Wenn einer eine REISE tut …

…dann kann er was erleben – positiv wie negativ! Worauf also achten,  damit der Urlaub rundum gelingt?

Die Coronakrise hat unser aller Leben ganz schön durcheinander gewirbelt. Und auch wenn wir es nicht hören wollen: Wir wissen leider nicht, was uns im Herbst erwartet… verständlich also, dass ein Großteil der Oberösterreicher gerade die kommenden Sommermonate so richtig genießen will – und was würde zu diesem Zeitpunkt besser passen als eine tolle Urlaubsreise?

Stellt sich nur die Frage: Wohin? Und worauf sollen wir beim Buchen und Reisen überhaupt achten? Unsere CITY!– Redakteurin Sandra Meinschad hat sich bei Hoteltester Kurt Steindl und Reiseberaterin Barbara Hörmanseder informiert.

Der Serviceflüsterer. So wird „Österreichs oberster Hoteltester“ Kurt Steindl (62) in den Medien gerne genannt – denn seine Kompetenz stellt er primär in den Dienst von Serviceunternehmen. Der smarte Tourismusmanager, der sich auf Hotellerie und Gastronomie spezialisiert hat, analysiert und überprüft seit mehr als 19 Jahren mit seinem Unternehmen sämtliche Spitzenhotels und mehrere tausend Restaurants mittels Mystery-Guest-Analysen. Seine Hauptthemen sind Service Excellence, Mitarbeiterführung, Beschwerdebehandlung und Gästebegeisterung im Unternehmen. „Ich unterstütze die Hotellerie dabei, noch besser zu werden, indem ich die Sicht eines Durchschnittsgastes aufzeige“, so der gelernte Kellner, der innerhalb weniger Jahre ins Management aufstieg, „das Wichtigste dabei ist der Hausverstand. Man kann nicht alle Hotels über den gleichen Kamm scheren.“ Es brauche Einfühlungsvermögen, um sich auf jedes Hotel individuell einstellen zu können, so Steindl: „Man sollte eine gute Beobachtungsgabe besitzen, muss sich ganz unauffällig wie ein normaler Hotelgast verhalten, darf sich nicht scheuen, auch mal eine Beschwerde zu erfinden, um zu testen, wie gut die Mitarbeiter damit umgehen können… Und das Schwerste: Möglichst objektiv bleiben und die persönlichen Vorlieben unterdrücken.“ Nach welchen Kriterien sollen Urlaubswütige also ihr Hotel bestenfalls auswählen? „Schauen Sie sich vorab die Website genau an“, so der Profi, „die muss positive Emotionen vermitteln und sollte möglichst keine Begriffe wie sensationell, phantastisch oder atemberaubend beinhalten… gute Hotels haben es nämlich nicht nötig, so unverschämt zu übertreiben.“ Ein weiterer einfacher, aber durchaus effektiver Tipp: Eine E-Mail-Anfrage schicken und darauf achten, wie lange es dauert, bis eine Antwort zurückkommt: „Dauert es länger als 12 Stunden, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Mitarbeiter in der Reservierung überlastet sind und es ist anzunehmen, dass das dann auch in anderen Abteilungen wie der Küche so sein wird.“ Ebenfalls ausgefuchst: einen Sonderwunsch einbauen (z.B., dass man Vegetarier ist). Dabei wird die Flexibilität des Hotels überprüft – wird explizit auf Wünsche eingegangen oder wird man bloß „abgewimmelt“? Ein simpler doch ebenso wirkungsvoller „Test“ ist, einfach anzurufen, so Steindl: „Am Verhalten der Mitarbeiter erkennen Sie sofort, wie gastfreundlich das Hotel wirklich ist.“

Klare Vorstellung. Die sollte man unbedingt haben, bevor man sich dazu entschließt, eine Reise anzutreten: „Wer ein Schnäppchen bucht, muss halt auch in Kauf nehmen, dass Mängel vorhanden sein werden. Der Preis wird von guten Hotels auch gerne als Auswahlkriterium eingesetzt. Wer sich ein Hotel nicht leisten kann/will, passt meist auch nicht zur anwesenden Klientel“, erklärt der Experte, der auf eine einsame Insel am liebsten eine Gitarre, eine dickes Notizbuch mit Bleistift und Robert Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ mitnehmen würde. Steindls Hotelbewertungen dienen übrigens als Grundlage für die österreichische Hotelsternevergabe; er gilt als profunder Serviceexperte und zählt mit seinem Unternehmen „Gastlichkeit & Co“ zu den gefragtesten Beratern zu sinn- und werteorientierter Unternehmensführung. Sein persönlicher Reise-Favorit? „Individual. Am liebsten fahre ich mit meiner Frau ohne Hotelbuchung los und wir lassen uns treiben. Wo es uns gefällt, bleiben wir!“

Urlaub unkompliziert. Danach streben die Linzer, Welser und Steyrer seit „Covid“ ganz besonders, weiß Barbara Hörmanseder (39), Geschäftsführerin des Reisebüros „Fluchthelfer“ in Linz: „Die Menschen lechzen förmlich nach jeglicher Art von Urlaub. Nach 2 Jahren wo so gut wie nichts möglich war, ist es fast egal, wohin – Hauptsache, weg! Und je unkomplizierter, desto besser. Beliebt ist aktuell alles, was eher einfach mit der Einreise ist. Die Klassiker Griechenland, Spanien und Portugal gehen immer.“ Wer „ab in den Urlaub“ will, sollte darauf achten, sich (finanziell) bestmöglich abzusichern – nur für den Fall, dass sich „Dank“ Corona womöglich abermals Einreiseverbote oder dergleichen ergeben. „Am besten gelingt das mit einer Pauschalreise“, so Hörmanseder, „diese ist insbesondere bei Fernreisen zwar nicht die günstigste, aber die sicherste Variante. Ansonsten buchen wir bei Bausteinreisen nur Flüge, die zumindest umbuchbar oder zu refundieren sind.“

Bitte, Danke! Als besonders brauchbaren allgemeinen Trick rund ums Reisen empfiehlt unser Hoteltester Kurt Steindl, ein paar Wörter in der jeweiligen Landessprache zu lernen. „Ich habe immer wieder erlebt, dass ich gut behandelt wurde, wenn ich mir Mühe gebe, ein paar Begriffe der Sprache zu verwenden“, so der „James Bond im Auftrag des Gastes“. „Das zeigt, dass man Respekt und Wertschätzung mitbringt. Überhebliche Urlauber sind jedem ein Gräuel.“ Vor allem angesichts der Tatsache, dass die Mitarbeiter im Tourismus schwere körperliche und psychische Arbeit leisten und diese häufig unterschätzt wird, weiß Steindl. Daher: „Seien Sie nett und geduldig! Sie bekommen mehr zurück, als Sie denken. Die Mitarbeiter merken genau, wer nachsichtig und freundlich ist und werden sich auf die eine oder andere Art erkenntlich zeigen. Außerdem ist der Urlaub viel entspannter, wenn man sich nicht gleich wegen allem ärgert. Die Dinge haben Zeit, speziell im Urlaub.“ Ein guter Rat! Das Wichtigste: Die Urlaubszeit, egal wo und mit wem, ausgiebig genießen. Tipps zur Reiseapotheke finden Sie übrigens auf Seite 13 unserer CITY! Sommerausgabe.

Noch mehr URLAUB IN ZAHLEN

Gewaltige Reisewelle. Viele befürchten im Herbst ja schon die nächste Corona-Welle auf uns zusteuern. Sicher hingegen ist zum jetzigen Zeitpunkt aber nur eine Welle: die Reisewelle! Und die wird nach den extremen Pandemie-Einschränkungen der letzten zwei Jahre heuer ganz gewaltig sein. Laut RUEFA Reisekompass 2022 und 1.500 Interviews von Marktagent wollen heuer alleine in Österreich 84 % oder beinahe 7,5 Millionen der Landsleute auf Reisen gehen. Bevorzugt sind Ziele innerhalb Europas: Österreich (76 %), Italien (36 %), Kroatien (31 %), Griechenland (13 %). Auch die Türkei (7 %) und Ägypten (6 %) sind sehr beliebt.

Geduld gefragt. Verzögerungen an den Grenzen, Staus vor Tunnelketten, Maut- und Baustellen sind (ähnlich wie schon im Pfingstverkehr) angesichts des Reisebooms in diesem Sommer somit mehr als wahrscheinlich. Auch auf den Airports wird die Reisewelle heuer eine ganz besondere Herausforderung. Flugverspätungen oder gar Ausfälle – hier vor allem aufgrund des massiven Personalmangels im Sicherheitsbereich – werden sowohl das Flughafengetriebe als auch die Passagiere weiter belasten. Verspätungen sollte man – im Sinne einer späteren Entschädigungszahlung – jedenfalls von Anfang an genau (Foto-)dokumentieren. Ab einer Verzögerung von drei Stunden sind Airlines zu einer monetären Wiedergutmachung angehalten.

Das geben wir aus. Die Reiselust kostet nicht nur Nerven, sondern natürlich auch (Urlaubs-)Geld. Im Schnitt wollen Herr und Frau Österreicher laut Reisekompass 1.550 Euro ausgeben. 8 % wollen der Urlaubskasse heuer sogar mehr als 3.000 Euro entnehmen.

 

Hier bekommt man mehr für sein Geld. Laut Bank Austria sei der Euro im Ausland heuer durchschnittlich um satte 18 % mehr wert als in Österreich. Im detaillierten Kaufkraftvergleich sind 100 „österreichische“ Euro an der Schwarzmeerküste Bulgariens etwa 187 Euro wert, in Kroatien immerhin noch 143 Euro und in Portugal 127 Euro. Und auch in Spanien und Griechenland kommt man als Österreicher mit einem „Gegenwert“ von 120 Euro „günstiger“ davon, ebenso in Italien mit dann allerdings nur mehr 107 Euro. Freilich kann man aber auch in all diesen Ländern viel „teurer“ einkaufen – denn Touristenfallen gibt es natürlich überall auf der Welt.

Fotos: © AdobeStock

2022-10-03T19:15:20+02:00