Die spektakulärste Baustelle in der City.

MARIENDOM LINZ. 150 Tonnen Gerüstmaterial, fast vier Millionen Euro Sanierungskosten und Arbeiter in rund 130 Meter luftiger Höhe.

Für die Sanierung des Turmhelms der größten Kirche Österreichs wurde schon im Februar mit dem Aufbau einer beeindruckenden Gerüstung gestartet. Dieser erfolgt in mehreren Bauabschnitten.

In einem ersten Schritt wird ein Bauaufzug mit einem Stahlrohrbegleitgerüst bis auf eine Höhe von 75 Metern errichtet. Ab der Höhe von 42 Metern (das entspricht in etwa der Höhe, in welcher die Turmuhr montiert ist) wird das Basisgerüst auf allen acht Seiten des Turmes bis auf eine Höhe von 75 Metern weitergebaut. Auf diesem setzt dann das eigentliche Turmhelmgerüst auf. Mit dem Weiterbau des Turmhelmgerüstes wird ein zweiter Bauaufzug installiert, der mittels Autokran auf eine Höhe von 75 Metern gehoben werden wird. Ab dort wird über den Steinbalkon der Turmspitze mit dem Turmkreuz auf 130 Meter hochgerüstet. Insgesamt kommen rund 150 Tonnen Gerüstmaterial zum Einsatz. „Die größte Herausforderung bei der Turmhelmsanierung und der dafür notwendigen Eingerüstung ist natürlich die Höhe, in der gearbeitet wird – nicht nur für die Steinmetzarbeiten selbst, sondern auch für den Transport sämtlicher Materialien auf bis zu 130 Meter Höhe.

Herausforderungen. Vor allem die Windbelastung, die auf das Gerüst und in Folge auch auf den Turm wirkt, ist enorm. Um diese Windkräfte zu reduzieren, wird immer nur der Bereich, in dem gerade gearbeitet wird, mit einem Schutznetz versehen“, so Baumeister Alexander Raab, der als Projektleiter für Dombaumeister Wolfgang Schaffer die durchaus heikle Bauaufsicht für die Gerüstung innehat. Eine Aufgabe für Profis.

Spezialstahl für Turm. Die rund 15 Meter hohe Turmspitze aus Sandstein wird durch das Gerüst mit einer zusätzlichen Windkraft von 7.000 Kilogramm belastet werden. Aufgrund dieser starken Belastung wird die Turmspitze durch eine Spezialstahlkonstruktion im Innenhohlraum nach unten im schweren, massiven Turmhelmteil verankert. Damit kann das fehlende Gewicht ausgeglichen und die Turmspitze für die Dauer der Sanierung stabil gesichert werden. Der Aufbau des Gerüstes und der Baulifte soll bis Mitte April abgeschlossen sein, dann startet die eigentliche Turmhelmrenovierung. Im Zuge dieser Bauarbeiten werden vor allem das rund 3,5 Kilometer lange Fugennetz zwischen den Sandsteinblöcken saniert, Krabben (aus Stein gemeißelte Schmuckelemente) und Zierteile restauriert oder neu gefertigt, das Turmkreuz saniert und neu vergoldet und ein bestehender innerer Wartungstreppenturm erneuert. Die Arbeiten werden – mit Unterstützung externer Unternehmen – in erster Linie von der Dombauhütte Linz durchgeführt. Diese wurde erst kürzlich von der UNESCO in das nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Die Turmhelmsanierung soll bis Ende 2021 abgeschlossen sein, das geplante Bauvolumen beträgt rund 3,9 Mio. Euro. Bauherrin ist die Bischof-Rudigier-Stiftung.

Zugang zum Dom. Der Zugang zum Mariendom ist während der Dauer der Bauzeit uneingeschränkt möglich. Zum Schutz von Passanten und für die Anlieferung und Lagerung von Material und Bauteilen wird der Platz beim Turmportal in der Baumbachstraße gesperrt. Für die Kirchenbesucher wird ein Zugangstunnel errichtet.

Projekt Turmeremit wird fortgesetzt

Im Zuge der Kulturhauptstadt Linz09 wurde im Mariendom auch das erfolgreiche Projekt „Turmeremit“ gestartet. Die Nachfrage ist seit damals ungebrochen, das Angebot zählt damit zu den nachhaltigsten Projekten von Linz09. Insgesamt haben bereits 267 Frauen und Männer im Alter von 17 bis 78 Jahren die Möglichkeit genutzt, sich als Eremit bewusst eine Auszeit zu nehmen, innezuhalten, sich in 68 Metern Höhe in die ehemalige Türmerstube des Mariendoms zurückzuziehen und dort eine Woche in Stille zu verbringen.

Zur Geschichte. Die Eremitenstube wurde im 2. Weltkrieg eingebaut und wohl als Beobachtungsposten genutzt, um etwaige Bombentreffer schneller lokalisieren zu können und die Hilfe zu koordinieren. Mit Ende des Krieges geriet auch das Zimmer am Turm in Vergessenheit. Für das Projekt „Turmeremit“ wurde ihm aber ein neues Leben eingehaucht. Ausgestattet ist die 8 m2 große Stube mit Toilette, Waschbecken, Kochnische, einem Bett und einer kleinen Handbibliothek. Interessierten bietet  übrigens im Mariendom (im Kirchenraum EG) ein maßstabsgetreues Modell mit Sichtfenstern Einblicke in die Eremitenstube. Mit Beginn der Sanierung ging natürlich auch dieses Projekt in eine baustellenbedingte Pause. Im Dezember 2021 soll es aber fortgeführt werden.

Fotos: © Dioezese Linz

2019-05-01T21:09:45+02:00