Faszinierende Einblicke in die jüngste Geschichte der Stadt in der Welser Heide.
Die Publikation „March-trenk von 1945 bis heute“ ist eine umfangreiche Chronik, die viele Facetten des Stadtlebens abdeckt: Kultur, Gastronomie, medizinische Versorgung, Landwirtschaft und prominente Persönlichkeiten. Auch fesselnde Geschichten und amüsante Anekdoten kommen nicht zu kurz.
Kleine Ortschaft. 1945 war Marchtrenk ein Straßendorf mit 3.249 Einwohnern. Durch Kriegsvertriebene wuchs die Bevölkerung schnell an. Ein Beispiel ist Maria Linzer, eine damals neunjährige Donauschwäbin aus Duna (Jugoslawien). 1944 floh sie mit ihrer Mutter, als feindliche Truppen näher rückten. Sie landeten in Schlesien, wo sie das Bombardement auf Dresden aus der Ferne erlebten. Auf ihrer Flucht begegneten sie sowjetischen Soldaten, die ein Mädchen aus ihrer Gruppe verschleppten. Zum Glück kamen freundlich gesinnte Russen rechtzeitig zu Hilfe. Nach Kriegsende wurde der Familie die Rückkehr nach Jugoslawien verwehrt, und sie gelangten nach Wien. Dort überlebten sie teils von Weizenkörnern, die sie aus einem Waggon kratzten. Schließlich fanden sie in Marchtrenk eine neue Heimat.
Karge Landschaft. Marchtrenk zog viele Neuankömmlinge an, weil der Baugrund günstig war. Der sandige Boden machte die Landwirtschaft jedoch mühsam. Eine Chronik von 1876 beschreibt, wie die Bauern Pferdemist von den Straßen sammelten und Bachschlamm wie „Goldsand“ auf ihre Felder brachten. Nach dem Krieg war die Lage noch schwieriger. Zwischen 1945 und 1948 war zudem Jagen für die Bevölkerung verboten, nur die Besatzungsmacht durfte Waffen tragen.
Kot gegen Körner. Berg-land-Film drehte 1956 eine Militärklamotte an der Grenze zu Marchtrenk. Im Filmgeschehen hatte die Manöverpartie „Weiß“ Rizinusöl in die Gulaschkanone ihres Gegners geschüttet. Nun mussten also die Soldaten der „blauen“ Armee umdrehen, die Hose runterlassen und den nackten Hintern in die Kamera halten. Genau in diesem Moment fuhr ein Sonderzug mit dem Bundespräsidenten Theodor Körner vorbei. Er vermutete einen Affront gegen seine Person und ließ den Zug im Bahnhof Wels anhalten.
Erfolgsgeschichte. Auch dank der guten Verkehrsanbindung haben sich seit der Nachkriegszeit viele Betriebe in Marchtrenk angesiedelt. Heute zählt die Stadt 14.790 Einwohner und will das Wachstum zugunsten der Erhaltung von Grünflächen begrenzen.
Erhältlich beim Stadtamt
Buch bestellen. Besonders für Marchtrenker und Welser ist Reinhard Gantners reich bebildertes Werk „Marchtrenk – 1945 bis 2023“ unverzichtbar.
Preis: 40 EUR
Bezugsquelle: Stadtgemeinde Marchtrenk, Tel. 07242 – 552 – 0 oder Email:
Fotos: © Aus dem Buch