• WITZANY TRIFFT… Klaus Kumpfmüller (li.) leitet seit 2020 die HYPO OÖ mit über 420 Mitarbeitern. Im Restaurant „Pianino“ plauderte der Banker über Gott und die (Finanz-)Welt mit Radiolegende Walter Witzany.

HYPO-Chef Klaus Kumpfmüller über das Sparverhalten und Vertrauen als höchstes Gut.

Klaus Kumpfmüller (53), Ex-Chef der Finanzmarktaufsicht in Wien, führt seit 2020 die im Mehrheitseigentum des Landes OÖ befindliche HYPO Bank. Von der Landstraße aus managt der smarte Banker das traditionsreiche Institut, das vom renommierten Wirtschaftsmagazin „Trend“ bereits zum siebenten Mal in Folge als „Top-Arbeitgeber“ ausgezeichnet wurde. Im „Pianino“ stellte er sich meinen Fragen.
Wie wird man eigentlich Bankdirektor?
Formal gesprochen, indem man sich bewirbt und dann in einem Auswahlverfahren als Bestgeeigneter hervorgeht und vom Aufsichtsrat bestellt wird (lacht). Ihre Frage geht aber wahrscheinlich in eine andere Richtung. Welche Voraussetzungen brauchts dafür? Man muss sich das Bankgeschäft aneignen, lernen und engagiert nach vorne arbeiten.  Dann kann man Karriere machen und – so wie ich – auch Bankdirektor werden.
Wo sind Sie aufgewachsen?
In Schärding am Inn.
Und wie sind Sie nach Linz gekommen?
Durch das Studium.
Die Inflation ist hoch, die Zinsen relativ niedrig. Wie legt man in Zeiten wie diesen am besten sein Geld an?
Es gibt keine Vorlage oder ein Patentrezept dafür, sondern man muss stets sein eigenes Profil und den Veranlagungshorizont im Auge behalten. Ebenso muss man für sich selbst die Frage beantworten, wie viel Risiko möchte ich denn eingehen? Und welche Ertragschancen peile ich an? Denn eines hat nach wie vor Gültigkeit: Ein geringes Risiko heißt meist auch weniger Ertrag. Bestes Beispiel: die Sparbücher. Relativ sicher, aber halt nicht so ertragreich. In der Praxis gesprochen, ist es zudem auch immer wichtig, dass man eine eiserne Reserve für Notfälle parat hat. Genau dafür gibts eben etwa auch Sparkonten. Andere Finanzmittel, die man länger nicht braucht, sollte man aber schon eher in Investmentfonds oder Anleihen investieren. Auch Immobilien im Sinne der Altersversorgung sind meist ein gutes Investment, ebenso Edelmetalle, wie etwa Gold zur Risikostreuung. Der Mix und die richtige Beratung machens aus. Bei uns etwa hat jeder Kunde nach wie vor seinen persönlichen Ansprechpartner, was ja nicht mehr bei allen Banken so ist. Aber wir sind stolz darauf und auch von der Sinnhaftigkeit überzeugt. Die Menschen, die einander kennen, machen  eben den Unterschied aus. 
Wie entwickelt sich Ihrer Meinung nach die Weltwirtschaft. Wird China den Wirtschaftsraum der EU und sogar die USA noch weiter unter Druck setzen?
Ja, dem ist wohl so. Ein Grund dafür ist sicherlich, weil wir im Westen alles schon sehr genau regeln. Es gibt meiner Meinung nach sogar eine gewisse Regulierungswut, sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Einer produzierenden Wirtschaft hemmt dies aber natürlich schon das Wachstum. In anderen Regionen der Welt ist das eben nicht so. Aber Wachstumsraten alleine sind kein Allheilmittel. Es geht etwa auch um Qualität und Nachhaltigkeit. Denn sonst verschwenden wir unnötig viele Ressourcen. 
Die Chipproduktion ist nicht mehr in Europa und Medikamente werden oftmals nicht mehr bei uns hergestellt. Wieso haben wir es so weit kommen lassen?
Nun, in China ist die Produktion etwa viel günstiger als in Europa. Die Löhne sind niedriger und man hat andere Umweltstandards. Aber ungezügelte Globalisierung ist eben nicht ganz so gut, wie wir alle im Zuge der Corona-Pandemie festgestellt haben. Und deshalb wollen Politiker und Wirtschaft wieder mehr Augenmerk auf regionale Produktionen legen. Damit man sich eben nicht an sehr entfernte Märkte ausliefert. 
Gibt es eigentlich zwischen Jungen und Junggebliebenen wie mir (zwinkert) Unterschiede beim Sparverhalten? 
Ja. Denn wir haben es noch gelernt, zu haushalten und etwas anzusparen. Das haben viele aus der jüngeren Generation aber noch nicht gelernt. Was auch verständlich ist, weil es ja etwa schon relativ lange Zeit gar keine Zinsen mehr gab und Kredite kaum was gekostet haben. In den 80er-Jahren etwa gab es noch unglaubliche 8 bis 9 Prozent an Zinsen.
Da war ich damals offenbar bei der ganz falschen Bank (lacht)…
Da haben Sie beim ORF gearbeitet, sicher gut verdient und brauchten wohl keine Zinsen (lacht mit). Aber ernsthaft: Unsere Generation hat das halt noch gelernt, dass man sparen muss, um sich etwas zu leisten. Das hat sich total gewandelt. Aber auch die Perspektive für Junge, sich etwa ein Eigenheim schaffen zu können, ist in Zeiten steigender Zinsen und strengerer Kreditvorgaben fast unmöglich geworden. Da ist es kein Wunder, wenn junge Leute heute sagen, ich kann mir das eh nie leisten, also pumpe ich das Geld lieber gleich in den Konsum. Das halte ich aber für eine bedenkliche Entwicklung. Politik und Gesellschaft sollten dringend gegensteuern und Perspektiven schaffen. 
Die Bankenwelt ist – zuletzt etwa die Credit Suisse – in die Schlagzeilen geraten. Wie gehts denn eigentlich der HYPO in Oberösterreich?
Bitte, lieber Herr Witzany,  keine Vergleiche diesbezüglich (lacht). Wir sind eine sehr gut aufgestellte Regionalbank, die das Kunden-Kapital auch in Oberösterreich anlegt. Wir sind also keine Investment-Bank, die international spekuliert. Wir investieren heimisches Geld in die heimische Wirtschaft und – weil wir hier ein CITY!-Interview machen – in Stadt und Leute. Das beweisen unsere soliden Bilanzkennzahlen vom Vorjahr mit einer erfreulichen Steigerung des Jahresüberschusses um 23,3 % auf 40,1 Millionen Euro. Auch beim Finanzierungsvolumen konnten wir um über 5 % zulegen.
Haben Sie als Banker eigentlich auch noch Bargeld eingesteckt?
Wenig. 20 Euro, mehr habe ich gerade wirklich nicht dabei (lacht).
Zukunftspläne für die HYPO?
Ich habe den Anspruch, die Bank solide weiterzuentwickeln. Denn Vertrauen – das höchste Gut einer Bank – basiert auf Verlässlichkeit und Stabilität. Und dem wollen wir in jeder Hinsicht gerecht werden. Für rund 100.000 Kunden, die wir natürlich auch noch vermehren wollen. Und mit unseren Gesellschaftern und strategischen Partnern, der Raiffeisen Landesbank und der OÖ Versicherung, wollen wir zudem auch weiterhin innovative Geschäftsmodelle entwickeln.

 

Klaus Kumpfmüller

im WordRap
Geburtstag: 29.11.1969
Geburtsort: Schärding
Arbeitsort: HYPO OÖ

Banker sind … auch nur Menschen
Meine Familie … ist das Wichtigste für mich
Ein guter Tag … beginnt mit den Zahlen vom Vortag
Einen schlechten Tag … gibt es für mich nicht
Geld ist für mich … ein Mittel zum Zweck
Die Zinsen … sind wieder attraktiver geworden
3 Dinge für die einsame Insel … nicht ohne meine Familie, einem Berg mit Schnee und Skilift – und dann natürlich noch meine Ski, eh klar 😉
Das mag ich … ein gutes Essen mit Freunden
Das mag ich gar nicht … Unpünktlichkeit
Diesen Wunsch möchte ich mir noch erfüllen … einmal nach Südafrika reisen

Fotos: © Maybach/HYPO OÖ, privat, T.Duschlbauer

2023-11-06T17:49:55+01:00