Bei der LIVA gibt es ECHT
Die neue künstlerische und kaufmännische Leitung im CITY! Magazin-Sommerinterview.
Diesmal war alles ein bisserl anders. Mit Norbert Trawöger und Kai Liczewski standen mir gleich zwei interessante Persönlichkeiten Rede und Antwort. Und das Brucknerhaus haben die beiden offensichtlich schon so liebgewonnen, dass sie es nicht verlassen wollten und mich deshalb zum Interview nicht im Café Traxlmayr treffen konnten.
Nach dem Gespräch glaube ich auch, dass im Brucknerhaus und bei den anderen Sport- und Kulturstätten der LIVA so einiges anders werden wird. Da können wir uns noch auf etliche positive Überraschungen gefasst machen.
Norbert, Du warst ja künstlerischer Direktor des Brucknerorchesters und wurdest nach der LIVA-Affäre nun als neuer künstlerischer Leiter bestellt. Auch Kai, der für die Zahlen zuständig ist, wurde von einer hochkarätigen Jury von den Salzburger Festspielen nach Linz geholt. Was sind denn Eure ersten Aufgaben als Leitungsgremium der LIVA?
Trawöger: Ich war hier ja schon aus einer anderen Perspektive tätig. Das Brucknerhaus hat also bereits lange eine besondere Rolle für mich gespielt. Jetzt geht es darum, die dortigen Menschen und die Abläufe noch besser kennenzulernen. Für mich sind die LIVA-Veranstaltungsorte wie ein kleiner Kosmos oder ein Planetensystem, das man neu denken und in eine neue Schwingung versetzen kann – etwa mit neuen Formaten und Programmen, bei denen die Stadt und das Land noch besser andocken können.
Liczewski: Man kann die Geschehnisse der letzten Jahre nicht ignorieren – auch was noch die Stimmung anbelangt. Meinhard Lukas hat allerdings als LIVA-Aufsichtsrat schon gewaltig zu einer Verbesserung beigetragen. Für mich ist es nun wichtig, ein Gesamtbild zu haben und mit diesem Überblick so rasch wie möglich einen Doppelhaushaltsplan zu erstellen. Das ist eine besondere Herausforderung, weil ja damit auch die Planbarkeit der programmatischen Weichenstellungen für die LIVA einhergeht.
Ihr seid beide durch ein Hearing gegangen. Dennoch gab es die Kritik, dass nun zwei Männer an der Spitze der LIVA sitzen. Wie geht Ihr denn damit um?
Trawöger: Die Kritik kann ich durchaus nachvollziehen. Ich kann daran aber selber nichts ändern, weil die Findungskommission nach den geeignetsten Personen gesucht hat. Mir ist jedoch bewusst, dass es immer noch patriarchale Systeme gibt und daher wichtig, dass mit diesem Thema auch sensibel umgegangen wird. Wer mich kennt, weiß auch, dass ich etwa beim Kepler Salon stets darauf bedacht war, bei der Auswahl der Gäste eine Gender-Balance zu finden.
Liczewski: Ich kann nur unterstreichen, was Norbert gesagt hat. Es geht darum, möglichst überall einen fairen Ausgleich zu schaffen.
War es für Dich ein einfacher Schritt, Salzburg den Rücken zu kehren, da die Festspiele ja mit hoher schöngeistiger Reputation einhergehen – vielleicht sogar etwas im Gegensatz zur Tätigkeit in einer Hacklermetropole wie Linz?
Liczewski: Nein, für mich war es durchaus attraktiv dort wegzugehen. Es war sicher eine spannende Zeit in Salzburg, aber es waren bereits 14 Jahre. Irgendwann kommt der Moment für einen Wechsel. Und je besser ich verstehe, was die LIVA ist, desto stärker nimmt meine Begeisterung zu. Denn da ist noch so viel Potenzial an Vernetzung drinnen. Ich habe ja Sport- und Freizeitmanagement studiert. Bei den Fallbeispielen musste immer aufwendig konstruiert werden, womit ich jetzt in der Praxis befasst bin.
Linz hat sich nicht nur in Richtung einer Kulturstadt entwickelt, sondern auch im Bereich der KI-Forschung eine gewisse Bedeutung erlangt. Die Entwicklungen sind rasant. Seht Ihr diesbezüglich eine Bedrohung für die Kunst?
Liczewski: Für unseren Bereich sehe ich das nicht. Denn wir machen Veranstaltungen von Menschen für Menschen. Das ist sogar eine spezifische Chance für die LIVA. Wir können viel auf höchstem Niveau bieten – und wir haben echt. Ich denke, dass das Echte gerade angesichts vieler Fakes ein Gütekriterium ist, dass die Menschen in Zukunft noch mehr wertschätzen und suchen werden.
Trawöger: Ich finde auch, dass es keine Gefahr ist, wenn man sich damit beschäftigt und die Potenziale auslotet. Ich habe diesbezüglich schon mit Texten experimentiert und glaube, dass man diese Auseinandersetzung auch gemeinsam mit anderen Einrichtungen wie dem AEC stattfinden lassen kann. Bei diesem Thema gibt es sehr viele Schnittstellen. Kunst und Sport haben auch viel mit Körperlichkeit und körperlichen Fähigkeiten zu tun, im Vergleich zur digitalen Sphäre.
Ich höre Euch jetzt schon eine Zeit lang zu. Versteht Ihr Euch immer so gut? Seid Ihr stets im Einklang?
Trawöger: Wir sind uns im Vorzimmer des Bürgermeisters begegnet. Da ist der Funke gleich übergesprungen. Hier macht es die Mischung aus: Kai hat diesen Außenblick auf die Stadt und die LIVA, während ich mit den Strukturen und Akteuren schon länger vertraut bin. Wir ergänzen uns an sich sehr gut.
Norbert, wie hältst Du das generell mit dem „Außenblick“ bzw. auch mit dem Anspruch internationaler Maßstäbe?
Trawöger: Ich habe immer schon in diesen Kategorien gedacht und halte es da mit Anton Bruckner: Der war zwar ein radikaler Oberösterreicher, aber er hat auch die Fenster in die Welt weit aufgerissen und somit etwas in dieses Bundesland gebracht, was es bisher hier noch nie gegeben hat.
Die neue LIVA-Führung startet am 18. August
Zwei coole Typen, die sich auf Anhieb verstanden haben
Vorstellrunde. Norbert Trawöger wurde 1971 in Wels geboren. Er studierte in Wien, Graz, Göteborg und Amsterdam, unterrichtete an Musikschulen sowie an Hochschulen in Wien und Linz. Ab 2013 leitete er den Kepler Salon, seit 2019 prägte er das Bruckner Orchester. Er veröffentlichte 2010 eine Biografie über Balduin Sulzer, 2022 und 2024 das Buch „Bruckner! Journal einer Leidenschaft“.
Kai Liczewski wurde 1986 in München geboren und ist in Unterfranken aufgewachsen. Er studierte Betriebswirtschaft sowie Kultur‑, Freizeit‑ und Sportmanagement. Seit 2011 arbeitete er beim Salzburger Festspielfonds, leitete dort ab 2016 Finanzen und Informationsmanagement.
Fotos: © T.Duschlbauer