Der neue Bürgermeister
Dietmar „Didi” Prammer (SPÖ) übersiedelt jetzt bald in das Alte Linzer Rathaus.
Das City! Magazin setzte im Cafe Traxlmayr einmal mehr auf frisch Gebackenes. Daher war es mir eine Freude, den neuen Linzer Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) begrüßen zu dürfen. Er hat seinen runden 50er nun also mit einem Karrieresprung gekrönt und einiges für Linz vor.
Herr Bürgermeister Prammer, wie sehr hat sich jetzt Ihr Leben verändert?
Derweil noch gar nicht. Die Bekanntheit auf der Straße ist allerdings schon merkbar angestiegen.
Das Stichwahl-Ergebnis war dann ja doch recht eindeutig. Was hat dazu geführt?
Der Abstand hat mich selbst überrascht. Der Erfolg hat verschiedene Väter oder Mütter: Einerseits war es wohl die Zufriedenheit mit der Entwicklung in Linz und andererseits vielleicht auch die Großwetterlage auf Bundesebene. Da haben die Regierungsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP sicher auch ein wenig dazu geführt, dass ich dann in der Stichwahl wohl auch Wähler der Grünen und der ÖVP gewinnen konnte. Und ja, ein wenig wirds wohl auch an meiner Person gelegen haben (zwinkert).
Wie sind Sie zur SPÖ gekommen?
Das begann früh. Schon in der Schulzeit habe ich über die Schulsprechertätigkeit erstmals Kontakt zu den Organisationen der Sozialdemokratie bekommen.
Was bedeutet Sozialdemokratie für Sie?
Ich habe immer Schwierigkeiten mit Eliten gehabt oder mit jenen, die geglaubt haben, dazu zu gehören. Das habe ich schon in der Schule gemerkt, weil dort aufgrund unseres Bildungssystems Kinder aus einem ärmeren Elternhaus schwierigere Bedingungen hatten. Da hat mich wohl auch meine katholische Erziehung geprägt, weshalb ich das als ungerecht empfunden habe und Solidarität zum Thema geworden ist.
Wie sprechen Sie eigentlich Freunde und Bekannte an? Dietmar oder Didi?
Es geht beides. Meine Mutter hat das übrigens sogar kritisiert, dass auf den Plakaten „Didi Prammer” stand. Aber Tatsache ist nun einmal, dass ich für die Familie, Freunde und Bekannte eben der Didi bin. Der Dietmar war ich in der Vergangenheit in der Familie nur, wenn ich etwas angestellt habe, und ich habe ja nicht vor, dass ich etwas anstelle (lacht).
Was bedeutet Sozialdemokratie weltweit?
Wir leben in einer globalisierten Welt. Die internationale Solidarität in der Arbeiterschaft war für die Sozialdemokratie schon immer wichtig. Und gerade jetzt ist das bedeutsam, wenn sich beispielsweise ein Land abschottet und glaubt, dass es ihm nur dann gut gehen kann, wenn es anderen schlecht geht. Deswegen braucht es diesen solidarischen Gedanken weltweit. Die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt sind wichtig. Ich fürchte allerdings, dass diese Egoismen, wie bei Donald Trump, immer mehr werden. Auch in Europa wird zunehmend das Trennende vor das Gemeinsame gestellt.
Schütteln Sie den Kopf, wenn Sie im TV Donald Trump sehen?
Ja, natürlich. Ich kann aber nachvollziehen, warum die Menschen in den USA ihn gewählt haben. Er hat es geschafft, die Menschen und ihre Sorgen direkt anzusprechen. In den USA ist jeder für sich selbst verantwortlich und ohne soziale Absicherung. Da geht es ja oft wirklich um ganz extreme Existenzängste und drohenden wirtschaftlichen Abstieg. Trump hat das richtige Rezept gefunden, um die Leute mit diesen simplen Ansprachen „abzuholen”.
Gab es bei Ihnen bereits vom Elternhaus her diesen sozialdemokratischen Einfluss?
Nein, das kann man nicht sagen. Ich bin in einer katholisch geprägten Mittelstandfamilie aufgewachsen und ging auch zu den Pfadfindern und zur Jungschar. Ich habe aber schon in meiner Erziehung die Nächstenliebe und den Respekt zu anderen mitbekommen und das dann für mich in der Sozialdemokratie gefunden.
Kommen jetzt große berufliche Veränderungen auf Sie zu?
Da muss ich Sie enttäuschen, lieber Herr Witzany. Denn ich hatte diese Bürgermeister-Tätigkeiten ja schon als geschäftsführender Vizebürgermeister über. Aber die Bezeichnung auf den Vermerken wird sich ändern und es wird natürlich mehr Menschen geben, die mit mir das Gespräch suchen werden.
Wann beginnt der Tag?
Idealerweise um 6 Uhr, wenn ich in der Früh laufen gehe. Dann bin ich meistens um 7.45 im Büro und um 8 Uhr gibt es schon die ersten Termine.
Und wie lange geht so ein Tag dann?
Das ist ganz unterschiedlich. Ohne Abendtermine ist dann sogar gegen 18 Uhr für einen Bürgermeister einmal Schluss, ansonsten kann das aber auch bis Mitternacht dauern. Dann fällt halt das Laufen wieder aus (zwinkert).
Schon vor der Wahl haben Sie einige Pläne bekanntgegeben. Einer davon betrifft die Photovoltaik bei Neubauten. Ist das auch nach der Wahl noch ein Thema?
Natürlich. Das ist mit anderen Themen für den Neubau auf dem Weg zu einer Verordnung und nun kann man dazu Stellung nehmen. Wir haben das mit Experten, der Architektenkammer und der Linz AG schon vorbereitet. Diese PV-Pflicht würde dann für alle Neubauten in Linz gelten. Wir wollen damit aber niemanden dazu verpflichten, mehr zu machen, als für den Eigenbedarf benötigt wird. Und wenn es zur Photovoltaik sinnvolle Alternativen gibt, dann kann und soll man sich das auch ansehen.
Ein Thema ist auch die Kreuzung beim Interspar an der Salzburgerstraße, die meistfrequentierte von Linz wohlgemerkt. Die wollen Sie für Fußgänger und Radfahrer entspannter gestalten?
Ja, denn die Straße unterirdisch zu verlegen ist nicht möglich. Aber man kann sie für Fußgänger und Radfahrer entschärfen, weshalb eine Unterführung angedacht ist. Für die Interspar-Parkplatzfläche würden sich dadurch auch völlig neue Möglichkeiten ergeben. Denn da braucht es ein gutes Gesamtkonzept mit Geschäften und Leben, um keine unterirdische Angstzone zu schaffen, wo sich dann eh wieder keiner aufhalten möchte.
Welche Herausforderungen gibt es aktuell in Linz zu bewältigen?
Eine ist sicherlich der Erhalt der Industrie. Wir sind stolz darauf, eine Industriestadt zu sein. Da braucht es auch unsere Unterstützung auf dem Weg zur Klimaneutralität. Bei der voestalpine ist es beispielsweise der grüne Wasserstoff. Gegen die Teuerung und die hohen Preise ist es uns wichtig, für die Mieter leistbares Wohnen anzubieten. Die Stadt Linz ist die Stadt mit dem größten Anteil an gemeinnützigen Wohnbauten, was sich in niedrigeren Mieten als in anderen Städten niederschlägt. Und mit der Linz AG haben wir eine Anbieterin, die im Vergleich wirklich günstige Tarife für Strom und Gas anbietet.
Das Zeitfenster bis zur nächsten Wahl 2027 ist relativ kurz. Wie wollen Sie Profil gewinnen?
Da braucht es persönlich keine großen Änderungen. Ich werde weiterhin das Gemeinsame vor das Trennende stellen und meinen Worten Taten folgen lassen.
Gibt es einen Tipp für die SPÖ auf Bundesebene, die im Gegensatz zu Ihnen momentan kaum noch Wahlen gewinnt?
Ich will jetzt nicht herumgscheiteln. In Linz sind wir seit Jahrzehnten die bestimmende Kraft. Bundespolitisch sind wir schon seit Jahren in der Opposition. Das ist also nicht vergleichbar. Die Kommunalpolitik hat es da auch etwas leichter, weil es meist um Lösungen geht, die wenig mit Ideologie zu tun haben. Da ist es oft auch egal, von wem ein guter Vorschlag kommt. Auf Bundesebene ist es mit Themen wie der Pensionssicherung oder Asyl schon schwieriger.
Bekommt man jetzt beim Bürgermeister Didi Prammer für ein Bürgeranliegen auch noch einen Termin?
Natürlich. Wenngleich mein Team und ich aber schon vorher, wo es halt möglich ist, gerne helfen. Denn Extrawege sollen den Mitbürgern – besonders jenen, die nicht mehr so mobil sind – erspart bleiben. Übrigens: Auch auf der Straße kann man mich gerne ansprechen.
Dietmar Prammer
im WordRap
Geburtstag: 9. 9 .1974
Geburtsort: Linz
Arbeitsort: Altes Rathaus (in Kürze)
Würde ich nicht hier leben… diese Frage hat sich für mich noch nie gestellt
Mein liebstes Hobby… Kino
Mein Lebensmotto… das Gemeinsame vor das Trennende stellen
Diese Emojis verwende ich oft…👍❤️
Wenn ich heute eine Million im Lotto gewinnen würde… würde ich einen Teil davon spenden
Wenn ich mich ärgere, sage ich meistens zu mir selbst… Mach gedanklich jetzt einen Schritt zurück und versuche den Überblick zu bewahren
Es freut mich… wenn mich Menschen ansprechen und positiv auf mich reagieren
Mit Klaus Luger verbinde ich… eine langjährige politische Partnerschaft
Mein Stichwahlmitbewerber Michael Raml… ist ein Politiker, mit dem ich konstruktiv und gut zusammenarbeite
Das würde ich mir wünschen… dass meine positive Stimmung noch länger anhält
Meine letzten Worte sollen sein… Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut
Fotos: © T.Duschlbauer