SENDUNGSBEWUSST

TV-Star Klaus Obereder wechselte als ORF-Landesdirektor ins Management.

Bei mir zu Gast im Linzer Pianino ist der landesweit bekannte TV-Moderator Klaus Obereder, der seit Jänner Landesdirektor des ORF OÖ ist.

Klaus, was hat dich eigentlich zu den Medien getrieben?
In jungen Jahren habe ich nach der Matura am Ramsauergymnasium ein Studium der Rechtswissenschaften begonnen. Ich weiß, dass dieses Studium sehr spannend sein kann, mir war es allerdings zu trocken, mich stundenlang in Fälle zu stürzen. Da habe ich gemerkt, dass es doch nicht das Richtige ist. Deshalb bin ich zur Studienberatung an der JKU gegangen; und die war damals sehr hilfreich. Zwei Wege wurden mir aufgezeigt: Entweder sollte ich in die Politik gehen oder in den Journalismus. Für mich war aber klar, dass es der Journalismus werden wird. Ich habe das eh immer schon irgendwie gewusst, aber manchmal braucht es eben auch Umwege zum Ziel.
Und wie waren dann deine Anfänge beim ORF?
Ich habe mich überall beworben. So hatte ich auch einen Termin beim legendären Chefredakteur Hermann Polz von den Oberösterreichischen Nachrichten. Der hat dann auch gleich mit seinem Kollegen Leo Strasser telefoniert, um mich für den OÖN-Sportbereich zu empfehlen. Zum ORF wollte ich in Wahrheit aber schon immer gehen. Ich hätte sogar dafür gezahlt, um dort arbeiten zu dürfen. So hatte ich dann auch einen Termin im ORF-Assessment-Center, wo ich gemeinsam mit Radio OÖ-Moderatorin Petra Lehner und eurem CITY!-Chefredakteur Christian Horvath unter den Bewerbern übrig geblieben bin. Als junger Reporter war ich fortan überall im Einsatz, wo es gebrannt hat. Aber natürlich ging es auch um Politik und Wirtschaft. Ich habe beim ORF viel über die unterschiedlichen Fachbereiche gelernt, aber für mich stellte sich heraus, dass es das Schwierigste ist, gute Unterhaltung zu bieten.
Wie möchtest du den ORF OÖ zukunftsfit machen, was planst Du als neuer Chef im Management?
Ich möchte gute Dinge noch besser machen und diese auch weiterentwickeln. Der ORF gehört ja in Wahrheit allen Oberösterreichern. Deshalb sollte er auch so aufgestellt sein, dass er an Stärke gewinnt – und ja – topfit für die Zukunft bleibt. 
Wie denkst du, hat sich in letzter Zeit ganz allgemein die Rolle des öffentlich rechtlichen Rundfunks verändert? 
Gerade die Pandemie hat gezeigt, dass der Publikumszuspruch noch größer geworden ist. Das klingt vielleicht eigenartig, aber zu einem gewissen Grad sind wir Profiteure der Pandemie geworden, auch wenn wir das so ja eigentlich gar nicht gerne sein wollen. Aber in Krisenzeiten wissen die Menschen, wo sie seriöse Informationen präsentiert bekommen. Auch in anderen Ländern scharen sich die Menschen um die öffentlich-rechtlichen Sender. Umso wichtiger ist es jetzt natürlich auch, dass wir diese Institution in die digitale Zeit transformieren.
Radio OÖ hat täglich über 350.000 Hörer. Willst du das Programm durch neue Mitarbeiter verjüngen, oder sind Ältere und Bewährtes Gold wert?
Beides ist wichtig. Unser Haus am Europaplatz wurde 1972 eröffnet und wir haben heuer unser 50-jähriges Jubiläum. Da braucht es einerseits weiterhin diese Erfahrung und andererseits aber selbstverständlich auch die frischen Gedanken jener Mitarbeiter, die technisch so affin mit den digitalen Möglichkeiten sind, dass eben auch jüngere Publikumsschichten angezogen werden. Ich traue mir in meinem Alter ja auch nicht mehr zu, die unter 30-Jährigen anzusprechen (lacht augenzwinkernd). Es darf da also keine Entweder-oder-Entscheidung geben. Der ORF Oberösterreich kann beides. 
Der ORF OÖ hat in 50 Jahren viel Innovationsgeist bewiesen.
Ja, etwa mit der Schaffung der Linzer Klangwolke. Außerdem war unser leider im Vorjahr verstorbener langjähriger Landesintendant Hannes Leopoldseder  Mitbegründer des Ars Electronica-Festivals. Um den ORF OÖ auch in den kommenden zehn Jahren modern aussehen zu lassen, müssen wir uns weiterhin bemühen, ein Treiber für Neues zu sein und immer dabei zu sein, wo quasi die „Musi spielt“. Das gilt eben ganz besonders für die digitalen Transformationsprozesse.
Gehört die Wertevermittlung auch zum ORF-Geschäft?
Unbedingt. Das gehört zur Definition eines Qualitätsmediums dazu. Wenn man sich ansieht, welche gesellschaftlichen Themen wir behandeln, dann ist eine unabhängige Einschätzung der Lage sehr wichtig. Wir haben zudem als vierte Säule im Staatsgefüge auch die Aufgabe, den Mächtigen auf die Finger zu schauen. 
Was für gesellschaftliche Themen siehst du ganz oben auf deiner Agenda stehen?
Vielleicht ist das jetzt gerade nicht so im Fokus, aber ein Thema, das massiv Aufmerksamkeit verdient, das ist beispielsweise der Klimaschutz. Wir als ORF verstehen uns da als eine Diskursplattform, um Meinungen auszutauschen, Einordnungen leichter zu ermöglichen und die Menschen natürlich auch auf dem Laufenden zu halten. Das gilt natürlich erst recht in Sachen Pandemie, wo es ja schon auch darum geht, ein Diskussionsklima zu schaffen, in dem die Menschen wieder zueinander finden und eine gesellschaftliche Spaltung überwunden werden kann. Das früher stets so auf Ausgleich und Harmonie bedachte Österreich ist diesbezüglich schon lange keine Insel der Seligen mehr. Wir müssen uns deshalb schon alle anstrengen und schauen, dass wir die Dinge wieder in Fluss bringen und uns mit guten Argumenten austauschen – ohne zu werten.
Was macht den Unterschied zu Privatsendern aus?
Die Privaten verdienen ihr Geld ausschließlich am Werbemarkt. Unser Auftrag im Sinne der Gebührenzahler ist aber viel weiter gedacht. Bei uns geht es auch darum, ein Mehr an Beiträgen über Kultur und Wissenschaft zu ermöglichen, das sich bei privaten Sendern schon rein ökonomisch betrachtet nicht ausgehen würde. Darin besteht der Wert, aber auch die besondere Verantwortung des ORF, die ein privates Programm eben nicht leisten muss. 
Was hast du mit deinem Team noch vor?
Als Team wollen wir solide weiter wachsen, was den besonderen Spirit anbelangt. Denn wenn es den Mitarbeitern bei der Arbeit gut geht, entsteht auch ein gutes Programm, das bei den Kunden auch dementsprechend gut ankommt. Das wiederum führt im Team des ORF OÖ schlussendlich dazu, dass man gerne im Haus ist, um seiner Arbeit nachzugehen. Das ist ein wichtiger Kreislauf, denn nur so schaffen wir den Sprung in das digitale Zeitalter. Und damit wird unser Bestand auch weiterhin gesichert bleiben. 
Wie ist eigentlich dein Verhältnis zum neuen Generaldirektor Roland Weißmann, übrigens einem Linzer?  
Wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Er ist nicht nur Linzer, was verbindet, sondern auch ein Manager der neuen Generation, offen und sehr kooperativ. Man merkt auch, dass er für den ORF wirklich „brennt“. Ich habe einen guten Draht zu ihm und er ist für unsere Anliegen auch immer persönlich erreichbar.  
Ist bei dir auf der Karriereleiter noch Luft nach oben, eventuell auch für eine Top-Position in Wien?
Nein, absolut null. Wirklich. Solche beruflichen Ziele habe ich nicht. Hier in Oberösterreich ist zudem wahrlich genug zu tun.
Durch deine neue Rolle als Landesdirektor bist du nun aber vor der TV-Kamera als Präsentator von „Oberösterreich heute“ nicht mehr im Bild. Fehlt dir diese Aufgabe, gibt es gar schon Pläne für ein Bildschirm-Comeback? 
Ich habe das ja viele Jahre sehr gerne gemacht und zuletzt  auch als Chefredakteur etwa bei Wahlsendungen. Jetzt aber habe ich eben das Spielfeld gewechselt und bin Manager. Ich werde deshalb nicht mehr vor der Kamera stehen. Das ist im ORF so vorgesehen, und ich halte das persönlich auch für richtig. Meine Aufgabe ist es jetzt, ein gutes Radio- und Fernsehprogramm zu ermöglichen, aber ich selbst bin eben nicht mehr das Programm. 
Was macht Klaus Obereder als Privatmensch? Hobbys?
Ich bewege mich wahnsinnig gerne in der freien Natur. Ich laufe oder bin je nach Möglichkeit auch mit dem Mountainbike unterwegs. Außerdem bin ich ein begeisterter Segler – besonders gerne am Attersee, ich habe aber – um der Frage zuvorzukommen (zwinkert) – kein eigenes Boot. Außerdem gehe ich sehr gerne in ein gutes Wirtshaus oder genieße Musik in allen Schattierungen, von der Klassik über die Volksmusik bis hin zu allen Formen der Popmusik.Und du bist ein leidenschaftlicher Familienmensch?
Absolut. Ich bin in einer Lebensgemeinschaft und habe zudem auch noch zwei kleine Kinder im Alter von fünf und acht Jahren. Das Familienleben hält mich jung, erdet mich und sorgt für einen Ausgleich zum Medienalltag.
Lieber Klaus, herzlichen Dank für das nette Gespräch und weitehin viel Erfolg für dich und dein Team.

 

Klaus Obereder
im WordRap
Geboren: 1.7.1967, Linz
Sternzeichen: Krebs

Ein guter Tag beginnt… mit einem guten und handgemahlenen Kaffee aus meiner Alessi-Maschine
Musik ist für mich… leben
Twinni: grün oder orange?… Jolly!
Meine Stärken sind… Konsequenz und Durchhaltevermögen
Meine Schwächen… Ungeduld und mitunter Unpünktlichkeit
Mein erstes Auto… der Citroen 2 CV, eigentlich eine Ente
Vor der Kamera… habe ich gerne gearbeitet, das muss aber eben nicht das ganze Leben lang so sein
Hinter der Kamera… gilt für mich das Gleiche 😉
Als Direktor… arbeite ich mit neuer Freude im ORF OÖ
Das würde ich nie machen… jemanden hereinlegen
Politische Intervention… es kommt immer darauf an, was man daraus macht 😉
Ein Journalist muss… immer integer sein
Ein Journalist darf keinesfalls… ohne Neugierde sein
Wenn du in einem Hotel eincheckst, was schreibst du ins Feld Berufsbezeichnung … Journalist
Lebensmotto… nütze den Tag
Diesen Wunsch möchte ich mir noch erfüllen… ein Segelboot

Fotos: © T. Duschlbauer

2023-01-31T20:42:39+01:00