• ZWEI MIT SENDUNGSBEWUSSTSEIN. Das CITY! hat die beiden Moderatoren nach einer gefühlten Ewigkeit wieder zusammengebracht. Weitere Fotos vom Wiedersehen auf www.city-magazin.at

RADIOLEGENDEN unter sich

Nach langer Zeit sahen sich Walter Witzany und Werner Herzog endlich wieder.

Diesmal hatte ich mit meinem lieben Kollegen Werner Herzog endlich die Möglichkeit, unsere gemeinsame „radioaktive” Tätigkeit beim ORF Revue passieren zu lassen. Anlass für dieses nostalgische Treffen und das Interview im Linzer Café Traxlmayr war sein nahender 75er im Mai.

Viele Leser erinnern sich bestimmt an Dich. Aber für die Jüngeren: Was war genau Deine Tätigkeit beim ORF im Landesstudio Oberösterreich?

Im Prinzip habe ich ja das Gleiche wie Du gemacht, weil wir immer alternierend Moderationsdienst hatten. Es begann in der Früh mit der Welle OÖ, ab Mittag hatten wir den Radioclub mit Spielen und Rätseln und danach gab es Radio Rot-Weiß-Rot, was ja Deine Lieblingssendung war. Ich kann mich gut erinnern: Du hast Dich einmal eine ganze Sendung lang mit dem ärgerlichen Öffnen von Käsedreiecken befasst.

Ich weiß, diese Dinger haben aber auch wirklich genervt. Was hast Du eigentlich vor Deiner Zeit beim ORF gemacht?

Ich habe ab 1972 eine eigene Werbeagentur  betrieben. Das konnte ich bis heute beibehalten. Ich bin in der Branche also ein Urgestein mit aufrechtem Gewerbeschein.

Was hat Dich dann aber dazu gebracht, beim ORF in Linz anzuheuern? 

Ich hab 1981 ganz entspannt bei einem Kaffee auf Radio OÖ. den Aufruf zu einem Moderatorentest gehört und dachte, das mach ich. Weil ich vorher schon viel Erfahrung als DJ hatte, aber dafür langsam in die Jahre kam, habe ich gleich Gefallen an dieser Sache gefunden und mich mit 200 anderen dafür beworben. Ich bin dann in die Endauswahl gekommen, gemeinsam mit so großartigen Kollegen wie etwa die Gisela Schreiner. Gleich am nächsten Tag war ich im Studio und durfte bereits die Frühsendung moderieren. Ein richtiger Sprung ins kalte Wasser.

Du hast das ja mit großer Leidenschaft gemacht?

Ja, ich kann mit reinem Herzen sagen, dass mir das immer großen Spaß bereitet hat. Wir hatten ja damals mit Hannes Leopoldseder nicht nur einen herausragenden Intendanten, sondern auch eine Führungsperson, die auf die Eigeninitiative und Kreativität der Moderatoren gesetzt hat. Bei ihm hat es immer geheißen: ‚Mach!‘ Und das habe ich halt dann auch getan. Du, lieber Walter, und ich haben in diesem Sinn ja nicht nur eine Sendung moderiert, sondern das Format gestaltet und ihm so auch eine unverkennbare Handschrift gegeben. Das betraf unsere Auswahl der Schallplatten und hat auch dazu geführt, dass ich mich immer freuen konnte, wenn wir die Inhalte der Sendung mit einem guten Zweck verbinden konnten. Wenn etwa der Nationalzirkus in Linz war, dann konnte ich in der Sendung dazu aufrufen, dass die Bauern für die Tiere Heu in die Stadt brachten.

Man sieht Dir an, dass Du von dieser Zeit noch schwärmst? Wie stellt sich die Medienwelt für Dich heute dar?

Die klassischen Medien sind gegenwärtig in der schwierigen Situation, dass der Quoten-Druck sehr hoch ist und es aktuell auch kaum etwas Positives zu berichten gibt, sei es in der Politik, in der Wirtschaft, aber auch wenn wir etwa an die USA oder Kriege denken.

Du hast nach 10 Jahren das Handtuch beim ORF geworfen. Warum?

Das war nicht einfach, weil ich mich beim ORF wie in einer Familie gefühlt habe. Unter Leopoldseder gab es natürlich auch ab und zu Differenzen– etwa, weil ich einen „wilden” Musikgeschmack hatte und seiner Meinung nach zu viele englische Songs spielte. Aber er hat uns andererseits eben auch viel Vertrauen entgegengebracht und uns machen lassen. Unter seinem Nachfolger war das dann plötzlich alles anders. Ich fühlte mich nicht mehr als Gestalter und hatte dann ja auch einen denkwürdigen Abgang (zwinkert). Vor meiner letzten Frühmoderation genoss ich noch einen feucht-fröhlichen Abend und kam dann gut gelaunt ins Studio. Mein Kollege Peter Czombay war als Techniker für die Musik verantwortlich und hat sich gewundert, wo denn meine Anmoderation bleibt, weil ich mehrere Titel ohne Moderation spielen ließ. Und dann ist es irgendwie aus mir herausgesprudelt, dass für mich als kreativen Menschen der Arbeitsstil des ORF nicht mehr zu mir passt. Live auf Sendung. Das war’s dann.

War das 1991 wirklich Deine letzte Moderation?

Beim ORF schon, obwohl sich der ehemalige Intendant Leopoldseder für mein Comeback eingesetzt hätte. Ich wollte unter diesen Bedingungen aber nicht mehr zurück. Danach habe ich allerdings noch bei Firmenevents moderiert und mich wieder auf meine Tätigkeit als Werbetreibender konzentriert. Auch da gab es legendäre Projekte, wie etwa die Visualisierung einer Brucknerklangwolke – mit damals 3.600 Dias und einem Commodore 64 Computer.

Du feierst nun heuer am 11. Mai Deinen 75. Geburtstag. Wie?

Den werde ich ganz still, leise und genussvoll an einem meiner Lieblingsorte in der Südsteiermark, dem bezaubernden Ort Straden im Vulkanland feiern. Mit einem 4-Hauben-Menü und sensationellen Neumeister-Weinen in den „Saziani-Stubn”. Ich habe stets nach Freude im Leben gestrebt und das habe ich auch in den nächsten Jahren so vor.

Danke, lieber Werner, alles Gute!

Werner Herzog

im WordRap

Ein guter Tag beginnt… mit einem guten Kaffee
Heute höre ich gerne… Life Radio
Meine Lieblingsmusik… ist die Klassik, wie etwa von Chopin
Mein Lieblingswerbespot… die Familie Putz vom Lutz, ein Kunstwerk
Meine schönste Reise… führte mich nach Lanzarote
Dort möchte ich noch einmal hin… nach Lanzarote 😉
Wen oder was würde ich auf eine einsame Insel mitnehmen … meine Partnerin Ija, meinen Hund Timo und eine gute Flasche Wein
Meine letzten Worte sollen sein … habt viel Spaß 🙂

Fotos: © T.Duschlbauer, privat

2025-05-05T20:49:51+02:00