• REICHTUM UND WOHLSTAND. Franz Honauer als er 52 Jahre alt war.

Franz Honauer – der WOLL-TÄTER 

Vor 150 Jahren erfolgte in Linz die Straßenbenennung nach dem großherzigen Textil-Industriellen und Stadtpolitiker, der 1871 verstarb.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Linz rund 26.000 Einwohner. In der Stadt gab es nur 16 Fabriken, 11 davon zählten zur Textilindustrie, wobei vier davon in Kleinmünchen produzierten.

Die Kommunalpolitik lag vor allem in der Hand dieser Gründergeneration der Textilindustrie wie Joseph Dierzer, Johann Grillmayr, Franz Xaver Rädler oder Franz Reininger. Dazu gesellten sich Ignatz Mayer sowie die Familien Löwenfeld und Hofmann. Einer dieser Fabriksbesitzer, der bis heute seine Spuren hinterließ, war auch Franz Honauer.

Der Witwentröster. Franz Honauer wurde 1806, während der Napoleonischen Kriege in der Seenmühle zu Gaisheim in Bayern in ärmlichen Verhältnissen als Müllersohn geboren. Nachdem er in seiner Heimat das Schank- und Wirtsgewerbe erlernte, kam er als 14-jähriger Kellnerjunge nach Österreich. Ende der 1820er hatte er sich bereits im Wiener Hotel „Dreifaltigkeit“ zum Zahl- und Zimmerkellner hinaufgearbeitet. Dieses Hotel war damals besonders für Gäste aus Linz ein beliebtes Emplacement. So auch für die Linzer Fabrikantenwitwe Franziska Windpassinger. Wie das Leben oft so spielt, begann sie mit dem jungen Kellner Honauer eine Liaison. 1833 heiratete der 27-jährige Kellner die 18 Jahre ältere Witwe und zog mit ihr nach Linz, um die Wollwarenerzeugung ihres verstorbenen Mannes fortzuführen.

Wichtiger Arbeitgeber. Im Jahr 1840 erwarben die Honauers das Haus in der Linzer Altstadt, Hofgasse 12. Ihr Nachbar im Haus gegenüber war Johann Grillmayr, der dort eine Handweberei und ein Manufakturwarengeschäft betrieb. Bereits 1844 bewarb Honauer seine Schafwollwaren in der Linzer Zeitung. Arbeitskräfte fand Honauer u.a. in Böhmen, wo 900 Heimarbeiter für ihn tätig waren. Auch im Mühlviertel beschäftigte er  300 Mitarbeiter. Nachdem die Linzer Wollzeugfabrik 1851 ganz schloss, übernahm Honauer 160 der brotlos gewordenen k. k.-Fabriksarbeiter.

Prämierte Produkte. Ein besonderes Erzeugnis waren die Flaggenstoffe, die früher stets vom Ausland bezogen werden mussten, bis Honauer dieselben in vorzüglicher Qualität in Linz erzeugte und damit die k. k.-Marine und die österreichischen Dampfschiff-Gesellschaften versorgte. Die hochwertige Färbung erfolgte in der Fabrik seines Stiefschwiegersohns Adrian. Honauers Erzeugnisse wurden bald bei allen industriellen Ausstellungen im In- und Ausland wegen ihrer Mannigfaltigkeit lobend hervorgehoben und wegen ihrer vorzüglichen Qualität mit silbernen und goldenen Medaillen prämiert.

Spendabel. Neben diesem erfolgreichen Wirken als Industrieller spendete Honauer regelmäßig große Summen für wohltätige Zwecke. So findet man seinen Namen fast bei allen gemeinnützigen und humanen Unternehmungen, teils als Mitgründer, teils als Teilnehmer. Dies gilt z.B. für das Jahr 1848 bei der Errichtung der Allgemeinen Sparkasse und für das Jahr 1850 bei Gründung des Allgemeinen Krankenhauses. Auch die Maria-Anna-Stiftung und der oberösterreichische Invaliden-Versorgungs-Fond hatten mit ihm einen der engagiertesten Unterstützer.

Ehrungen. Honauer schritt bis zuletzt als Industrieller rastlos vorwärts. Er vermehrte die Zahl seiner Arbeiter und Maschinen und verschaffte seinen Fabrikaten Weltruf. Sein Wirken wurde auch von seinen Mitbürgern in vollem Maße gewürdigt. So übertrug man ihm die verschiedensten Vertrauensämter zum Wohle der Gemeinde. Das Ehrengrab Honauers befindet sich am St. Barbara Friedhof. Im Februar 1874 erfolgte zu Ehren Franz Honauers eine Straßenbenennung.

Fotos: © Lentia Verlag

2024-04-01T22:26:33+02:00