• 20 Jahre LENTOS

Linzer Kunstmuseum lockt mit vielen Überraschungen.

 Seit 2003 erfreut das Lentos, ein leuchtendes Schmuckkästchen an der Donau, das Auge des Betrachters. Das Innenleben des Museums ist allerdings noch eindrucksvoller. Auch wenn es weltweit wichtigere Sammlungen gibt, verfügt es über einige Werke, die international Beachtung finden.

Zuletzt erschienen zwei seiner Gemälde in einer Pariser Kokoschka-Retrospektive. Ein Besuch des Lentos lohnt sich also allemal.
Schwellenangst. Manche Besucher haben allerdings eine Scheu vor zeitgenössischer Kunst. Einige Exponate sind für sie unverständlich, andere finden sie sogar abstoßend. Direktorin Hemma Schmutz erleichtert ihnen den Zugang mit Ausstellungen wie „Kindheit“ und „Geschwister“, die allgemeine Themen aufgreifen. Dabei werden relevante Kunstobjekte aus verschiedenen Epochen gezeigt. Jeder findet Schaustücke, die ihn ansprechen. Ein weiterer Vorteil dieses Formats ist, dass die Kuratoren weitgehend auf Werke des hauseigenen Bestandes zurückgreifen können. Transport- und Versicherungskosten für geliehene Exemplare aus fernen Ländern haben nämlich in letzter Zeit drastisch zugenommen.
Brisante Schau. Nächstes Jahr steht ein ehrgeiziges Projekt auf dem Programm, das die Landeshauptstadt mit der Kulturhauptstadt 2024, der Region Bad Ischl-Salzkammergut, verbindet. Die geplante Ausstellung „Reise der Bilder“ befasst sich mit Hitlers Kulturpolitik, Kunsthandel, Einlagerungen und Bergungen im Salzkammergut. Nach Ende des 2. Weltkriegs hatte der Diktator sich vorgenommen, mit Werken, die er aus eroberten Ländern geraubt und in Altaussee eingelagert hatte, ein „Führermuseum“ in Linz auszustatten. Manche der Gemälde und Skulpturen wollte er auch auf weitere Museen im Deutschen Reich verteilen. Einige der rund 60 Exponate für die Linzer Präsentation werden aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden geliehen, andere kommen aus Wien. Auch bedeutende österreichische Museen nutzten nämlich interimistisch Stollen der Salinen (Bad Ischl/Lauffen), Kirchen oder Gaststätten im Salzkammergut als temporäre Lagerorte, um ihre Kunstschätze zu retten. Hemma Schmutz ist stets bemüht, lokale Auswirkungen internationaler Ereignisse und Entwicklungen im Lentos aufzuzeigen.
Umweltkunst. Die engagierte Kulturmanagerin will sich 2025 mit der Klimakrise und der Naturzerstörung auseinandersetzen. „Es gibt tolle Künstler“, meint sie, „die die Finger in die Wunden legen, aber andererseits attraktive Bilder gestalten.“ „Touch Nature“ nennt sich das Vorhaben. Die Direktorin arbeitet gerne mit Vereinen und Gruppen zusammen. So entstand in Kooperation mit dem „Projekt Stimm*Raum“ der „Sozialen Initiative“ eine Ausstellung im Lentos-Auditorium. Kinder aus Tschetschenien gestalteten dort Bilder und Texte, in denen sie ihre schrecklichen Kriegserlebnisse aufarbeiteten. Das feministisch interessierte Publikum animiert sie wiederum, sich mit aktuellen zeitgenössischen Künstlerinnen wie Valie Export zu beschäftigen. Die Gleichstellung der Künstlerinnen mit ihren männlichen Kollegen ist ihr ein besonderes Anliegen, was sich auch in der Vielzahl an Einzel-ausstellungen mit starken weiblichen Positionen widerspiegelt. 
Bildung. „Die Hauptaufgabe unseres Hauses“, betont Schmutz,  „ist zu vermitteln.“ Am leichtesten findet sie Zugang zu jüngeren Menschen, die auch am ehesten für neuere Kunstströmungen empfänglich sind. Für manche bilden allerdings die stark gestiegenen Eintrittspreise eine gewisse Hürde. Am Sonntag ist deshalb das Ticket für eine zweite Person gratis. Dienstag ab 15 Uhr haben wiederum Senioren freien Eintritt. Ein heißer Tipp ist auch die Linz Kulturcard.

Exponate aus den letzten 200 Jahren, darunter einige Spitzenwerke von Kokoschka, Schiele, Lassnig und anderen.

Öffnungszeiten: Di-So 10 - 18 Uhr, Do 10 - 20 Uhr, Mo geschlos­sen
Eintritt: Erwachsene € 11, Ermäßigungen für Familien, Kinder, Senioren, Studenten usw. Linz Kulturcard 365: Eintritt in 12 Museen, 7 davon in Linz, für 365 Tage um € 49. Empfehlenswerte
Publikation: Lentos Highlights, bebilderte Beschreibungen von 50 Kunstwerken aus der Sammlung für € 15.

Fotos: © AdobeStock, Lentos

2024-01-28T14:28:21+01:00