Leben für die Bühne.

RENÉ RUMPOLD. Der Tenor über Heimat, Optimismus, Liebe und Glück.

Den Jahreswechsel 2020/21 verbringt der vielseitige Wiener Tenor René Rumpold diesmal in Pregarten. Was ihn mit Oberösterreich, aber auch mit Griechenland verbindet und was er an seinem Beruf besonders liebt, verriet der sympathische Künstler im exklusiven City!-Talk.

CITY!: Zu Silvester gastieren Sie im Rahmen der Gala „Musicalsterne“ in der Bruckmühle in Pregarten. Worauf darf sich das Publikum freuen?
Rumpold: Auf einen bunten Mix von Musical-Melodien, die ich gemeinsam mit meiner Kollegin Alexandra Kloiber-Karner performen werde – Balladen und Duette z.B. aus Tanz der Vampire, Die Schöne und das Biest, Grease, Elisabeth, Jesus Christ Superstar u.v.m. Wir begrüßen das neue Jahr mit einer großen Nacht des Musicals.

Diese Gala hätte ja schon Ende Juni 2020 stattfinden sollen. Doch dann kam Corona. Wie haben Sie die Corona-bedingte Pause erlebt?
Wie all meinen Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Bildende und Darstellende Kunst, aber wohl auch vielen Mitmenschen aus anderen Branchen, ging es mir heuer nicht besonders gut. Ich persönlich habe einen 6stelligen Verlust für das Jahr 2020 zu beklagen, und da habe ich entgangene Konzerte etc. noch nicht miteingerechnet. Zum Glück war ich Zeit meiner Karriere immer ein sparsamer Mensch und so kann ich diese Krise durchstehen. Und auch wenn es nicht immer leicht ist, heißt es für mich positiv denken, denn Angst und Panik werden ohnehin stark verbreitet – und Angst schwächt das Immunsystem! So denke ich vorwärts und freue mich auf alles Zukünftige. Für mich ist das Glas niemals halbleer, sondern immer halbvoll!

Zurück zur Gala in der Bruckmühle. Die ist ja nicht Ihr erstes Gastspiel in Oberösterreich. Wie gut kennen Sie unser Bundesland?
Ziemlich gut. Ich habe beim Lehar-Festival in Bad Ischl mitgewirkt und dabei das Salzkammergut lieben gelernt. Die Musicalgala in der Bruckmühle ist ja auch bereits mein zweites Gastspiel in Pregarten. Ich bin aber auch im Landestheater Linz aufgetreten – das ist zwar schon einige Jahre her, aber gerade nach Linz komme ich immer wieder gerne. Ich flaniere dann gern über die Landstraße und genieße einen Kaffee und Kuchen in einem der gemütlichen Cafés, am liebsten in diesem kleinen Café gleich bei der evangelischen Kirche.

Dann liegen wir mit unserem Geschenk ja richtig. Diese Linzer Torte kommt genau von dort, aus dem Hause Heuschober.
Absolut, vielen Dank! Ich freue ich ganz besonders, zumal die Linzer Torte zu meinen Lieblingstorten zählt. Ich sehe sie nicht nur als süße Botschafterin der Stadt Linz, sondern des ganzen Bundeslandes.

Sie sind in Triest geboren, in Kärnten aufgewachsen, leben nun in Wien und sind in Ihrer Karriere auf der ganzen Welt herumgekommen. Wo ist Heimat für Sie?
Überall dort, wo die Liebe zuhause ist – das gilt für private Beziehungen ebenso wie für meine Liebe zum Beruf. Insofern ist auch die Kunst Heimat für mich.

Zu Griechenland haben Sie aber schon eine besondere Beziehung?
Das stimmt. Ich war in jungen Jahren mit einem Ensemble in Athen und hatte dort das große Glück, Melina Mercouri kennenzulernen, die ja auch Kulturministerin in Griechenland war. Es ist für mich heute noch eine sehr große Ehre, dass ich von ihr selbst als Freund bezeichnet wurde. Ich verbringe meine Urlaube in meinem Haus auf der Insel Thasos, und ja, dort ist es mir im Laufe der Jahre zur zweiten Heimat geworden.

Was schätzen Sie an den Griechen?
Gute Frage. Eigentlich müsste man ihnen nicht besonders wohlgesonnen sein, denn sie sind furchtbar chaotisch, sie wundern sich, dass sie Steuern zahlen müssen und die EU-Gelder, die nach Griechenland geflossen sind, werden sie wohl nie zurückzahlen können. Aber sie sind ein Volk mit einer sehr langen Geschichte und die Griechen sind überaus freundliche, liebenswürdige Menschen mit einem großen Herzen. Und dafür liebe ich sie.

Als Künstler sind Sie ja sehr vielseitig – Sänger, Schauspieler, Regisseur, Autor. Wie war Ihr Weg auf die Bühne?
Ich habe in meiner Kindheit in Kärnten im ORF Knabenchor gesungen. Begonnen hat mein Bühnenleben, als dort für die Oper „Carmen“ Buben für die Rollen der Straßenkinder rekrutiert wurden. Ich hatte das Glück, dass ich genommen wurde und war fasziniert von allem, was sich am Theater abgespielt hat. Da war für mich klar, dass ich einen künstlerischen Beruf ergreifen möchte. Ich habe schon als 11jähriger Rhetorik- und Schauspielunterricht bekommen und stand in kleinen Rollen am Stadttheater Klagenfurt auf der Bühne. Mein Vater stand meinen Intentionen sehr skeptisch gegenüber, während mich meine Mutter aber immer sehr gefördert hat.

War Ihre künstlerische Vielseitigkeit jemals ein Problem für Sie, so nach dem Motto „Der kann zwar vieles ganz ordentlich, aber auch vieles davon nicht so richtig gut“?
Heute zum Glück nicht mehr, früher allerdings schon. Da hat es vonseiten einiger Agenturen sehr wohl geheißen: „Sie müssen sich schon entscheiden.

Sie singen Oper, Operette, Musical und auch noch Jazz, dann machen Sie noch Schauspiel und schreiben Theaterstücke und führen Regie. Was wollen Sie denn noch alles machen?“
Ich sehe das anders. Ich muss mich überhaupt nicht entscheiden. Ist es ein Fehler, wenn man mehrere Talente hat? Ohne die USA jetzt hochloben zu wollen, aber dort ist es fast Pflicht, vielseitig zu sein. Das schätze ich sehr.

Hatten Sie niemals den Wunsch, einen anderen Beruf zu ergreifen?
Kurzzeitig wollte ich als Kind zuerst Astronaut und dann Pfarrer werden. Die Kirche wird’s mir danken und das Universum wohl auch, dass ich einen anderen Berufsweg eingeschlagen habe.

Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?
Meine Erfüllung war immer, auf der Bühne zu stehen und für das Publikum zu spielen. Bei der Wahl zwischen Film und Theater habe ich mich für das Theater entschieden. Es ist dieser direkte Kontakt zu den Menschen, auch wenn man sie – von Scheinwerfern geblendet – meist gar nicht sieht. Alles, was man auf der Bühne macht, passiert just in dem Augenblick, jede Pointe genauso wie jeder Fehler. Wenn ich spüre, dass ich das Publikum für mich gewinnen konnte, dann habe ich mein Ziel erreicht. Das ist für mich bei jedem Auftritt unglaublich bereichernd und beglückend – und zwar ganz egal, ob da 50 oder 5.000 Menschen im Zuschauerraum sitzen.

Was braucht‘s, um in diesem Metier Erfolg zu haben?
Den Willen, das Können und natürlich das Talent. Und mit Talent meine ich auch jenes Quäntchen an Intelligenz, das in unserem Beruf einfach notwendig ist. Man muss kein Einstein sein, aber ein Quantum Intelligenz kann nicht schaden.

Nennen Sie uns ein paar Highlights aus Ihrem Bühnenleben.
Ich bin der einzige Österreicher, der am Broadway eine Hauptrolle singen durfte, den Tony in der „West Side Story“. Ich habe in London in „Phantom of the Opera“ die Titelrolle gesungen, übrigens an der Seite von Sarah Brightman. Darauf bin ich schon recht stolz. Ein Highlight für mich war auch die Zusammenarbeit mit Leonard Bernstein, den ich sehr geschätzt habe – eine der größten und schönsten Erfahrungen meiner Karriere.

Gibt es eine Rolle, die Sie gerne noch spielen würden?
Definitiv – den Professor Higgins in „My Fair Lady“. Die Rolle mag vielleicht gesanglich nicht gar so interessant sein, aber ich finde sie einfach toll. Und wenn alles gut geht, darf ich diese Rolle im nächsten Jahr auch spielen. Schauen wir mal.

Mit wem würden Sie gerne einmal einen Abend verbringen, und warum?
Mit Eva und Juan Perón. Ich würde gerne herausfinden, ob sie wirklich so intelligent oder so berechnend waren – oder eine Mischung aus beidem – wie sie oft dargestellt werden. Ich glaub das nämlich nicht. Schade, dass sie beide nicht mehr leben, das wäre eine interessante Plauderei geworden.

Stimmt es, dass Sie in Ihrer Freizeit gerne kochen?
Ich koche gern, aber es sind nur ein paar Gerichte, die ich immer wieder zubereite. Eines meiner Lieblingsgerichte ist ein thasisches Moussaka. Ich mache es nicht mit Faschiertem, sondern mit Sojagranulat, Lammwürze und Minze – das schmeckt dann wie Fleisch und mir ist noch jeder, der es gegessen hat, darauf reingefallen. Einige haben mich sogar schon gefragt, bei welchem Fleischhauer ich das Faschierte kaufe.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Gesundheit, sonst nichts. Wenn ich gesund bin, dann bin ich glücklich und zufrieden, dann funktioniert alles. Ohne Gesundheit ist alles nichts.

Was macht Sie glücklich?
Die Liebe, und die sehe ich wie schon gesagt sehr breit gefächert. Natürlich die Liebe zu einer ganz bestimmten Person, aber auch die Liebe zu meinem Beruf und für all das, was ich mache. Glück habe ich in meinem Leben immer gehabt. Ich durfte mit tollen Menschen auf der Bühne stehen, aber auch abseits der Kunst viele ganz wunderbare Menschen kennenlernen – Begegnungen, die mein Leben bereichert und für Glücksmomente gesorgt haben.

PERSONALAKTE

René Rumpold
Geboren: 25.1.1965
Sternzeichen: Wassermann
Ausbildung: absolvierte seine Ausbildung zum Sänger in Wien und New York, zum Schauspieler bei Prof. Fritz Muliar
Hobbies: kochen
Liebesstatus: lebt in einer glücklichen Beziehung in Wien
Infos: www.rene-rumpold.at

Fotos: © Rumpold/Künstlerarchiv

2020-12-01T00:29:54+01:00