Welser Burg: Sterbeort von Maximilian I.
Sonderausstellung zum 500. Todestag
Auf der Burg am Welser Stadtplatz hielt sich der reisefreudige Kaiser besonders gern auf. Er hatte keine permanente Residenz, sondern wechselte ständig den Wohnort, wenn er nicht Krieg führte.
Für den Allerwertesten. Bei seinem ersten Besuch in Wels im Jahr 1473 fand er die Burg, so vermuten Fachleute, in einem desolaten Zustand vor. Später ließ er sie im spätgotischen Stil umbauen. Sie verfügte über eine für die damalige Zeit hochmoderne sanitäre Anlage – ein Plumpsklo. Über einen Kanal erreichten Fäkalien und andere Abfälle den Mühlbach. Als Toilettenpapier dienten Moos, Stroh und alte Stoffreste. Ungefähr 20-mal suchte der Kaiser Wels auf, wo die befreundeten Polheimer ihren Wohnsitz hatten. Gerne unternahm er Jagdausflüge in der wildreichen Umgebung. Unter seiner Herrschaft florierte die Stadt; ihre Einwohnerzahl verdoppelte sich auf 5.000. Als Todkranker reiste Maximilian Ende 1618 von Augsburg nach Wels. In Innsbruck hatten die Wirte seinem Tross die Unterbringung verweigert, weil er bei ihnen schwer verschuldet war. Man transportierte ihn in einer Sänfte weiter. Wahrscheinlich litt er unter Darmkrebs; eine seiner „Schlafweiber“ hatte ihn auch mit Syphilis angesteckt.
Sturer Patient. Elf Tage vor seinem Tod bestand er darauf, eine ausländische Gesandtschaft standesgemäß – also außerhalb des Bettes – zu empfangen. Gegen den Rat seiner Ärzte nahm er eine Krauttascherlsuppe zu sich, was seine Verdauungsprobleme erheblich verschlimmerte. Kurz vor seinem Ableben verfügte er, dass man ihn nicht mehr mit seinen Titeln ansprechen durfte. Um in den Himmel aufgenommen zu werden, wollte der tiefgläubige Herrscher als armer Sünder, als Geschorener, vor seinen Schöpfer treten. Man sollte also seine Leiche geißeln und seine Zähne ausbrechen. Auch das Einbalsamieren untersagte er, er ordnete vielmehr an, seinen Körper nur mit Asche und Kalk zu überschütten und mit vier Lagen Tücher zu verkleiden.
Medienkaiser. Maximilian verstand es ausgezeichnet, die Medien seiner Zeit – Buchdruck, Holzschnitt, Malerei und Musik – zur Vermehrung seines Ruhmes einzusetzen. Sein Leichenzug war genauso wie sein ganzes Leben inszeniert. Zwölf Adelige trugen den Sarg. Auf ihn platzierten sie die Reichsinsignien, weil sie sich nicht einigen konnten, wer sie vorzeigen durfte.
Fettfabrik. Die Geschichte der Burg Wels ist vielschichtig. Ihr hölzerner Vorgängerbau, das „Castrum Uueles“ wurde erstmals 776 urkundlich erwähnt. Im 13. Jahrhundert ersetzte ihn die steinerne Residenz, die Maximilian I. später umbauen ließ. Vom 13. bis 17. Jahrhundert befand sich die Burg im landesfürstlichen Besitz; sie bildete einen Teil der Verteidigungsmauer. Wie der Erker vor dem Sterbezimmer damals ausgesehen hat, ist nicht bekannt. Seine jetzige Gestalt, die ans „Goldene Dachl“ in Innsbruck erinnert, erhielt er erst Ende des 19. Jahrhunderts. 1653 schenkte König Ferdinand IV. die Anlage mit ihren umfangreichen Ländereien und wohl über tausend Untertanen seinem Erzieher, dem Fürsten von Auersperg. Damals galt der Besitz als Grafschaft. 1865 verwandelte man den Adelssitz in eine Fabrik für Schmalz- und Fettwaren. 1937 erwarb ihn die Stadt Wels, der heute kein Geviert mehr bildet, sondern nur aus zwei Trakten besteht. Seit 1954 beherbergt die Burg das Städtische Museum mit Abteilungen für Heimatvertriebene und Gebildebrote. In der aktuellen Ausstellung sind die Modelle von Maximilians Leichenprozession und vom Stadtplatz besonders sehenswert. Die Sonderausstellung läuft bis So, 27.10.2019. Es lohnt sich auch, an einer Themenführung über Wels zur Zeit Maximilians teilzunehmen.
Infos/Führungen:
Fotos: © Sokoloff