, das ist der große Reiz an meinem Job, der eigentlich mein Hobby ist. Übrigens: Vom Sternzeichen bin ich Zwilling und damit ist wohl alles klar – der möchte immer alles gleichzeitig. Am liebsten reisen und daheim garteln…
Was wäre ein Alternativjob für Dich gewesen, wenn Medien und Garteln nicht so viel Raum in Deinem Leben eingenommen hätten?
Manchmal denke ich mir im nächsten Leben werde ich praktischer Arzt am Land. Als „Blumendoktor“ ist man ja sehr oft auch Therapeut. Und das helfen an sich liegt mir insgesamt.
Hat eigentlich jeder einen grünen Daumen, aber manche wissen es halt nicht?
Es kommt bloß auf das Wollen an. So ist auch nicht gleich jeder zum Marathonläufer geboren. Viele männliche Begleiter für ihre Frauen, werden erstaunlicher Weise bei so einer Gartenreise plötzlich selbst auch zu Gartenenthusiasten.
Viele unserer Leser leben in der City, nicht jeder kann da naturgemäß Haus und Garten haben. Was empfiehlst Du Menschen, die sich ihr derzeit vielleicht ja noch tristes Balkonien in ein kleines Paradies umwandeln wollen?
Schau, lieber Walter, ich hab ja selbst auch acht Jahre lang in Urfahr in einer Wohnung mit 1,5 Quadratmeter Balkon gelebt – und es war ein blühender Dschungel mit allem was dazu gehört: Paradeiser, Gurken, Paprika, viele Kräuter, Blumen und sogar 20 Bonsais! Wichtig ist nur von Beginn an zu überlegen, wie versorge ich die Pflanzen im Sommer mit Wasser, wenn ich ein paar Tage weg bin. Bei großer Hitze ist sonst die Balkonpracht in zwei, drei Tagen nur noch Heu…
Was denkst Du eigentlich über den Klimawandel, und was sollen Stadtpolitiker tun, damit es auch in urbanen Räumen mehr grüne Lebensqualität und weniger Hitzeinseln im Sommer gibt?
Keine Frage, der Klimawandel findet statt und ist zumindest großteils vom Menschen gemacht. Umso wichtiger ist es, dass wir verantwortungsvoll agieren, in vielerlei Hinsicht, damit auch unsere Kinder und Kindeskinder noch eine lebenswerte Zukunft haben. Und den Stadtpolitikern rufe ich entgegen: Pflanzt Bäume, es gibt immer eine Lösung. Selbst U-Bahnen lassen sich mitten durch die Stadt, durch Kanal-,
Wasser- und Stromleitungen bauen. Hier geht es nur um den Willen. Bäume in Trögen sind ungefähr so wie Menschen, die Nahrung über eine Infusion zugeführt bekommen. Eine absolute Notlösung, aber doch bitte nichts auf Dauer. Lieber zehn Bäume perfekt pflanzen – in Wien gibt’s da übrigens viele tolle Beispiele – als 100 Bam im Blumenkisterl.
Würde Dich ein Bürgermeister als Berater engagieren wollen, Interesse?
Ich mache oft Beratungen, aber ganz ohne große Öffentlichkeit. Und ich weiß, dass ich viel Erfahrungen bei meinen Reisen, bei meinen vielen TV-Sendungen und – ich bin ja bekanntlich eine gesprächiger Typ (lacht) – bei den vielen Plaudereien mit Experten gesammelt habe. Ich helfe zudem immer gerne. Warum also nicht?
Du bist mit 65 nun seit letztem Juli offiziell auch schon Rentner, aber Dein Terminkalender ist immer noch randvoll. Was sagt Deine Frau dazu?
Brems Dich ein. Und ich versuche das.
Was steht als Nächstes an? Es kommt ja schon wieder ein neues Buch…
Ja, es erscheint Mitte März und ist durch Zufall entstanden. Ich trainiere ja fleißig – das ist das Wichtigste im Alter, ich will meine Muskeln ja behalten. Und dabei hab ich einen Trainer kennengelernt mit dem ich Vorträge gemacht habe. Da haben wir den Körper dem Garten gegenübergestellt. Und herausgekommen ist so das Buch „Garten fit, Körper fit”. Was zum Beispiel beim Körper die Ernährung ist, ist im Garten die richtige Düngung. Und im TV gibt’s mich in „OÖ-Heute“ und ab April wieder mit „Natur im Garten”. Bei den Reisen steht wieder einmal England am Plan, dann Spanien, Luxemburg und – für die gibt es noch Restplätze – eine Fernreise nach Singapur und Malaysia im Oktober. Ein Traum, ich war im Jänner bereits dort.
Du hast ja hunderte Gartenreisen gemacht. Gibt es einen Ort, den Du gerne noch einmal besuchen würdest?
Ich war ja schon einmal mit der Kamera ganz exklusiv im Garten von King Charles in Highgrove – nur ohne King halt. Das würde ich gerne noch einmal machen. Gerne auch mit King. (zwinkert)
Wie lange möchtest Du noch als Biogärtner der Nation aktiv sein?
Ich mach so lange weiter, so lange es mir Spaß macht und mich die Leute mögen. Aber eines sage ich Dir, lieber Walter:
Bevor ich mit dem Rollator unterwegs sein muss, hör ich bestimmt auf, dann bleib ich nur noch in meinem Garten.
Karl Ploberger
im WordRap
Geboren: 20. 6 .1959
Geburtsort: Vöcklabruck
Arbeitsort: Garten
Ein guter Tag… beginnt mit einem Gang durch den Garten
Mein Lebensmotto… nett zu anderen sein, dann sind sie auch zu dir nett
Ich lese gerade… zu viel
Meine Frau nennt mich… einen Pensionisten, der nicht ruhen will
Nicht so gern habe ich… Leute, die nicht ehrlich sind
Fit bleibe ich… weil ich jede Woche trainieren gehe
Der Herbst… ist genau meine Zeit
Eingegangen ist mir… schon viel, aber ich hab einen großen Komposthaufen:)
Schnecken… wie zum Paradies die Schlange, gehört die Schnecke zum Garten
Unkrautvernichter… gibt es für mich nicht
Englischer Rasen… ist schön, aber ich brauche ihn nicht
Mein größter Schatz… meine Frau
Fotos: © www.drehwer.at Peter Mayr, ORF