Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (44) zieht es nach Wien.
Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (OÖVP) wird ab 1. Jänner 2025 Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer und löst in dieser Funktion Karl-Heinz Kopf ab.
Die Polit-Überraschung dieses Sommers bringt mit sich, dass Hattmannsdorfer nach der Nationalratswahl zudem auch als VP-Abgeordneter im Parlament vertreten sein wird, was Spekulationen nährt, dass für den smarten Oberösterreicher ein Ministerposten jedenfalls möglich erscheint.
Herr Landesrat, einige haben es erwartet, Sie haben es stets dementiert. Jetzt aber also doch der Gang nach Wien?
Ich bin mit großer Leidenschaft Soziallandesrat – ich habe aber nie einen Hehl daraus gemacht, dass mich eine Managementaufgabe reizt. Ich sehe Sozialpolitik und Standortpolitik als zwei Seiten einer Medaille, das gehört zusammen gedacht. Daher habe ich bislang schon einen Fokus auf eine aktive Arbeitsmarktpolitik gelegt. Und wenn ich mir ansehe, was wir in OÖ weitergebracht haben, dann kann sich das sehen lassen. Als WK-Generalsekretär und Nationalratsabgeordneter werde ich meine Erfahrungen aus dem Wirtschaftsbundesland Nummer eins einbringen, um unseren Standort konsequent weiterzuentwickeln.
Man munkelt ja, dass Sie – sollte die ÖVP in der nächsten Bundesregierung wieder vertreten sein – schon als Minister gehandelt werden. Wahrheit oder „nur“ Ehre?
An derartigen Spekulationen beteilige ich mich nicht. Ich gehe als Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich nach Wien, diese Aufgabe motiviert mich, weil es darum geht, dass wir unseren Standort wettbewerbsfähig halten. Der demografische Wandel ist die Schicksalsfrage unserer Gesellschaft. Die Menschen werden immer älter und immer weniger kommen in den Arbeitsmarkt nach. Damit verbunden ist die Frage, wie wir Arbeit und Leistung künftig attraktiver machen und wertschätzen. Unser Sozialstaat und Wohlstand brauchen Menschen, die bereit sind, dafür zu arbeiten, und das muss sich vor allem auf dem Gehaltszettel niederschlagen.
In OÖ haben Sie in den letzten drei Jahren als Sozial-Landesrat sogar über Parteigrenzen viel Lob erfahren. Was würden Sie als Ressort-Meilensteine Ihrer Ära hervorheben wollen?
Ich habe das Sozialressort nach einer ganz klaren Linie geführt: Probleme offen ansprechen, Brücken bauen und dort verändern, wo es notwendig ist. Wir konnten in der Pflege mit einer umfassenden Fachkräftestrategie den Trend der leerstehenden Betten in unseren Alten- und Pflegeheimen erstmals bremsen. Wir haben als erstes Bundesland eine Deutschpflicht in der Sozialhilfe eingeführt. Und wir haben den klaren Grundsatz „Integration durch Deutsch und Arbeit“ in Oberösterreich konsequent umgesetzt. Das Sozialressort haben wir professionalisiert, es steht damit gut da und ist für die Zukunft gerüstet.
Gibt es auch offene Punkte, die Sie jetzt aber Ihrem Nachfolger zur Weiterbearbeitung überlassen müssen?
Ich hätte noch viele Ideen gehabt, darum ist mir die Entscheidung auch nicht leicht gefallen. Wir haben wirklich viel erreicht und konsequent Reformen umgesetzt und eingeleitet. Mit Christian Dörfel übernimmt ein politischer Vollprofi, der das Land und die Gemeinden kennt, das Ressort und stellt sicher, dass der Weg fortgesetzt wird. Ich bitte um Verständnis, dass ich ihm aber nicht vorgreifen will.
Das Sommer-Aufregerthema wird uns bis zur Nationalratswahl sicher beschäftigen. Schließen Sie aus, dass es solch exorbitante Nettobezüge einer Flüchtlingsfamilie in OÖ gibt und verstehen Sie die Aufregung darüber?
Selbstverständlich. Solche Fälle sind ein Schlag in das Gesicht für jeden Österreicher, der tagtäglich fleißig aufsteht und in die Arbeit geht. In OÖ haben wir eine klare Linie. Die Sozialhilfe ist eine temporäre Überbrückung einer Notsituation. Das Ziel muss immer, wo möglich, die Selbsterhaltung sein. In diesem Zusammenhang haben wir auch eine klare Erwartungshaltung an Menschen mit Migrationshintergrund: Deutsch lernen, Arbeiten gehen und Respekt zeigen. Denn nur wer diese Punkte einhält, kann sich erfolgreich integrieren. Als einziges Bundesland kürzen wir die Sozialhilfe auch, wenn die Bezieher nicht ausreichend Deutsch sprechen.
Wie vereinbaren Sie künftig nun Beruf & Familie?
Ich bin und bleibe Oberösterreicher und werde mich in meiner neuen Rolle auch für das Wirtschaftsbundesland Nummer eins einsetzen. Gleichzeitig ist Wien nicht das andere Ende der Welt und ich bin optimistisch, dass ich wie bisher eine gute Balance zwischen Job und Familie finden werde. Auch jetzt schon geht es darum, sich bewusst Zeit für die Familie – meine Frau und meine beiden Söhne – zu nehmen. So werde ich das auch in Zukunft tun.
Fotos: © Peter Mayr, Philipp Albert