Walter Witzany führte vor lauter Vorfreude auf die Urlaubssaison ein Interview mit einer Flugbegleiterin der Austrian Airlines. Für Regina Lukas aus Marchtrenk sind die Jahre in diesem Job wie im Flug vergangen – und trotzdem hat sie immer noch Hochgefühle dafür. Im Gepäck hat sie auch Erinnerungen rund um die schönsten Destinationen. Dennoch gibt es für Regina noch Sehnsuchtsorte, die sie gerne noch besuchen würde.
Wann ist dieser Berufswunsch, liebe Regina, bei dir erstmals aufgekommen?
Das war schon relativ früh. Da habe ich in einem Magazin namens „Mädchen“ eine Reportage über Flugbegleiter gelesen. Ich dachte mir damals schon, dass sich das interessant anhört. Zunächst habe ich aber noch in einem Reisebüro gearbeitet. Dort hatte ich einen netten Kollegen, der Flugbegleiter war. Er hat mir von dieser Tätigkeit erzählt. Und zuhause habe ich in der Zeitung dann auch gleich ein passendes Jobinserat gefunden. Ich fand mich dann unter 250 Bewerbern. Im April 1997 ging ich an den Start.
Wie viele Meilen bist du schon geflogen?
Das ist schwer zu sagen. Ich bin aber sicher, dass es schon sehr viele Male um die Welt ging (lacht).
Wie wird man denn Flugbegleiterin bzw. wie sieht die Ausbildung aus?
Die Ausbildung dauert rund 8 Wochen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Flugsicherheit, natürlich lernt man auch die Serviceabläufe aber auch wichtiges Wissen in Erster Hilfe.
Warst du schon einmal in einer Notsituation?
Nein, zum Glück nicht.
Soll auch so bleiben. Welche Eigenschaften sollten Flugbegleiter mitbringen?
Es ist besonders wichtig, dass man gerne Gastgeber, herzlich und kommunikativ ist. Da wir immer wieder mit neuen Kollegen zusammenarbeiten sollte man auch ein Teamplayer sein.
Kann man das Personal nicht so einteilen, dass immer das gleiche Team zusammenarbeitet?
Nein, das ist nicht möglich. Aber wir können uns auch Flüge wünschen.
Die AUA gilt als „Friendly Airline“. Heißt das auch, dass alle Flugbegleiter immerzu lächeln müssen?
Es ist uns wichtig, unsere Gäste mit einem Lächeln an Bord zu begrüßen. Wir haben Freude bei der Arbeit und das sieht man auch. Eines ist klar: Jeder schaut lieber in ein lächelndes Gesicht.
Es gibt sicher auch schwierige Passagiere? Wie gehst Du damit um?
Wir sind alle Menschen. Natürlich kommt es auch mal vor, wenn auch selten, dass Passagiere einen schlechten Tag oder eine beschwerliche Anreise hinter sich haben, dass Eltern gestresst sind, weil ihre Kinder weinen. Das ist nur verständlich. Da ist dann Fingerspitzengefühl gefragt, um hier so gut wie möglich zu unterstützen. Das Schöne ist, man bekommt da viel zurück. Bei mir haben sich schon viele Gäste beim Aussteigen bedankt.
Was sollten Passagiere untereinander beachten?
Ach, es ist wie immer im Leben: Der Ton macht halt die Musik. Es geht also um ein rücksichtsvolles, nettes und freundliches Miteinander. Dann geht alles etwas leichter.
Gib es für Dich selbst auch noch Wunsch-Flugziele oder warst du in Wahrheit eh schon überall auf der Welt?
Ja, ich hatte das Glück, wirklich schon ganz viele tolle Destinationen zu entdecken. Es gibt aber natürlich schon Flecken auf dieser Erde, die ich noch nicht gesehen habe. Beispielsweise würde ich gerne einmal nach Ecuador zu den Galapagosinseln reisen.
Wie läuft so ein Langstreckenflug in der Praxis ab?
Wir fliegen hin und haben dann einen Aufenthalt von 24 Stunden, mitunter sind es auch 48 oder 72 Stunden. Vor jedem Flug treffen wir uns, um uns bei einem Briefing vorzubereiten. Nachdem der Flug absolviert ist, freuen wir uns einmal auf das Hotelzimmer. Wenn sich die Crew gut versteht, was meistens der Fall ist, geht man auch gemeinsam Abendessen oder trifft sich beim Frühstück wieder.
Du fliegst ja auch gerne nach New York, hast Du mir im Vorgespräch erzählt. Hast Du da einen Profi-Geheimtipp, eine Empfehlung zum Fortgehen im Big Apple?
Ja, für die CITY! Leser sehr gerne. Etwa „Grey Dog“, ein kleines Vintage-Lokal, wo man feine Burger in typisch amerikanischer Atmosphäre essen kann. Ich freue mich auch stets auf den „Independence Day“ am 4. Juli, wenn die Leute ausgelassen feiern und es wieder ein Feuerwerk gibt. Das ist jedes Mal echt sensationell.
Geht das, dass ich bei der Buchung sagen kann, ich möchte einen Flug haben, bei der die Regina meine Flugbegleiterin ist?
Nein, so eine „Bestellung“ ist nicht möglich. Das ist reiner Zufall – oder wenn du, lieber Walter Witzany, es so sehen willst: Halt ein Glück, wenn man sich sieht.
Wie lange kann man diesen Job ausüben?
Vom Alter her gibt es jedenfalls keine Begrenzung. Ich werde das jedenfalls sicher bis zu meiner Pensionierung machen. Ich liebe diesen Job einfach sehr und werde deshalb so lange wie möglich eine Weltenbummlerin bleiben.
Wie schafft man das familiär?
Das geht ganz gut. Meine zwei Kinder wissen, dass die Mama manchmal für ein bis zwei Tage nicht da ist. Da passen dann der Papa oder die Großeltern auf. Dafür gibt es auch wieder längere Phasen, wo ich bei meiner Familie bin.
Hat es einen Flug gegeben, der dir als absolutes Highlight in Erinnerung blieb?
Das war 2007, noch bevor mein Sohn geboren wurde. Ich habe eine dreieinhalbwöchige Weltreise mit 120 Passagieren begleiten dürfen. Dabei habe ich ganz viele wunderbare Momente erlebt. Ich ging unter anderem auf den Fidschi-Inseln schwimmen und habe in Sydney getanzt.
Wie gehst Du bei den Flügen eigentlich mit Turbulenzen um?
Natürlich fliegen wir nicht nur bei Sonnenschein, sondern auch mal bei Schlechtwetter. Ich fühle mich an Bord sehr sicher. Unsere Aufgabe ist es dann die Passagiere zu beruhigen, wenn es mal ruckelt.
Fliegst du auch privat noch gerne?
Natürlich sind auch Auto- oder Schiffsreisen schön. Aber ich fliege halt auch privat liebend gerne. Und ich kann dir sagen, dass ich dabei herrlich entspanne und ein ganz, ganz unkomplizierter Passagier für meine Kollegen bin (lacht herzlich).
Dein Job ist längst kein reiner Frauenjob mehr, oder?
Früher war das eher so. Aber seit ich fliege gibt es immer mehr männliche Kollegen. Ja, wir sind bunt durchgemischt.
Wolltest du auch einmal Pilotin werden?
Nein, daran habe ich noch nie gedacht.
Sag, wird man von Passagieren auch mal nach der Telefonnummer gefragt?
Ja, natürlich kommt das vor. Ist bei mir aber zwecklos (lacht wieder). Ich bin glücklich vergeben. Aber in der Tat: Manche Kollegen haben über den Wolken und in Ausübung ihres Jobs auch schon ihre große Liebe kennengelernt.
Wo sitzt man im Flieger am sichersten?
Fliegen ist eine der sichersten Arten zu Reisen. Meines Erachtens gibt es keine „besseren“ Plätze. Und viele Passagiere haben ohnehin ihre Präferenzen, wollen entweder ganz vorne, eher hinten, am Fenster oder am Gang sitzen. Aber egal wo: Alle sind gleich gut und sicher.
Was wünscht du dir für diese Welt?
Gerade für die Menschen bei uns möchte ich das sagen: Wir können uns glücklich schätzen, wie gut es uns geht. Ich kenne Länder, wie etwa Indien, wo täglich um das Trinkwasser gerungen werden muss. Oder in Kuba wollte mir eine Mutter auf der Straße gar ihr Baby mitgeben – in der Hoffnung, dass es diesem bei mir bzw. in Europa besser ginge. Das hat mich sehr bewegt und demütig gemacht.
Regina Lukas
im WordRap
Geboren: Bleibt ein Geheimnis
Geburtsort: Wels
Arbeitsort: Über den Wolken
Fliegen … ist meine Leidenschaft
Das beste Rezept gegen die Reisekrankheit … Reisekaugummi
Das mag ich … fremde Kulturen
Das mag ich gar nicht … Unhöflichkeit
Turbulenzen machen mir … nichts aus
Wenn ich selbst Passagierin bin … bin ich unkompliziert
3 Dinge für die Insel … ein gutes Buch, eine Sonnenbrille, meine Liebsten
Diesen Wunsch möchte ich mir noch erfüllen … eine kleine Ferienwohnung am Meer