Der Neue kommt an

Thomas Stelzer regiert und plauderte mit uns im Kaffeehaus auch über Privates

Der neue Landeshauptmann Thomas Stelzer kommt schnellen Schrittes, gut gelaunt und im dunklen Anzug zum CITY! Interview ins Linzer Kaffeehaus Traxlmayr. Dabei spricht er freimütig darüber, wie er seine Funktion als erster Mann im Land ausüben und gute Antworten auf neue Herausforderungen geben will. Eines soll sich jedenfalls auch unter ihm nicht ändern: der 50-Jährige will – wie sein Vorgänger Josef Pühringer – offen auf die Menschen zugehen.

CITY!: Sie waren jahrelang Josef Pühringers Wunschnachfolger. Jetzt sind Sie tatsächlich die Nummer 1 im Land und wurden von Ihren Mitarbeitern sogar schon mit dem Titel „Major Tom“ versehen. Wie kam es dazu? Ist der Titel eines Songs von Peter Schilling aus dem Jahr 82 gar Ihr Lieblingssong?

Stelzer: Nein, nicht unbedingt mein Lieblingssong, aber nachdem Josef Pühringer mit dem „Dr. Joe“ geworben hat, war es naheliegend, dass auch für mich etwas gesucht wurde. Der Titel war ja lange Zeit ein Gassenhauer, wobei ich im Gegensatz zu Major Tom im Song nicht „losgelöst von der Erde“ agiere, sondern schon viel bodenständiger bin (lacht).

CITY!: Wie viel Demut schwingt da neben all der Freude über das Amt mit und was wird ab jetzt anders in Ihrem Leben?

Stelzer: Es schwingt jedenfalls schon eine ordentliche Portion Respekt mit. Weil auch sehr viel Verantwortung mit diesem höchsten Amt im Land verbunden ist. Ich stehe mit der Funktion zudem natürlich auch selbst als Person noch mehr als bisher im Fokus der Öffentlichkeit und werde als Landeshauptmann – auch wenn ich mich mit meinem Team immer gut beraten werde – doch letztlich für jede Entscheidung die Hauptverantwortung zu tragen haben.

CITY!: Wie bringen Sie persönlich Familie – der Sie ja bekanntlich einen hohen Stellenwert beimessen – und Job unter einen Hut?

Stelzer: Für diese Funktion wurde eine Persönlichkeit ausgewählt, weil sie so ist, wie sie ist. In diesem Fall ich. Für mich gehört ganz bestimmend die Familie dazu. Ich brauche sie, und daher muss das schaffbar sein, indem man auch die Zeit für die Familie gut einplant. Es geht also nicht nur um die Quantität, sondern um die Lebensqualität, dass die Zeit mit der Familie auch wirklich gut genutzt wird.

CITY!: Ihr Sohn Lukas ist 16, Ihre Tochter Lena 12. Kann der Papa da noch mit der Coolness der Kids mithalten?

Stelzer: Na (lacht herzhaft), da bemühe ich mich aber auch gar nicht darum, denn mit dieser Rasanz in der Entwicklung kann man als Vater in puncto Coolness auch nicht mithalten. Wichtig ist mir aber, möglichst immer für meine Kinder ein guter Gesprächspartner zu sein, Interesse an ihrem Leben zu bekunden und manchmal auch so manches gelten zu lassen, was man als Elternteil selbst nicht immer versteht.

CITY!: Ihre Frau Bettina ist selbstständig tätig, führt ein Unternehmen, das auf die Planung von Gastro- und Hoteleinrichtungen spezialisiert ist, und die als Chefin immerhin auch 30 Mitarbeitern vorsteht. Wie können Sie sie privat zuhause in Wolfern bei Steyr unterstützen?

Stelzer: Wie in jeder modernen Partnerschaft wird so manches an Aufgabenfeldern möglichst fair geteilt. Ich helfe, meinen praktischen Haushaltstalenten entsprechend (zwinkert), also etwa beim Einräumen des Geschirrspülers oder beim Wäsche zusammenlegen. Ach ja, und eine Runde mit dem Staubsauger trau ich mir auch jederzeit zu.

CITY!: Unterhalten Sie sich mit Ihrer Frau auch über Politik oder bleibt die daheim bzw. privat komplett ausgespart?

Stelzer: Das kann man ehrlicherweise gesagt gar nicht aussparen. Das ist mein Leben und darum bin ich auch froh, wenn ich mit meiner Frau auch darüber reden kann.

CITY!: Ihr Vorgänger hat in manchen launigen Anekdoten erzählt, an welchen ungewöhnlichen Orten und Situationen man von den Bürgerinnen und Bürgern angesprochen wird. Glauben Sie, dass es Ihnen auch so gehen wird?

Stelzer: Ja, das ist aber auch gut so. Ein Problem hätte ich damit, wenn einen die Leute nicht kennen oder sich nicht trauen würden, auf einen zuzugehen. Wenn ich das nicht wollte, dann hätte ich diese Funktion nicht anstreben dürfen. Ich glaube, dass das gut ist, wenn man greifbar ist. Ich sehe es auch ganz realistisch, dass das jetzt als Landeshauptmann aber noch mehr werden wird.

CITY!: Was können, wollen oder müssen Sie anderes machen als Ihr Vorgänger Josef Pühringer?

Stelzer: Es gibt derzeit derart gravierende Änderungen in allen Bereichen, ob es die Wirtschaft ist oder neue Technologien sind. Das schlägt unter anderem auf die Bildung durch und die Gesellschaft unterliegt dadurch einem starken Wandel, so dass auch von der politischen Gestaltung ganz andere Antworten gefragt sind. Daher wird sich aus dem heraus einiges ergeben, was anders ist als bisher. Das hat aber nichts damit zu tun, dass man etwas justament anders machen will. Es ändern sich ganz einfach die Herausforderungen und es gibt neue Themen.

CITY!: Angeblich hat Josef Pühringer allen Oberösterreichern einmal die Hand geschüttelt. Ist das ein erstrebenswertes Ziel und ist es auch machbar?

Stelzer: Also einige Hände habe ich auch schon geschüttelt (lacht). Um allen die Hand zu schütteln, liegt allerdings zugegebenermaßen noch ein weiter Weg vor mir. Was ist jedoch dabei, dass man offen ist, die Menschen mag und auf sie zugeht? Das gehört auch zu meinem Verständnis. Da können die Kommunikationswege rund um einen noch so modern sein, wenn man kein echtes Gespür für die Menschen hat, dann macht man sicher auch etwas falsch als LH.

CITY!: Die Finanzsituation ist allgemein sehr angespannt, nicht nur bei uns in Oberösterreich. Auch der Wettbewerb der Regionen wird härter. Zudem verheißt die politische Großwetterlage seitens des Bundes nicht immer Gutes für die Landesparteien. Macht das das Regieren schwieriger oder gar erst so richtig spannend für Sie?

Stelzer: Ich denke, dass jeder sagen wird, dass seine Zeit schwierig war, weil es ja so ist, dass man immer versuchen muss, für die Menschen das Maximum herauszuholen. Wir haben eben jetzt die Gegebenheiten, die Sie angesprochen haben. Ein Spaziergang ist das keiner. Und auf Bundesebene wird uns gleich von Haus aus niemand einen Gefallen tun. Wir müssen schon weiterhin Dinge, die wir brauchen, erkämpfen. Da geht es um die Infrastruktur, den Ausbau der Universitätslandschaft, die Fachhochschulen, die Ansiedelung von Betrieben – auch von solchen außerhalb Österreichs. Das sind schon gewaltige Herausforderungen.

CITY!: Oberösterreich steht im Bundesländervergleich noch immer recht gut da. Was macht das Bundesland so gesehen besser als der Rest der Republik?

Stelzer: Wir stehen gut da. Aber mir reicht es ehrlich gesagt auch nicht, wenn man sagt, wir sind im Vergleich der Bundesländer besser. Denn so wie unsere Betriebe, müssen auch wir uns am Standort Oberösterreich mit den wirklichen Herausforderungen befassen. Diese befinden sich in Texas, genauso wie in Südkorea oder Deutschland. An den erfolgreichsten Regionen dieser Welt sollten wir uns messen. Was wir schon richtig machen ist, dass wir rasch handeln und uns bemühen, offene Fragen sofort zu lösen. Das Ganze mit einer Finanzpolitik, wo wir nicht sagen ‚kaufe jetzt und zahle später‘, sondern, wo wir innerhalb einer Generation schauen, dass wir alles zurückzahlen. So wie jede Familie oder ein Häuslbauer darauf bedacht ist, dass die Investition für die nächste Generation bereits abbezahlt wird und die dann unbehelligt davon leben kann.

CITY!: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen im Land?

Stelzer: Wir haben schon ein gutes Regierungsprogramm für die ganze Periode erstellt, an dem ich bereits wesentlich mitverhandelt habe. Das ist eine Grundlage für die Zusammenarbeit, und ich glaube, dass wir für alles Neue, das sich noch ergeben kann, auch zu einer Einigung kommen werden.

CITY!: Sie sind verantwortlich für die Finanzen, Personalagenden, Kultur, Jugend und Entwicklungszusammenarbeit. Gibt es da ein Lieblingsbetätigungsfeld?

Stelzer: Es wäre unfair, wenn man ein Ressort herausgreift, weil in jedem viel drinnen steckt, was für das Land sehr wichtig ist. Ich war auch dahinter, dass wir die Finanzen und das Personal als Steuerungselement miteinander verknüpfen. Es bildet das Rückgrat für die anderen Aktivitäten.

CITY!: Als Landeshauptmann sind Sie auch Regierungschef, somit auch hauptverantwortlich für den Gesamtauftritt der Landesregierung. Wie soll diese in vier Jahren bei der nächsten Wahl 2021 vom Bürger beurteilt werden?

Stelzer: Die Mitbürger sollen sagen, dass diese Regierung in nicht so leichten Zeiten rechtzeitig entschieden und auch dafür gesorgt hat, dass wir uns mit einer guten Situation am Arbeitsmarkt selbstbewusst mit den besten Regionen messen können. Es hat das Team rund um den Landeshauptmann Stelzer alles richtig gemacht und daher bekommt die OÖVP als Hauptverantwortungsträger auch wieder das Wähler-Vertrauen ausgesprochen.

PERSONALAKTE

LH Thomas Stelzer
Geboren: 21.2.1967
Sternzeichen: Fisch
Hobbies: Skifahren, lesen, Musik
Liebesstatus: glücklich verheiratet, 2 Kinder

Fotos: © Manfred Binder, Land OÖ, Junge ÖVP, CV Ball

2017-11-28T10:13:11+01:00