Eine Stadt im Höhenrausch.
Heimatforscher Manfred Carrington: Die Linzer Anfänge der Fliegerei.
Linz war schon immer eine Hochburg des Flugsports. Schon im Jahre 1824 fand der erste Ballonaufstieg durch den Luftschiffer Joseph Wimperger statt, der damals vom „Exerzierfeld in der Harrach“ startete, dem Gelände um die heutige Harrachstraße.
Ein späterer Aufstieg mit einem Ballon wurde im Jahre 1867 durch den Luftschiffer Ing. C. A. Mayrhofer beim Linzer Gaswerk, der heutigen Museumstraße, durchgeführt, der nach 70 Minuten Luftfahrt wohlbehalten in der Lachstatt bei Steyregg landete. Zu dieser Zeit herrschte große Euphorie in der Erforschung der Luftfahrt in Europa, zahlreiche dieser Aeronautiker verunglückten jedoch. Eugène Godard, ein berühmter französischer Aeronautiker, besuchte im September 1881 das Volksfest in Linz und beförderte so manch Mutigen mit seinem Ballon in die Lüfte. Godard war in Österreich kein Unbekannter. Nachdem er 1854 anlässlich der Hochzeit Franz Joseph I. in Wien eine Reihe von Ballonaufstiegen durchführte, unterzeichnete er als Aeronaut des Kaisers von Österreich einen Vertrag mit der österreichischen Regierung für den Bau von Ballonen, die Bildung von Ballonpilotkompanien und die Durchführung von Aufklärungsflügen im Kriegesfall.
Tollkühne Pioniere. Im Jahr 1894 besuchte schließlich auch der italienische Luftschiffer Giacomo Merighi mit seinem Ballon „Montgolfier“ zweimal Linz. Unter seinem Riesenballon mit einem Durchmesser von 25 m befand sich jedoch kein Korb, sondern ein doppeltes Trapez auf dem er Kunststücke vorführte. Tausende Linzer beobachten damals seine Vorführung. Fünf Jahre später verunglückte er bei einer Vorführung in Graz als sein Ballon in 3.500 m Höhe platzte.
Am 30. Oktober 1909 begeisterten auf dem Linzer Südbahnhof wiederum die Brüder Alexander und Anatol Renner mit ihrem „Estarie I“, dem ersten in Österreich erbauten Lenkballon, nachdem er sich in die Lüfte erhoben hatte und einen Rundflug über Linz vollführte.
Am Boden zerstört. Am 18. März 1911 landete das Militärschiff „Lebaudy“ in Linz und sollte tags darauf wieder aufsteigen, um nach Fischamend zurückzufliegen. Ein heftiger Wind ließ dies nicht zu, sodass die Rückkehr auf einige Tage verschoben werden musste. Stürmisches Wetter hatte dem Luftschiff Schäden zugefügt, ein arger Windstoß riss dann im Ballon ein Loch, das immer größer wurde. Schließlich sank das stolze Luftschiff in sich zusammen. Das Wrack musste zum Umschlagplatz beim heutigen Lentos gebracht und dort auf einen Schlepper verladen werden.
Zum Pionier der Luftfahrt in Oberösterreich wurde der flugbegeisterte Erzherzog Josef Ferdinand, der in Linz residierte. 1909 wurde unter seiner Patronanz der 450 Mitglieder zählende Oberösterreichische Verein für Luftfahrt gegründet. So wurde in Linz der Luftfahrt stärker gehuldigt als in anderen Städten. Meist fanden die Aufstiege vom Exerzierfeld im Linzer „Militärbezirk“ statt.
Fliegende Kisten. Bald danach eroberten auch die Doppel- und Eindecker das Flugfeld. Einer der bekanntesten Linzer Flieger war der Bürstenmachersohn Hans Wannek. Im Jahr 1914, mit Ausbruch des 1. Weltkrieges, wurde er als Militärflieger in Russland eingesetzt. Er war damals der jüngste Militärpilot der Monarchie. Später gründete er mit dem Österreichischen Flugpionier Johann Guritzer den ersten Linzer Flugplatz auf dem Gelände des kleinen Exerzierfeldes – zwischen Prinz Eugenstraße und Derflingerstraße. In späteren Jahren gesellte sich noch der Bruder von Hans, der Flieger Veß Wannek dazu, ein waghalsiger Flieger, der mit seinem Eindecker mehrmals die Linzer Eisenbahnbrücke unterflog und durch seine Husarenstreiche Aufsehen erregte. Von seinem Flug nach Augsburg am 30. August 1930, von wo Hans Wannek ein neues Flugzeug nach Linz bringen wollte, kehrte er nicht mehr zurück. Beim Einfliegen der neuen Maschine verunglückte er tödlich. Er wurde am Linzer Barbara-Friedhof bestattet, der Propeller seines Flugzeuges war noch lange Zeit am Grabstein zu sehen.
Fotos: © Lentia Verlag