• ÜBER DEN STROM. 1835 wurden für die Pferdeeisenbahn Gleise über die hölzerne Linzer Donaubrücke gelegt.

HUFNUNGSVOLL

Die Pferdeeisenbahn machte Linz zu einem bedeutenden Waren-Umschlagplatz.

Im April 1832 wurde die Pferdeeisenbahnstrecke von Budweis nach Linz eröffnet. Bereits vier Jahre später wurde sie bis Gmunden weitergeführt und war mit insgesamt rund 200 km die längste Bahnstrecke auf dem europäischen Festland.

Mit ihr verschwanden auch die Flößer, die einst, nachdem sie die Salzschiffe auf der Traun stromabwärts zur Donau beförderten, auf dem „Flözerweg“ nach Stadl-Paura zurückmarschierten. 
Da bahnt sich etwas an. Bereits im Jahr 1808 entstand durch den Direktor des Prager Polytechnischen Institutes Franz Josef Ritter von Gerstner die erste Vision einer Pferdeeisenbahn, welche die Donau mit der Moldau verbinden sollte. Krieg und Wirtschaftsnot verhinderten jedoch zunächst die Umsetzung dieser Idee. Doch da der Salztransport stetig stieg, wurde eine Lösung immer dringlicher. Im Jahr 1820 wurden aus dem Salzkammergut über Linz nach Budweis rund 6.000 Tonnen Salz transportiert und von Mauthausen bis Budweis etwa 10.300 Tonnen. Die Planung des Projektes erfolgte durch den Sohn des Visionärs, den 27-jährigen Franz Anton Ritter von Gerstner. Am 7. September 1824 erteilte ihm Kaiser Franz I. das Privileg zum Bau einer „Holz- und Eisenbahn” von Budweis bis Mauthausen. Der Bau begann am 1. August 1825 durch die „Erste Österreichische Eisenbahngesellschaft“. Anfangs wurde nur mit Salz als Durchzugsgut gerechnet. Deswegen hatten die Betreiber die Wahl der Trasse so getroffen, dass sie nur auf technische und nicht kommerzielle Erfordernisse Bedacht nahmen. So ließen sie viele größere Ortschaften, darunter auch die Stadt Freistadt, ziemlich abseits liegen. Trotz dieser Grundidee kam noch während der Bauphase der Gedanke auf, dass auch die zahlreichen Linzer Handelsgüter, die nach Südböhmen verschickt wurden, der Bahn als Frachtgut zunutze kommen könnten, sodass anstatt Mauthausen als End- bzw. Anfangspunkt der Bahn nun Linz gewählt wurde.
Fatale Weichenstellung. Nachdem 1828 die erste Hälfte der Bahn fertiggestellt worden war und sich die Kosten überschlagen hatten, verlangte die Gesellschaft von Gerstner Einsparmaßnahmen. Da Gerstner ein Vordenker war und die Pferdeeisenbahn von ihm so ausgelegt wurde, dass in Zukunft auch eine Dampflok fahren könnte, wollte er auf Kosten dieser Idee keine Einsparungen vornehmen und trat zurück. Sein ehemaliger Schüler Mathias Schönerer vollendete die Bahnlinie bis Linz in einer abgespeckten Version, was in weiterer Folge dazu führte, dass nicht auf Dampfbetrieb umgestellt werden konnte. 1832 wurde die gesamte Bahnlinie Budweis-Linz (128,8 km) dem Verkehr übergeben. Anfangs nur für den Güterverkehr, erfolgte der regelmäßige Personenverkehr  erst ab dem 1. April 1833 und nur von Ende Oktober bis Mitte März.
Das Schiffen eingestellt. Nachdem die Freigabe des Salzhandels in Ober- und Niederösterreich erfolgte, konnte am 14. Februar 1834 auch ein Privileg für den Bau einer Pferdeeisenbahn von Gmunden bis Linz erwirkt werden. Im Frühjahr 1834 begannen unter der Leitung von Ing. Mathias Schönerer die Bauarbeiten. Um die neue Linie mit der Strecke nach Budweis zu verbinden, wurden 1835 Gleise über die hölzerne Donaubrücke bis zum Hauptmauthaus in Linz gelegt. Die Gesamtstrecke von 67,9 km von Linz bis Gmunden war am 1. Mai 1836 fertiggestellt. Weiters wurde auch eine 2,5 km lange Fügelbahn von der Wiener Reichsstraße in Scharlinz nach Zizlau – heute das Gelände der voestalpine – zur Traun-Donaumündung errichtet. Dort befanden sich zwei große Hauptgebäude, ein großes Magazin für die Salzlagerung sowie eine Gleisanlage, die eine Umladung der Salzfracht vom Bahnwagen auf die Wasserfahrzeuge oder in das Magazin ermöglichten. Natürlich hatte die neue Technik nicht nur Befürworter: Durch die Bahn verloren viele Menschen ihre Arbeit. So zogen im Revolutionsjahr 1848 die Stadlinger Schiffer, die einst die gesamte Salzverfrachtung vom Salzkammergut heraus durchgeführt hatten und durch die Errichtung der Bahn um ihre Arbeit gekommen waren, mit Krampen und Hacken zur Bahnlinie und rissen einige Klafter des Schienenstranges auf. „Damit sie sehen, wo die Not am höchsten ist …“.
Endstation. 1857 wurde die ehemalige „Erste Eisenbahn-Gesellschaft“ von der privilegierten Kaiserin-Elisabeth-Bahn übernommen. Nach der Eröffnung des Abschnitts Linz–Lambach wurde die ehemalige Pferdeeisenbahnstrecke zwischen Linz Südbahnhof und Alt-Lambach – heute Stadl-Paura – einschließlich der Zizlauer Zweigbahn 1859 stillgelegt und abgetragen. Der letzte Zug der Pferdeeisenbahn zwischen Linz und Budweis verkehrte am 15. Dezember 1872 von Linz nach Lest.

Weitere Einblicke …

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Fotos: © Lentia.at

2023-03-15T09:34:37+01:00