Polizei HOCH ZU ROSS.

Vom Pferd zum Käfer: Die bewegten 40-iger Jahre der Linzer Uniformierten.

Bereits vor dem 1. Weltkrieg war die Gründung einer berittenen Polizei großes Thema im Linzer Gemeinderat – aus Kostengründen wurde jedoch nie ein konkreter Beschluss gefasst. Stattdessen wurde Anfang 1928 die Linzer Polizei für den Ausforschungs- und Patrouillendienst mit den ersten Motorrädern ausgerüstet; zuvor erfolgte der Nachtpatrouillendienst mit Polizei-Fahrrädern als Ersatz für die längst gewünschte „Berittene Polizeiabteilung“.
Erst während des NS-Regimes erhielt Linz 1938 eine Polizeireiterstaffel, die im Schloss Hagen in Urfahr untergebracht war. Nach dem Krieg übersiedelte sie in die Garnisonstraße, wo die Reitpferde und Zugpferde in den Stallungen der Konrad-Kaserne eine neue Unterkunft fanden. Als Chef der berittenen Polizei zeigte sich Anton Gabauer verantwortlich. Im Mai 1948 nahm der Stallposten Ebelsberg seinen Dienstbetrieb auf. 
Am Rücken der Pferde. Die Aufgabe war, die Sicherheitswacheposten Ebelsberg, Pichling, Kleinmünchen und Neue Heimat im Patrouillendienst zu unterstützen. Standort war das ehemalige Bräuhaus Ebelsberg Nr. 15 (Wiener Straße 479), es standen neun Dienstpferde zur Verfügung. Die Rayonseinteilung für die Patrouillenritte war stets im Einvernehmen mit den Kommandanten der berittenen Abteilung und den in Frage kommenden Sicherheitswacheposten zu treffen. Dabei war Bedacht zu nehmen, dass die Reiter hauptsächlich jene Teile des Postenrayons durchstreiften, die infolge ihrer Lage durch Fußpatrouillen weniger begangen wurden oder durch den Flurbestand besonders gefährdet erschienen. Die Patrouillen folgten keinem vorgeschriebenen Marschweg, sondern orientierten sich an festgelegten Kontrollpunkten. So nützlich die Einsätze zu Pferd waren, wurde dieser Dienstbetrieb zum Auslaufmodell, denn auch bei der Polizei schritt die Motorisierung voran. 1949 wurde der Stallposten Ebelsberg aufgelassen und ein Jahr später war auch die berittene Polizei in der Konrad-Kaserne Geschichte. Am 28. Dezember 1950 wurden die Pferde versteigert. 
Bewährtes Prinzip. Zuvor nahmen 25 Mann der Reiterstaffel mit einem Ritt durch Linz von der Bevölkerung Abschied. Die Auflösung der Polizeieinheit war allerdings nicht auf Linz allein beschränkt: Die berittene Polizei wurde im gesamten Bundesgebiet abgeschafft. Dass man 40 Jahre später wieder über eine Einführung von Pferden im Polizeidienst diskutierte, zeigt, dass sich diese Art des Polizeidienstes bewährte. 1950 aber kamen andere Entwicklungen zutage: anstelle der Pferde wurde der Kraftwagendienst eingeführt. Im Juni 1951 wurde mit VW-Cabrios der erste Kraftwagenstreifendienst eingerichtet. Der motorisierte Dienst war von Anfang an ein Erfolg. Teile des Stadtgebiets, die infolge schwacher Besetzung nur sehr selten begangen wurden, konnten nun besser überwacht werden.
Kieberer-Käfer. Die ersten Streifenwagen waren VW Type 18 – verglichen mit dem technischen Aufwand von heute waren diese wohl oder übel nur primitive „Ur-Käfer“, da sie lediglich über eine Leistung von maximal 24,5 PS verfügten. Die Fahrer mussten außerdem noch Benzinmarken und Bargeld fürs Tanken mit sich führen. Im Volksmund wurden die Streifenwagen salopp die „Kieberer-Käfer“ genannt.

Fotos: © Manfred Carrington

2019-10-29T00:26:51+01:00